Mittwoch, 25. Dezember 2024
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Bedrohung oder Chance: Armutseinwanderung nüchtern betrachtet

Ausländer importieren tatsächlich Armut nach Österreich. Aber der Zuzug ermöglichte vielen Österreichern auch den Aufstieg in die Mittelschicht, für sie stiegen Gleichheit und Wohlstand. Langfristig sinkt die Ausländer-Armut, weil der soziale Aufstieg auch ihnen gelingt.

[[image1]]Laut EU Armutsbericht EU Silc sinkt die Armut hierzulande seit Jahren kontinuierlich. Allerdings nur bei Österreichern. Bei Zuwanderern steigt sie oder verharrt auf hohem Niveau. Die „Neuen“ kamen vor allem in den 1980igern (aus der Türkei), in den 1990igern (aus „Ex-Jugoslawien“) und in den 2000er Jahren (aus den „EU-Länder“). Die Immigranten waren meist wesentlich schlechter ausgebildet als ihre österreichischen Kollegen – und nicht zuletzt sind es auch die mangelnden Sprachkenntnisse, die sie in eher schlecht bezahlte Tätigkeiten drängten.

„Working Poor“ mit ausländischem Pass

So ist die Zahl bei den „Working Poor“ – also bei Menschen, die trotz Arbeit armutsgefährdet sind – in den letzten 10 Jahren in der Alpenrepublik um ein Drittel auf 196.000 abgesunken. Aber jeder vierte von ihnen hat einen ausländischen Pass.

Ausländer betrifft diese missliche Situation zu 15%, hier geborene Österreicher hingegen nur mehr zu 4%[1] (!).

Gleichheit bei Österreichern gestiegen

Der Zuzug sorgte auch für eine gleichmäßigere Einkommensverteilung – bei Inländern. Die jährlich publizierte OECD-Studie „Growing Unequal “ kommt zum Schluss, dass sich Österreichs Gini-Koeffizient (Maßzahl für die Verteilung zwischen Arm und Reich) in den letzten 25 Jahre nur um Nuancen verschlechtert hat – und zwar von 0,236 (Mitte 80er) auf 0,261 (2012). Die absolute „Veränderung“ ist mit 0,025 Punkten über 25 Jahre hinweg (!) so gering, dass sie am Rande der statistischen Wahrnehmung liegt.

Berücksichtigt man allerdings die starke Zuwanderung ungelernter Arbeitskräfte in gering qualifizierte (und –entlohnte) Tätigkeiten hierzulande, hat sich die Kluft zwischen armen und reichen „Österreichern“ sogar geschlossen.

Armut sinkt mit Aufenthaltsdauer

Fast jeder dritte Armutsgefährdete ist zugewandert (31%). Kinder bis 19 Jahren, die aus dem afrikanischen oder arabischen Raum stammen, sind zu 71% armutsgefährdet, junge Türken zu 56%. Auf den ersten Blick ist das Wasser auf die Mühlen von Populisten.

Auf den zweiten Blick aber nicht. Denn die Integration dauert zwar etwas länger, doch sie funktioniert:  Ausländer, die weniger als zehn Jahre in Österreich gelebt habe, sind zu 31% von Armut bedroht, nach 30 Jahren Aufenthalt halbiert sich der Wert aber schon auf 16%[2]. Eine Generation später (mit Deutschkenntnissen als Muttersprache) sind die Unterschiede weiter abgeschmolzen.

Österreicher: Aufstieg dank Einwanderer

Die Armutsgefährdung bei Inländern konnte von 12% (2004) auf 10% (2010) sinken, weil die kontinuierlich starke Zuwanderung viele Österreicher in die  Mittelschicht aufsteigen ließ. Inländische Supermarkt-Regalbetreuer stiegen zu Abteilungsleitern auf, weil ihre Deutschkenntnisse sie über ihre ausländischen Kollegen stellte. Inländische Abteilungsleiter wurden Filialleiter, weil angelernte Kräfte aus Ägypten keine Konkurrenz für österreichische Lehr-Abschlüsse bedeuten. Und viele Gewerbebetriebe konnten ihre Fließbandproduktion im Inland nur aufrechterhalten, weil sich dank (relativ) offener Grenzen genügend ausländische Akkordarbeiter fanden, die nach Österreich zu wandern bereit waren. Trotz der für hiesige Verhältnisse hart verdienten Löhne.

Österreichs Industrie konnte bleiben und sicherte Österreichern gutbezahlte Jobs als Techniker, Kaufleute und Facharbeiter. Mit der Industrie blieb auch deren Steueraufkommen – und damit wiederum das hohe Sozialniveau für alle.

So nebenbei hat der starke Zuzug von Ausländern noch Österreichs Geburtendefizit ausgeglichen und damit sein Pensionssystem stabilisiert.

Die Zuwanderung und ihre Beschränkung auf ungeliebte – weil monotone, nächtliche oder körperlich schwere – Tätigkeiten ermöglichte vielen Angehörigen der „indigenen Bevölkerung“ ein angenehmes Leben. Oder pointiert formuliert: Es brauchte den serbischen Akkord-Schweißer, damit der österreichische Philosoph im mit Steuergeld-finanzierten Projekt seinem Hobby – pardon, seinem Beruf – nachgehen kann und politisch zufrieden ist.



[1] EU Silc 2011

[2] EU Silc 2010, Statistik Austria 12/2011, S. 57ff.

 

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