Irland holt einen Franzosen als neuen Leiter der Finanzaufsicht. Er tritt wenige Monate vor dem Ende des EU/IWF-Rettungspaketes an und übernimmt einen schwierigen Job.
[[image1]]Zum zweiten Mal in Folge macht Irland einen Ausländer zum Leiter seiner Finanzaufsicht und stellvertretenden Notenbankchef. Anfang Oktober wird der Franzose Cyril Roux den Briten Matthew Elderfield ablösen, der sein Amt nach rund drei Jahren – und damit zwei Jahre vor dem Auslaufen seines Vertrages – abgibt, um zur britischen Lloyds Bank zu wechseln. Roux ist derzeit stellvertretender Generalsekretär bei der Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution (ACPR), also der französischen Banken- und Versicherungsaufsicht, die zur französischen Notenbank gehört. Er war früher drei Jahre im französischen Finanzministerium tätig. Ursprünglich stammte er allerdings aus der Versicherungsbranche, denn der 46-Jährige arbeitete ein Jahrzehnt lang beim französischen Versicherungsriesen Axa. Er promovierte in Wirtschaftswissenschaften an der US-Eliteuniversität Harvard und gilt als leidenschaftlicher Schachspieler.
Filz in der Finanzelite
Dass erneut ein Ausländer an die Spitze der irischen Finanzaufsicht rücken soll, ist wohl kein Zufall. Denn so wird aller Welt signalisiert, dass der neue Aufseher unabhängig und unbelastet ist und auf keinen Fall zum Insiderklüngel der irischen Geschäftsbanken gehört. Denn traditionell kannte sich die Finanzelite Irlands zu gut, ging gemeinsam zum Pferderennen und pflegte auch sonst enge private und geschäftliche Kontakte. Dieser ungesunde Filz – vor allem die Beziehungen zwischen den Banken und den Immobilienhaien – waren dafür verantwortlich, dass die irischen Geschäftsbanken nach dem Platzen der Immobilienblase im Jahr 2007 mit riesigen Verlusten vom Steuerzahler gerettet werden mussten und der Irische Staat schließlich Ende 2010 unter dem EU-Rettungsschirm Zuflucht suchen musste. Die Bankenaufsicht hatte kläglich versagt.
Schwierige Aufgaben
Geht alles nach Plan, so wird Irland Ende dieses Jahres den Rettungsschirm verlassen und wieder auf eigenen Füßen stehen. Insgesamt 67,5 Milliarden Euro hat der kleine Staat an der westlichen Peripherie Europas dann von der EU und dem Internationalen bekommen, allein 64 Milliarden Euro musste der Staat in die Rettung der Banken stecken. Die Pleitebank Anglo Irish und eine kleinere Bausparkasse wurden nun liquidiert, letztlich bleiben auf dem irischen Bankenmarkt nun nur noch zwei einheimische Institute übrig, außerdem sind in Irland noch einige britische Banken – darunter die Lloyds Bank und die Royal Bank of Scotland und ihre Tochter Ulster Bank aktiv. Auf Roux kommen keine leichten Aufgaben zu, obwohl sein Vorgänger den Grundstein für ein solideres Finanzsystem legte. Denn die Banken schieben einen Berg an faulen Hypothekenkrediten vor sich her, die Zahl der Gläubiger, die ihre Hypotheken bereits drei oder sechs Monate nicht mehr bedienen nimmt zu. Politisch gilt dieses Problem als heiße Kartoffel – niemand weiß bisher, wie es gelöst werden kann, ohne die fragile irische Wirtschaft nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wie groß das Ausmaß der Probleme ist, wird wohl erst der nächste Stresstest offenbaren. Der aber wurde vom ursprünglich anvisierten Termin im September nun aufs erste Halbjahr 2014 verschoben. Erst dann wird sich absehen lassen, ob die Banken möglicherweise frisches Geld benötigen. Für Irland wäre das ein großes Problem, denn diese Nachricht käme just zu einem Zeitpunkt, wo es den Rettungsschirm bereits verlassen hat und sich wieder eigenständig an den internationalen Kapitalmärkten refinanzieren muss.
Gut entlohnt
Als neuer Finanzaufseher wird Roux ein Jahresgehalt von 310.000 Euro beziehen – das sind rund 30.000 Euro weniger als Elderfield und spiegelt die Tatsache wieder, dass die irische Regierung im Rahmen ihres Sparprogramms die Gehälter im öffentlichen Dienst gekürzt hat. Doch weil der Franzose, zehn Prozent seines Jahresgehalts – also 31.000 Pfund – als Zulage für seine Umzugskosten aus Paris erhalten soll, wird Roux künftig der am besten bezahlte Mitarbeiter der irischen Notenbank sein. Allerdings verzichtet er auf Boni und Pensionsbeiträge.