Obwohl Europas Verfassungen offiziell die Meinungsfreiheit garantieren, wähnen sich viele Bürgerliche heute im Metternich´schen Spitzelstaat. Weil sie am marxistischen Gleichheitspostulat ihrer Eliten zweifeln, bleiben ihnen Karrieren in Schule, Uni und Presse verwehrt. Der Unterschied zum Biedermeier: Statt der Geheimpolizei kontrolliert heute die „Political Correctness“ das Wohlverhalten ihrer Bürger.
„Wer in Deutschland nicht sozialdemokratisch ist, landet entweder im Irrenhaus oder im Ausland“, so der Philosoph Peter Sloterdijk[1]. Und er setzt nach: „Alle Welt redet von Gerechtigkeit, wo doch nur Gleichheit gemeint ist. Dem Kollektiv wird alles untergeordnet, dem Einzelnen nichts zugetraut und die Lösung nur noch vom Staat erwartet.
Wer heute nicht links tickt, wird als „rechts“ und „Nazi“ verunglimpft – und ist von der öffentlichen Meinungsbildung ausgeschlossen. Offene Worte fallen nur mehr im Familien- und Freundeskreis. Viele flüchten sich in die Medien der „Freien Welt“ – Internet und Netflix.
„1984“: Orwell ahnte Diktatur
Wer Orwells Abrechnung mit dem Stalinismus, „1984“ liest, wähnt sich im Jahre 2017. Um das Denken zu kontrollieren, hat Orwells „herrschende Regierung“ sein Volk zu einer künstlich veränderten Sprache verpflichtet, „Neusprech“. Sie verhindert „Gedankenverbrechen“ – also das Beschäftigen mit verbannten (also bürgerlichen) Sichtweisen. Als „Gutdenker“ hebt sie Menschen hervor, die keine „unguten“ (also verbotenen) Gedanken haben.
Wird jemand aber als „ungute“ Personen enttarnt, wird er „vaporisiert“ (also verdampft), indem man ihn einfach totschweigt – so wie das die Medien heute mit nichtlinken Gedanken tun.
„Political Correctness“ für Dummies
„Politisch Korrekt“ („PC“) ist leicht zu lernen. Bereitwillig korrigieren Erfahrene bei Grammatikfehlern mit wohlwollendem Zischen: „Das war jetzt aber nicht politisch korrekt!“. Sie erklären dem Jungspund, welche Wörter er verwenden darf und welche nicht. So darf man Christen als Hinterwäldler und Lodenträger verspotten, Prophet Mohammed aber ist als polyglotter Friedensengel zu bewundern. Das kann schon mal verwirren.
Damit man nicht aus Versehen die eigene Meinung sagt, hier der „10-Regel-Kursus“.
Das 1. Gebot. Der Mainstream lobt sich selbst.
Gerne loben sich unsere Eliten mit schmeichelnden Vokabeln wie etwa „Zivilgesellschaft“. Damit meint man NGOs und Medien, die ein strenges Auge darauf haben, dass es bürgerliche Ideen nicht an die Öffentlichkeit schaffen. Dafür schenkt man sich gegenseitig (steuergelddotierte) Preise. Bürgerliche bleiben draußen. Ertragen Sie es.
Das 2. Gebot. „No-Gos“ einprägen
Es gibt Verbotenes (wie der Zweifel an der Verschwörung „der Reichen“ gegen „die Armen“, oder der „des Nordens“ gegen „den Süden“), total Verbotenes (wie das Sprechen als Bürgerlicher über Nationalsozialismus, Einwanderung oder Finanzkrisen) – und absolut total Verbotenes (wie die Kritik an Sozialmissbrauch, unbewachten Grenzen oder Schwarzarbeit).
Das 3. Gebot. Arbeiter=Opfer, Unternehmer=Ausbeuter
Wenn Lufthansa-Piloten mit einem Jahressalär von 250.000 Euro demonstrieren und Schilder mit „Stoppt die Profitgier!“ mitführen, dann meinen sie nicht die eigene, sondern die ihres Arbeitgebers. Politisch korrekte Magazine wie „Der Spiegel“ befinden eine „Gerechtigkeitsillusion“, denn junge Piloten würden nur noch mit 105.000 Euro starten[2].
Die politisch korrekte Dauerbeschallung führt zum Phänomen, dass sich selbst Teilzeitkräfte im Supermarkt auf Demonstrationen mit Luxus-Piloten solidarisch fühlen.
Das 4. Gebot. Niemand darf ausgegrenzt werden[3]
Nicht einmal Semmeln. Als der Einzelhandelsriese BILLA einen animierten Werbespot sendete, in dem eine billige Weißmehl-Semmel vor der Tür zum Backshop von zwei Vollkorngebäcken aufgehalten wird, gingen im Regierungsfunk die Wogen hoch. „Tausende Facebook-User sahen darin eine Aufforderung zur Ausgrenzung“, so der Nachrichtensprecher. Lachen Sie nicht.
Das 5. Gebot. Liberal nur gut, wenn links
Der österreichische Standard hält sich für „liberal“ – trotz großer Vorliebe für marxistisch-utopische Denker. Es beruht auf einer begrifflichen Schlampigkeit. Im England des 19. Jahrhunderts bezeichneten sich linke, gegen die konservative Obrigkeit kämpfende Publizisten wie Karl Marx als „Liberale“. Mit marktliberal hatten sie aber nichts am Hut. Nur mit Sozialismus.
Das 6. Gebot. Ungleichheit ist schlecht, und ansteigend
Beides ist sakrosankt. Nachfragen verboten. Etwa, warum Südafrika die höchste Ungleichheit der Welt aufweist – und Millionen Schwarzafrikaner am liebsten gerade dort wohnen würden.
Oder, warum die Slowakei die niedrigste Ungleichheit in der OECD aufweist – sich der Andrang österreichischer Ungleichheitsflüchtlinge dort aber bisher in engen Grenzen hält.
Das 7. Gebot. Gute Firmen sind ökologisch, sozial und fair
Das politisch korrekte Gymnasium weiß, dass nur Jobs bei Staat und NGO moralisch sind. Die in der Wirtschaft beruhten hingegen auf der Ausbeutung von Arbeitern, Afrikanern und Natur.
Dabei sind Firmen wie Fairtrade ökonomisch kontraproduktiv. Denn die geringe Höherzahlung ist an eine Bio-Produktion gebunden – und verleitet so zu unproduktivem Wirtschaften. Außerdem zementieren die Gelder die kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaft.
Das 8. Gebot: „Das System“ muss kollabieren
In der französischen Urvariante glaubten die Gallier einst, ihnen falle irgendwann einfach der Himmel auf den Kopf. Sozialisten steht der Sinn nach (vordergründig) Komplexerem:
Für sie wird die Ausbeutung der indigenen, arbeitenden Massen durch das verschwörerische US-amerikanische, neo-liberale Groß-Konzern-Kapital zu so großer Ungleichheit, Ausbeutung und Rassismus auf der Welt führen, dass die hungernden, geschrumpften Mittelschichten aufstehen und in der Weltrevolution alles niedermachen.
Glauben Sie es einfach.
Das 9. Gebot. Kampf nur gegen Nazis
Tagtäglich warnen Europas Medien so schrill vor Hitler, als stünde die NSDAP vor ihrer ersten Wahl – und wäre nicht vor 72 Jahren abgetreten! Filme, die – analog zu den 45 Millionen Opfern der nationalen Sozialisten – etwa die 50 Millionen der chinesischen Sozialisten thematisieren, gibt es nicht. Und wird es auch nicht geben.
Das 10. Gebot. Spezialvokabel
Um ihre aber-tausenden Subventions-Jobs zu rechtfertigen, erfindet die Sozialindustrie immer schrägere „Neusprech“-Vokabel. Die Integration von Menschen heißt jetzt „Inklusion“. Und Einwanderer sind jetzt MigrantInnen – sonst würde man ihnen in unsensibler Weise unterstellen, hier bleiben zu wollen.
Linke lesen – im Gegensatz zu Bürgerlichen – nur linke Bücher. Weil diese meist aus wirtschaftsfernen Allgemeinplätzen, Soziologen-Stammtischgerede und Verschwörungstheorien bestehen, formuliert man sie unnötig komplex.
Wer das aushält, wird mit dem höchsten Titel der „Political Correctness“ ausgezeichnet, und darf sich fortan „Linksintellektueller“ nennen.
[1] „Was darf man in Deutschland sagen – und was nicht?“, www.focus.de, abgerufen am 29.10.2015
[2] „Der „Spiegel“ 27/2015“, S. 64
[3] ZIB-Magazin, ORF, 26.6.2015