Donnerstag, 26. Dezember 2024
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Reguliert Europa seine Banken zu Tode?

Bild © CC kschneider2991 Pixabay (Ausschnitt)

Nein – aber die Politik entzieht ihnen durch die Abschaffung der Zinsen die Existenzgrundlage. Sie zwingt sie zu hohen Risiken und quetscht sie mit Bankenabgaben und BASEL III aus. Die Amerikaner scharren in den Löchern.

Banker sein war auch schon leichter. Das denken sich nicht nur die Manager der arg gebeutelten „Deutschen Bank“, das denkt der ganze Sektor. Der ist hoffnungslos überdimensioniert, Einnahmen und Kosten werden mittlerweile staatlich gesteuert und die Aktienkurse seiner Institute kennen nur mehr eine Richtung – die nach Süden.
Prügelt Europa seine Banken gar zu Übernahmekandidaten?

Sparer enteignen

Mit ihrem umstrittenen Plan, Europas Ökonomie mit staatlich gedruckten Euro-Billionen anzukurbeln, hat die Europäische Zentralbank („EZB“) ein historisch einzigartiges Experiment gestartet . Zentraler Punkt ist die Verschenkung von per Mausklick gedrucktem Geld an Geschäftsbanken zum Zweck der Verwandlung durch ebendiese in billige Kredite für Bürger.
Mit der Nullzins-Politik haben die Privatbanken aber leider auch jedes Interesse verloren, Sparern Zinsen zu geben – bekommen sie das benötigte Kapital doch bei der EZB gratis. Im Endeffekt läuft es auf die Enteignung von Sparern und Besitzenden hinaus. Auf die Zerstörung privater Vorsorgebemühungen – und den Zwang in die Obhut staatlicher Pensionssysteme.

EU lässt zocken

Wenn Spargelder nicht mehr zinsbringend angelegt werden können (ab 2017 sinkt der Garantiezins bei Lebensversicherungen auf platonische 0,9%), dann kündigen immer mehr Menschen ihre Polizzen. Die Lebensversicherungsbereiche der Banken rutschen weiter ins Minus, Entlassungen sind die logische Folge.
Gleichzeitig werden enttäuschte Sparer gezwungen,  in risikoreichere Anlageformen – Stichwort „Schifffonds“ – auszuweichen. Viele Bürger zocken mit den staatlichen Billigkrediten der EZB auch wieder direkt an Börsen und Immobilienmärkten.
Eigentlich tut man wieder alles das, was zur US-Finanzkrise geführt hatte.

Ohne Zinsen Pleite

Das größte Problem ist aber die Vernichtung des Banken-Kerngeschäftes, dem Vergeben von Krediten. Denn die Nullzinspolitik hat jene Spanne dramatisch absinken lassen, von denen Banken letztendlich leben; der Differenz aus (von der EZB gratis) geborgtem und (an Haushalte und Firmen) verliehenem Geld.
Die naheliegende Strategie, nun an der Gebührenschraube zu drehen, funktioniert in der jetzigen Wettbewerbssituation nicht – zu „oberbanked“ ist Europa immer noch.

Wer braucht BASEL?

Dem Wegbrechen der Erlöse auf der einen Seite stehen die Kostenexplosionen durch „Basel III“ und die nationalen Bankenabgaben auf der anderen Seite gegenüber. Dabei müssen die Strafzahlungen oft von gesunden, seriösen Privat-Banken für die Vergehen staatlicher Zentralbanken (EZB und FED) sowie unfähiger Staats- und Landesbanken bezahlt werden. Zusätzlich treibt die Vorschriften-Lawine „BASEL III“ die Banken in den Wahnsinn.
Kein Wunder, dass die Amerikaner schon BASEL II (das sie ursprünglich selber angeregt hatten) selber nie unterzeichneten. Das verschafft ihnen einen beträchtlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber der europäischen Konkurrenz: Denn hier müssen Kredite mit teurem Eigenkapital (also Aktien oder einbehaltenen Gewinnen) hinterlegt werden .

Bank-Aktien: Tal der Tränen

Und hier beißt sich der Hund in den Schwanz: Europas Banken, denen zugleich Erlöse wegbrechen und neue Kosten erwachsen, sind für Investoren zunehmend uninteressant. Und so notieren die Aktien renommierter Geldhäuser wie die der Deutschen Bank oder der Commerzbank auf historisch tiefen Niveaus; und sinken immer weiter.
Was sie zu perfekten Übernahmekandidaten amerikanischer und asiatischer Institute macht.

Staat zwingt Banken zu Risiko

Wenn Autobauer den Rost fürchten, und Bauern den Hagel – dann ist der Gottseibeiuns der Banker das Risiko. Dieses immer unkontrollierter einzugehen, dazu zwingen Europas Politiker die Geldinstitute. Denn sie wollen diese um jeden Preis dazu bringen, Kredite zu vergeben – um damit jene Wirtschaft anzukurbeln, die sie aus Reformfeigheit selber niedergehen ließen.
So müssen Geschäftsbanken auf Guthaben (also nicht verliehenes Geld) 0,4% Strafzinsen nach Frankfurt zahlen. Da sagen sich viele Filialleiter: Bevor das Geld in der Bank also sinnlos Kosten verursacht, verleiht man es halt auch an zweifelhafte Schuldner (die sonst kein Geld bekommen hätten).
Diese Kosten wollen Deutschlands Sparkassen jetzt auch an ihre Sparer weitergeben. Was nichts anderes bedeutet, als dass ein früher als „fleißig“ genannter Sparer heute als „Systemfehler“ behandelt wird. Man bestraft ihn mit der Zahlung (!) von Sparbuchzinsen, weil er sich hartnäckig weigert, sein Geld gedankenlos zu verkonsumieren.
Weder ökonomisch noch ökologisch ist das ein vorzeigbarer Gedanke.

EU befeuert Bond-Blase

Die Lehrbücher wissen: Staatliches Billiggeld bläst Aktien- und Immobilienmärkte auf (siehe USA 2007/08). Die jetzige EZB-Führung ergänzt das Lehrbuch-Modell um eine Anleihen-Blase. Durch das Ankaufen von Bonds mit selbst gedrucktem Geld pumpte die staatliche EZB bisher 1.000 Milliarden Euro auf die Konten (ehemaliger) Wertpapierbesitzer (was diese laut Lehrbuch nun in den Konsum stecken würden – aber leider nicht tun).
Staaten wie Frankreich oder Portugal können sich damit sicher sein, auch ohne Reformen weiter an Kredite heranzukommen. Und so verschuldeten sie sich auch heiter weiter.
Das verschlechtert aber ihr Rating, und verunsichert Unternehmen und wirtschaftlich Gebildete. Die zahlen – aus Angst vor Ungemach – lieber Kredite zurück und schränken den Konsum ein.
Das Gegenteil des von den Staatsplanern erhofften.

Vor dem Gewitter

Was Europa wegen fehlender Gesetze nicht konnte, war die Zerschlagung gescheiteter Institute. 460 Banken fielen hingegen der US-Bankenaufsicht zum Opfer, und (fast) niemand weint ihnen heute eine Träne nach. Die neue europäische Bankenunion macht dies nun auch hierzulande möglich. Der einzige Hoffnungsschimmer am Vorabend des großen Gewitters.

Ansonsten stellen die obersten Bankenhüter in Frankfurt zurzeit nicht die Lösung, sondern das Problem dar. Ihre Politik des billigen Geldes schädigt den nationalen Bankensektor nachhaltig und führt in die nächste Krise – oder unter die Fittiche einer US-Bank.
Es gilt als gesichert, dass die US-Notenbanker unter Janet Yellen die Zinsen nach den US-Wahlen weiter anheben werden. Vielleicht ist das die letzte Chance Europas, gemeinsam mit Amerika das Tal der Dunkelheit zu verlassen.

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