In knapp zwei Wochen tritt Lettland als 18. Land der Euro-Zone bei. Trotz der großen Skepsis in der Bevölkerung zeigt sich Lettlands Botschafter in Wien, Edgars Skuja, von den Vorteilen der europäischen Gemeinschaftswährung überzeugt.
[[image1]]In Lettland gibt es viele Stimmen, wonach die Euro-Einführung mit 1. Jänner 2014 zu früh kommt. Was halten Sie den Kritikern entgegen?
Die kritischen Meinungen bei Teilen der Bevölkerung waren meistens mit den Ängsten verbunden, dass die Preise nach der Euro-Einführung steigen könnten. Doch es ist gelungen, diese Ängste zu nehmen. Seit dem 1. Oktober 2013 werden alle Preise für Waren und Dienstleistungen auch in Euro ausgeschildert. In der Zeit vom 1. Jänner bis zum 30. Juni 2014 wird auch der Lat noch im Preisschild beibehalten. Man muss sagen, dass in allen Ländern nach der Einführung des Euro die Zustimmung erst langsam gestiegen ist. In keinem der Länder war die Zustimmung vor der Einführung groß. Mit der faktischen Einführung kommen auch die Antworten auf sämtliche Fragen und die Unsicherheit nimmt ab.
Welche Vorteile verspricht sich Ihr Land vom Beitritt zum Euro-Raum?
Erstens wird die Euro-Einführung eine größere Stabilität der Wirtschaft in Lettland sichern. Der Euro ist die zweitgrößte globale Auslandsreserven-Währung – etwa 25 Prozent der Weltfinanzreserven werden in Euro erfasst. Das bedeutet, dass sogar im Fall ernsthafter wirtschaftlichen Erschütterungen der Euro seinen Wert behalten wird und stabil gegen die Unsicherheiten ist, die aufgrund der Kursschwankungen der Währungen enstehen können. Die Euro-Einführung beendet das Risiko der Abwertung und die Menschen werden sich bei Krisen und Erschütterungen nicht mehr um die Sicherheit ihres Ersparten und ihres Einkommens fürchten muessen.
Mit dem Euro wird zudem der Einfluss Lettlands auf die Beschlussfassung sowohl in Europa als auch weltweit steigen. Die Stimme Lettlands wird bedeutender, wenn wir in der Euro-Zone sind und nicht in der Peripherie. Lettland wird bei der Beschlussfassung über die Währungspolitik der Euro-Zone mitreden und mitentscheiden.
Kräftiger Impuls für die Wirtschaft erwartet
Welche Auswirkungen erwarten Sie für die Handelsbeziehungen mit anderen EU-Ländern, insbesondere mit Österreich?
Mit der Minderung der Risiken wird auch die Geschäftstätigkeit einfacher und billiger, was einen rascheren Exportzuwachs ermöglichen wird. Laut Prognosen der Nationalbank Lettlands könnte der Exportzuwachs bis 2020 um fünf Prozent größer sein ohne der Einfühung des Euro. Die gleichen Gründe werden auch mehr Investitionen nach Lettland bringen und den gesamten Handelsumfang, insbesondere mit den Euro-Ländern, steigern. Investitionen bedeuten zusätzliche Gelder, die in die Volkswirtschaft fließen, z. B. in der Produktion, was weiterhin die Beschäftigung fördern wird. Mit dem Zuwachs der Beschäftigung werden die Löhne und die Lebensqualität der Bevölkerung steigen. Die internationale Beratungsfirma „Ernst&Young” hat prognostiziert, dass im Zuge der Euro-Einführung und des Wirtschaftszuwachses das BIP Lettlands im nächsten Jahr um 4,2 Prozent und 2015 sogar um 5,2 Prozent wachsen wird.
Gehen Sie davon aus, dass mit dem Euro-Beitritt viele Exil-Letten in Ihre Heimat zurückkehren werden?
Wenn man die Emigration der Einwohner als ein spezifisches Problem des Wirtschaftszyklus sieht, gehen wir davon aus, dass mit Erholung der wirtschaftlichen Situation und mit dem Ausgleich des Lebensstandards eine Rückkehr der Mitbürger nach Lettland zu erwarten ist. Dieses Problem ist nicht nur für Lettland charakteristisch – weder historisch noch heute. Doch spielt auch der Staat eine wichtige Rolle, damit die Menschen zurückkehren wollen.
Wie soll sichergestellt werden, dass es im Zuge der Währungsumstellung zu keinen Preissteigerungen kommt?
Die Euro-Einführung wird von der Verbraucherschutzbehörde streng beaufsichtigt und kontrolliert. Auch die Preisauszeichnung wird von dieser Behörde beaufsichtigt. Der Verbraucherschutz übt zahlreiche Aufsichtsaktivitäten aus und prüft, ob der Preis gesetzmäßig ausgeschildert ist und einer ehrlichen Geschäftspraxis entspricht. Sowohl dem Handel als auch den Konsumenten wird eine informative Unterstützung garantiert.