Freitag, 27. Dezember 2024
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E-Auto-Bauer setzen auf Batterien aus dem Mühlviertel

Üppige Förderungen für die Anschaffung eines Neuwagens, geplante Verbote für Benzin- und Diesel-Pkw: Der Zug in Richtung Elektromobilität scheint nicht mehr aufzuhalten (siehe nachfolgendes Interview). Davon profitieren drei Brüder im Mühlviertel, die mit ihrer innovativen Akku-Technologie in der Branche für Furore sorgen. Kürzlich nahm ihre Firma Kreisel Electric den Spatenstich für ein Batteriewerk vor, das in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe setzt.  

„Pro Woche bekommen wir fünf bis sechs Anfragen von Unternehmen, die gemeinsam mit uns ein Projekt umsetzen wollen“, erzählt Markus Kreisel. Namen darf er aus Geheimhaltungsgründen nicht nennen, kolportiert werden aber Kunden wie Magna, Bosch und VW. Dabei begann sich der Jungunternehmer aus Freistadt gemeinsam mit seinen Brüdern Johann und Philipp erst  vor vier Jahren mit dem Thema Elektromobilität auseinanderzusetzen. Und dies nur aus Zufall. „Ich habe aus Neugier den E-Renault meines Vaters getestet und musste feststellen, dass dieser besser beschleunigte als mein PS-starker Wagen mit Verbrennungsmotor“, sagt Kreisel. Also bauten die drei Bastler in der Garage einen Audi A2 um, was sich als gar nicht so schwer erwies. Voll motiviert nahmen sie einen Porsche 911 in Angriff und stellten in den Bereichen Gewicht, Reichweite und Leistung Rekorde auf, was letztlich den Durchbruch für die Mühlviertler „Batterie-Brüder“ bedeutete. Das Geheimnis hinter ihrem Erfolg ist eine patentierte Akku-Technologie, bei der durch Laserschweißen die einzelnen Zellen optimal miteinander verbunden werden.

Zehn Millionen Euro fließen in Batteriewerk

Um der starken Nachfrage gerecht zu werden – der Standort in Freistadt platzt längst aus allen Nähten – gaben die Kreisels Anfang Mai den Startschuss für den Bau eines Batteriewerks auf der grünen Wiese in der Nachbargemeinde Rainbach. Satte zehn Millionen Euro investieren die Jungunternehmer in die Produktion von leistungsfähigen Akkusystemen für E-Autos, Busse, Schiffe, Nutzfahrzeuge und Flugzeuge. Bereits ab Mai 2017 werden hier Batteriepacks mit einer jährlichen Kapazität von 800.000 Kilowattstunden vom Band laufen, der Mitarbeiterstand soll sich von derzeit rund 30 auf bis zu 100 Personen erhöhen. Das Werk wird aber nicht nur in technologischer Hinsicht alle Stückerl spielen, auch auf Optik und Nachhaltigkeit legen die Firmenchefs großen Wert. So wird der Neubau dank Photovoltaikanlage und Abwärmenutzung bei der Produktion energieautark sein und den Mitarbeitern mit einem 20 Meter langem Pool am Dach sowie  einem Fitnesscenter Möglichkeiten zum Erholen und Relaxen bieten. 2015, im ersten vollen Geschäftsjahr erzielte Kreisel Electric einen Umsatz 5,6 Millionen Euro, für heuer sind bereits 15 Millionen Euro geplant. Hält der Boom an, woran Experten nicht zweifeln, dürfte wohl bald von den Erweiterungsmöglichkeiten am neuen Standort Gebrauch gemacht werden.

Markus Kreisel: „2019 werden mehr E-Autos verkauft werden als Benziner oder Diesel“

Norwegen, das in Europa dank großzügiger Förderungen Vorreiter bei der elektronischen Mobilität ist, will ab dem Jahr 2025 Benzin- und Diesel-Pkw verbieten, in Österreich hat das Umweltbundesamt ähnliche Überlegungen zur Erreichung der Klimaziele.  Bedeutet dies den Durchbruch für Elektroautos, die bis dato in den meisten Ländern nur sehr geringe Zulassungszahlen aufweisen?

Norwegen hat bereits sehr früh erkannt, dass man die Region bzw. das Land stärkt, wenn man auf E-Mobilität setzt, denn man ist von Ressourcen unabhängig.  Strom zu erzeugen ist mit Windkraft,  Photovoltaik und Wasserkraft aus der Region bzw. dem eigenem Land kein Problem.

Der US-amerikanische E-Auto-Pionier Tesla hat im März für sein neues, deutlich billigeres Modell 3 binnen einer Woche mehr als 300.000 Vorbestellungen erhalten. Wie werden Ihrer Meinung nach die anderen Autohersteller auf diesen spektakulären Erfolg reagieren?

Das ist schon sehr beeindruckend, denn man muss sich vorstellen, dass das Model 3 erst 2019 verfügbar sein und 50.000 Euro kosten wird, was eigentlich nicht günstig ist. Aktuell wird ein Preis von 35.000 Dollar exkl. MWst genannt. Ich denke, viele haben da nicht nachgerechnet und 1000 Dollar einmal eingezahlt, aber ob dann die Stückzahlen auch  abgefragt werden, ist offen. 2019 wird ein Fahrzeug erhältlich sein, das 25.000 Euro kostet, 250 km Reichweite hat und in 15 Minuten geladen werden kann. Mit einer Auflage von einer Million Stück.

Experten befürchten, dass Europa beim Thema E-Mobilität von Asien und den USA abgehängt wird. Ist diese Gefahr real?

Nein, das denke ich nicht. Wir sehen hier viele Bemühung aus Europa. Jedoch werden es einige Hersteller sehr schwer haben.

Wann werden Ihrer Einschätzung nach mehr E-Autos verkauft werden als Benziner oder  Selbstzünder?

Ich glaube bereits im Jahr 2019.

Ist derzeit die Infrastruktur wie effiziente Ladestationen noch ein Hemmschuh für den Durchbruch der umweltfreundlichen Autos?

Die Infrastruktur ist grundsätzlich nicht schlecht. Wenn aber mehr E-Fahrzeuge auf den Markt kommen, dann beginnt der Kampf um  Ladestationen. Wichtig ist es daher, in die Infrastruktur noch mehr zu investieren. Eine Ladesäule muss reserviert werden können, um ganz sicher zu gehen, dass ich, wenn ich zum Laden fahre, auch die Möglichkeit dazu habe. Das geht aber noch nicht.

Welche Rolle spielen für das E-Auto-Business steuerliche Anreize beim Kauf sowie  Bevorzugungen in der Straßenverkehrsordnung gegenüber Diesel- und Benzin-Autos?

Das ist sehr positiv zu sehen und unterstützt sicher den Verkauf von E-Fahrzeugen. Ziel ist es jedoch, bereits in den nächsten zwei bis drei Jahren Fahrzeuge leistbar zu machen und ohne Ankaufanreize den Einstieg zu finden.

Deutschland setzt auf Direktförderungen beim Autokauf und auf steuerliche Erleichterungen. Welchen Weg sollte Österreich Ihrer Ansicht nach beschreiten, welche Fehler gilt es zu vermeiden?

Wichtig ist es, in die Infrastruktur zu investieren. Wenn diese ausgebaut ist, dann werden die Hersteller in die Produktion von E-Fahrzeuge investieren und dann sind E-Fahrzeuge leistbar. Technisch und von der Kostenseite ist man in der Lage, einen Kleinwagen (5-Sitzer) mit 250 km Reichweite und 18 Minuten Ladezeit auf den Markt zu bringen und das bereits um 30.000 Euro.

Welche Reichweiten sind heute mit Elektroautos erzielbar und welche Fortschritte halten Sie bei den Batterien bzw. Akkusystemen in den nächsten Jahren für möglich?

300 km echte Reichten sind ausreichend, bedenkt man, dass eine Ladung innerhalb von 18 Minuten  möglich ist. Es bringt nichts, zu schwere und teure Fahrzeuge zu bauen, wichtig ist es, sichere und effiziente Fahrzeuge anzubieten. Mit der aktuellen Technologie – von Kreisel – wiegt eine 55 kWh-Batterie 330 Kilo und das Fahrzeug hat ein Gesamtgewicht von 1500 Kilo. Da liegen wir beim heutigen Durchschnitt von Verbrennern.

Kann die Stromerzeugung zum Problem für die elektronische Mobilität werden?

Nein, sicher nicht, Fahrzeuge werden in Summe als Speicher verwendet werden und für den Stromspitzenausgleich sogar das Stromnetz entlasten.

Was wird mit den vielen Batterien geschehen, die in alten, ausrangierten Elektroautos nicht mehr gebraucht werden?

Eine Batterie hat eine Nutzungsdauer von zehn  Jahren im Fahrzeug und 30 Jahren bei der weiteren Verwendung als stationärer Speicher.  Danach ist die Batterie – die Zellen – zwar nicht defekt mit 50 Prozent Restkapazität, jedoch die Elektronik ist das Problem. Die Batterie ist aktuell zu 60 Prozent recyclebar, in Zukunft wird dieser Wert auch besser sein.

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