Nach rund einem Jahr Stagnation ist endlich eine Trendwende erkennbar. Zumindest in Österreich. Stagnierende Löhne bedingen einen ebenfalls stagnierenden Konsum, das Umfeld lässt nur wenig Dynamik erkennen. Die Eurozone stottert sich kraftlos aus der Krise. WIFO und IHS wollen erste Anzeichen der Konjunkturerholung erkennen.
[[image1]]Bereits 2014 sollte wieder Normalität herrschen. Das Wachstum der Weltwirtschaft dürfte auf das gewohnte Niveau steigen, die USA kommen schnell aus der Krise, auch wenn die Handlungsfähigkeit gegenwärtig nicht sonderlich gut ausgeprägt ist. Karl Aiginger, WIFO, erkennt Stabilität und robustes Wachstum sowohl in den USA als auch in Japan. Ähnlich rosige Aussichten sind hierzulande zu erkennen. Nach reichlich Seitwärtsbewegung zeichnet sich die lang ersehnte Trendwende ab. Osteuropa ist im Aufholprozess, 2014 dürften 2,2 % Wachstum realisierbar sein. Slowenien hinkt nach, ähnlich trübe Aussichten gibt es in Italien, die geringe Dynamik macht sich hierzulande noch deutlich bemerkbar. Es fehlt an Impulsen für die Wirtschaft. Kein Wunder, dass auch die Lokomotive Deutschland wenig Dampf im Kessel hat.
Strukturprobleme dämpfen Konjunktur
Die negative Inlandsfrage drückt mächtig auf die Stimmung. Strukturelle Probleme belasten das Wachstum, Lohnerhöhungen sind von theoretischen Charakterzügen geprägt und kommen nirgends an. Im ersten Halbjahr liegen die Konsumausgaben um ganze 1,3 % unter dem Vorjahr. Ähnlich lustlos dümpeln die Investitionen der Unternehmen auf verhaltenem Niveau, Experten sprechen bereits von einem Investitionsstau. 2014 wird es besser, es sollen wieder 3 % werden. Das entspricht in etwa dem Wert der Jahrtausendwende. Das trübe Bild der Inlandsnachfrage wird durch die Exporte merklich aufgehellt, 2014 soll die Quote bereits 5,5 % ausmachen, vorausgesetzt die Nachbarn spielen mit. Von einer Kreditklemme will K. Aiginger nichts wissen, auch wenn die Realität in diesem Punkt ein reichliches trübes Bild vermittelt. Basel zeigt Wirkung, das Volumen der Direktkredite stagniert seit 2012, erst nächstes Jahr darf mit einer Besserung gerechnet werden.
Stimmungsindikatoren verkünden Wachstum
Die Energiepreise haben der Inflationsrate eine stürmische Berg- und Talfahrt beschwert. Immerhin, die Sparquote steigt und die Inflationsrate sollte nach drückenden 2,7 % im Jänner auf vergleichsweise kommode 2,1 % im Jahresschnitt sinken. Für 2014 erwartet das IHS 1,9 % Inflationsrate. Von der Konjunkturbelebung jedenfalls sollten kaum preistreibende Impulse zu befürchten sein, da die Wirtschaftsleistung definitiv unter dem möglichen Produktionspotenzial liegt. Überhaupt ist ein dezenter Anstieg bei der Sparquote zu erkennen, wie auch die Tendenz in Mittel- wie in Osteuropa ein sehr heterogenes Bild präsentiert. Die Investitionen beginnen zu fruchten, das IHS bestätigt den durchwegs positiven Trend.
Arbeitsmarkt drückt auf Stimmung
Konjunkturell bedingt sind die Zahlen vom Arbeitsmarkt durchaus geeignet, die Stimmung zu dämpfen. Trotz Beschäftigungswachstum klettert die Zahl der Arbeitslosen auf vermutlich 7,6 % nach nationaler Definition. Das entspricht laut Eurostat immerhin noch 4,9 %, die Probleme sind nicht zu verleugnen. Qualifikation und Bildung gilt zusehends als Schlüsselkriterium, um am Arbeitsmarkt zu bestehen. Qualität zählt, und so setzen WIFO und IHS gleichermaßen auf verstärkte Vermittlungstätigkeit und nachhaltige Qualifizierung, wobei die Forderung nach Qualität nicht länger zu überhören ist. Den gängigen statistischen Finten in Form von Scheinausbildungen können die Experten jedenfalls nichts abgewinnen. Qualifikation ist eben das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit, doch genau in diesem Punkt ist eine Hinhaltetaktik erkennbar. Vorbeugende Massnahmen sind nun mal besser als panische Reaktionen, doch gerade langfristige Strategien sind nicht erkennbar.
Verteilungsproblematik belastet Standort
Ausgabenseitig ist der Schuldenabbau nicht zu vermeiden. Daneben wird der Ruf nach einer echten Steuerreform laut, ähnlich sieht es mit der Pensionsreform aus. Die Ausführungen der Experten verursachen Unwohlsein, das Ruhestandsalter speziell in Österreich muss angehoben werden, und zwar schneller als anderwo in Europa. Im Bereich Bildung und der Universitären Schiene sind Kurskorrekturen angebracht, zumal die Zahl der Unternehmensgründungen nicht unbedingt rühmlich ausfällt. Es fehlt einfach an Risikokapital. K. Aiginger drängt auf einen Kassasturz: Es gilt zu klären, welche Töpfe angezapft werden, eine Steuerreform und die erforderlichen Zukunftsinvestitionen sind der nächste Schritt, die Vorstellungen von IHS und WIFO sind sehr ähnlich.
Öffentlicher Sektor belastet Budget
Das aktuelle Bildungssystem kommt nicht gut weg, die aktuelle Diskussion geht ziemlich daneben. Eine grundlegende Schulreform scheint unumgänglich, ähnlich sieht es am öffentlichen Sektor aus. Dieser blockiert 50 % der Wirtschaftsleistung, so Aiginger. Das Gesundheitssystem bildet einen weiteren Knackpunkt, es geht um Vorsorge. Innovation und Betriebsgründungen werden nahezu stiefmütterlich gehandhabt, es fehlt am Venturekapital. Einmal mehr gerät die Gewerbeordnung ins Visier der Kritik. Der Bereich Umwelt wird ebenfalls angeprangert, die Dynamik im Bereich der Umweltziele ist stark rückläufig, Österreich fällt ab. Dornröschenschlaf auch im industriellen Sektor, es braucht Visionen, um die richtigen Ziele für 2025 ins Visier zu nehmen. Die Gießkanne jedenfalls hat ausgedient.
Strukturbereinigung für Wettbewerbsfähigkeit
Rückendeckung für die Strukturreform kommt aus der Kammer der Wirtschaftstreuhänder. Derzeit betragen die Staatsschulden 73,4 % des BIP, mit einer Abgabenquote von 44,3 % liegt Österreich an fünfter Stelle der EU 27. Die Lohnnebenkosten sind 37 % höher als in Deutschland. Der Handlungsbedarf ist nicht länger zu übersehen. Über 360 Sozialversicherungsgruppen sind entschieden zu viel, unzählige Ausnahmebestimmungen stiften reichlich Verwirrung, eine Leitnorm wäre ein Ausweg. 15 Sozialversicherungsträger belasten das System, man könnte mit 3 dieser Sorte das Auslangen finden. Was das Framework betrifft: Der Einstiegssteuersatz mit 36,5 % ist zu hoch angesetzt, die kalte Progression wirkt leistungshemmend. Budgetrestriktionen minimieren den Spielraum für kreative Massnahmen, eine Steuersenkung ist jedoch erst nach einer grundlegenden Strukturreform realisierbar.
Quersubventionen hinten rum haben ausgedient. Die Kammer der Wirtschaftstreuhänder spricht von über 10.000 unproduktiven Jobs, welche die Wertschöpfung belasten. Die Betroffenen dürften zudem kaum vermittelbar sein, mit einer erneuten Erhöhung der Arbeitslosenquote muss gerechnet werden. Es braucht entschlossene Wachstumsimpulse, um das österreichische Steuerparadoxon auszutricksen und die reellen Chancen auf Wachstum nicht länger auf Eis zu legen.
Bild: Markus Hein / pixelio.de/ © www.pixelio.de