Donnerstag, 21. November 2024
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England in Flammen

Premier David Cameron will hart gegen die randalierenden Jugendlichen vorgehen und verurteilt die Krawalle als Kriminalität in ihrer reinsten Form ohne politischen Hintergrund. England und die Welt ist geschockt. Die Ausschreitungen auf „sinnlose“ Gewalt zu reduzieren, ist zu einfach. Die Gewalt resultiert nicht alleine aus Unmut über den Tod des Familienvaters Mark Duggan. Die Gewalt ist unentschuldbar, aber nicht unerklärlich. Natürlich gibt es einen politisch-sozialen Hintergrund.

Premier David Cameron will hart gegen die randalierenden Jugendlichen vorgehen und verurteilt die Krawalle als Kriminalität in ihrer reinsten Form ohne politischen Hintergrund. England und die Welt ist geschockt. Die Ausschreitungen auf „sinnlose“ Gewalt zu reduzieren, ist zu einfach. Die Gewalt resultiert nicht alleine aus Unmut über den Tod des Familienvaters Mark Duggan. Die Gewalt ist unentschuldbar, aber nicht unerklärlich. Natürlich gibt es einen politisch-sozialen Hintergrund. Die marodierenden Jugendlichen, ja Kinder, fassen es noch nicht in Worte, doch ihre unkontrollierte Wut bricht knietief aus einem ausgetrockneten Sozialsumpf hervor. Ein anfänglich friedlicher Protest artet in Brandschatzung und Plünderungen aus. Die Kids nehmen Güter an sich, die das zig-fache der staatlichen Unterstützungen wert sind, welche sie bereits lange verloren haben. Sie haben eigentlich gar nichts mehr zu verlieren. Niemand kann sich eine Vorstellung von ihrem Leben im Ghetto machen: ohne Arbeit, ohne Wohnraum, ohne Möglichkeit einer höheren Ausbildung, ohne Aufstiegschancen, ohne Respekt. Und dann sind plötzlich die Kameras da und die so lange marginalisierten Menschen am untersten Rand der Gesellschaft werden wahrgenommen. Vor zwei Monaten marschierten mehr als 2.000 Schwarze friedlich und ruhig zu Scotland Yard. Darüber war kein Wort in der Presse zu lesen. „Sie würden jetzt nicht mit mir sprechen, wenn wir nicht randalieren“, sagte ein junger Mann zu einem NBC-Reporter. Als sich die Queen nach Prinzessin Dianas Tod über Wochen nach Balmoral zurückgezogen und dem Volk durch ihre Abwesenheit in London Verständnis und ein Zeichen verweigert hatte, war es Premier Tony Blair, der das tiefe Bedürfnis im Herzen der Briten erkannte und gegensteuerte. Premier Cameron hätte genauso gut in seinem Urlaubsdomizil in der Toskana bleiben können. Streichungen von Sozialleistungen, Kündigungen von Sozialwohnungen, Sperren sozialer Netzwerke und nicht zuletzt die Kürzung von 10.000 Stellen bei der Polizei – eine Verhöhnung jener, die auf der Straße waren, um die Ordnung wiederherzustellen – sind keine Antwort für die Menschen in Tottenham. Es sind bedrohliche Signale und offenbaren das Verständnispotenzial eines Kleinkindes. Die Politik wird entscheiden müssen, welche Gesellschaft sie sich leisten will oder England wird weitere Schwelbrände und Explosionen erleben.

 

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