Donnerstag, 14. November 2024
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CORONA-Virus: „Johns Hopkins“- Uni analysiert und gibt Politikern und Führungskräften wertvolle Ratschläge

Bild © CC0 Creative Commons, Pixabay (Ausschnitt)

Dieser Text erschien zuerst auf dem englischsprachigen Onlineblog Medium und wurde bereits millionenfach gelesen.

Bei alledem, was gerade rund um das Coronavirus passiert, ist es nicht einfach, eine Entscheidung darüber zu treffen, was zu tun ist. Solltest du warten, bis mehr Informationen verfügbar sind? Oder solltest du schon heute etwas tun?

In diesem Artikel werde ich – mit jeder Menge Diagrammen, Daten, Modellen und den dazugehörigen Quellenangaben – die folgenden Fragen behandeln:

  • Wie viele Fälle von Corona wird es in deiner Region geben?
  • Was wird passieren, wenn diese Fälle auftreten?
  • Was solltest du tun?
  • Wann?

Wenn du diesen Artikel zu Ende gelesen hast, wirst du das hier mitnehmen:

Das Coronavirus wird auch dich erreichen. Es verbreitet sich mit exponentieller Geschwindigkeit. Erst allmählich, dann plötzlich. Es ist eine Frage von Tagen. Vielleicht von einer Woche oder zwei. Wenn es so weit ist, wird dein Gesundheitssystem überfordert sein. Deine Mitbürger:innen müssen dann in Krankenhausfluren behandelt werden. Erschöpftes Personal im Gesundheitssektor wird an seine Grenzen stoßen. Manche werden sterben. In Krankenhäusern werden sie entscheiden müssen, welche Patient:innen Sauerstoff bekommen – und welche nicht. Der einzige Weg, das zu verhindern, ist soziale Distanznahme. Ab heute. Nicht erst ab morgen. Das bedeutet, dass so viele Menschen wie möglich ab jetzt zu Hause bleiben sollten.

Wenn du eine Person mit Führungsverantwortung in Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft bist, hast du die Macht und die Verantwortung, Szenarien wie diese zu verhindern.

Wie viele Fälle von Corona wird es in deiner Region geben?
Quelle: Johns Hopkins University / Perspective Daily
Quelle: Johns Hopkins University / Perspective Daily
Was wird passieren, wenn diese Corona-Fälle tatsächlich auftreten?

Das Coronavirus ist also schon da. Es ist unsichtbar und wächst exponentiell. Was wird in unseren Ländern passieren, wenn es zuschlägt? Das herauszufinden ist leicht, denn es gibt einige Orte, an denen genau das bereits der Fall ist. Die besten Beispiele sind die chinesische Region Hubei und Italien.

Sterblichkeitsrate

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt eine Sterblichkeitsrate von 3,4% an (Prozentzahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren und dann sterben). Diese Zahl ist aus dem Zusammenhang gerissen, also lass sie mich erklären.

Anders gesagt: Länder, die schnell handeln, können die Zahl der Todesfälle um den Faktor 10 reduzieren. Und das ist nur die Sterblichkeitsrate. Schnelles Handeln reduziert auch die Gesamtzahl der Fälle.

Länder, die schnell handeln, können die Zahl der Todesfälle um mindestens den Faktor 10 verringern

Was braucht es, damit ein Land vorbereitet ist?

Wie stark wird der Druck auf das Gesundheitssystem sein?

Etwa 20% der Fälle erfordern einen Krankenhausaufenthalt, 5% der Fälle erfordern eine Behandlung auf der Intensivstation und etwa 1% benötigen sehr intensive Hilfe, zum Beispiel durch Beatmungsgeräte oder »ECMO« (extrakorporale Membranoxygenierung).

Quelle: China Center for Disease Control & Prevention, Statista

Wie ein überfordertes Gesundheitssystem aussieht

Die Geschichten von Hubei und Italien beginnen sich auf unheimliche Weise zu ähneln. Hubei baute 2 Krankenhäuser in 10 Tagen, aber selbst danach war es noch völlig überfordert.

Beide Orte klagten darüber, dass die PatientInnen ihre Krankenhäuser überschwemmt haben. Sie mussten überall versorgt werden: in den Fluren, in den Wartezimmern, …

Beschäftigte im Gesundheitswesen arbeiten Stunden mit demselben Stück Schutzausrüstung, weil es nicht genug davon gibt. Daher können sie die infizierten Bereiche stundenlang nicht verlassen. Wenn sie es dann tun, klappen sie zusammen, sind dehydriert und erschöpft. Schichten gibt es nicht mehr. Die Menschen werden aus dem Ruhestand zurückgeholt, um den Bedarf zu decken. Menschen, die keine Ahnung von der Krankenpflege haben, werden über Nacht ausgebildet, um dann wichtige Aufgaben zu erfüllen. Alle sind ständig auf Abruf.

Bis sie selbst krank werden. Das passiert oft, weil sie ständig dem Virus ausgesetzt sind – ohne ausreichende Schutzausrüstung. Wenn das passiert, müssen sie einen Zeitraum von 14 Tagen in Quarantäne bleiben, in dem sie nicht helfen können. Im besten Fall gehen 2 Wochen verloren. Im schlimmsten Fall sind sie tot.

Was solltest Du tun?

Die Kurve abflachen lassen

Wir haben es mittlerweile mit einer Pandemie zu tun, die nicht mehr aufzuhalten ist. Was wir tun können: die Folgen möglichst gering halten.

Einige Länder haben sich darin bereits vorbildlich verhalten. Eines davon ist Taiwan, das an China angegliedert ist und dennoch bis heute weniger als 50 bestätigte Fälle aufweist.

Soziale Distanznahme

Es gibt eine einfache, aber effektive Methode hierzu: Abstand zu anderen Menschen halten. Wenn du dir die Wuhan-Grafik noch mal ansiehst, wirst du dich daran erinnern, dass ab dem Moment der Abriegelung auch die Zahl der Infizierten zurückging. Dies liegt daran, dass die Menschen nicht mehr miteinander in Berührung kamen und das Virus sich so nicht weiterverbreiten konnte.

Bild © Tomas Pueyo

Wie können PolitikerInnen dazu beitragen, dass mehr soziale Distanz eingehalten wird?

Die Frage, die sich PolitikerInnen heute stellen, ist nicht, ob sie etwas tun sollen, sondern vielmehr, was die angemessene Reaktion ist.

Es gibt mehrere Stufen, eine Epidemie unter Kontrolle zu bringen, angefangen bei der Vorbeugung bis hin zur Ausrottung. Für die meisten Optionen ist es heute jedoch bereits zu spät. Bei der jetzigen Anzahl von Fällen haben PolitikerInnen nur 2 Handlungsoptionen zur Auswahl: Eindämmung und Abschwächung.

Eindämmung

Die Strategie der Eindämmung stellt sicher, dass alle Fälle identifiziert, kontrolliert und isoliert werden. Das ist es, was Singapur, Hongkong, Japan oder Taiwan so gut machen: Sie schränken sehr schnell ein, wer ins Land oder in bestimmte Regionen reist, identifizieren und isolieren die Erkrankten sofort, nutzen schwere Schutzausrüstung für medizinische Fachkräfte, verfolgen alle Kontakte von Infizierten und stellen sie unter Quarantäne. So etwas funktioniert sehr gut, wenn man vorbereitet ist, frühzeitig handelt und die Wirtschaft nicht zum Stillstand bringen muss, um Maßnahmen ergreifen zu können.

Abmilderung

Dieser Schritt erfordert eine starke soziale Distanznahme. Die Menschen sollten sich nicht mehr treffen, um die Übertragungsrate (R) von R = ca. 2–3 – welche das Virus ohne Maßnahmen verfolgt – auf unter 1 zu senken, damit es schließlich ausstirbt.

Wie können ArbeitgeberInnen aus der Wirtschaft zur sozialen Distanzierung beitragen?

Wenn du GeschäftsführerIn bist und wissen möchtest, was du tun sollst, dann empfehle ich den Staying Home Club, als bestes Mittel für dich. Hierbei handelt es sich um eine Liste sozialer Distanzierungsmaßnahmen, die von US-Technologieunternehmen ergriffen wurden – bisher sind es 138 an der Zahl.

Sie reichen von erlaubter und erforderlicher Arbeit von zu Hause aus, hin zu eingeschränkten Besuchen, Reisen oder Veranstaltungen. Es gibt jedoch noch mehr Dinge, die jedes Unternehmen bestimmen muss. Beispielsweise wie es mit Arbeitskräften umgeht, die auf Stundenbasis angestellt sind; ob das Büro offen bleiben soll oder nicht, wie Interviews durchgeführt werden sollen, was mit den Cafeterien zu tun ist … Wenn du wissen willst, wie mein Unternehmen mit einigen dieser Dinge umgeht oder auch wie eine beispielhafte Ankündigung für deine MitarbeiterInnen aussehen kann, dann findest du hier mehr Informationen.

Wann?

Es ist sehr gut möglich, dass du bisher mit allem, was ich gesagt habe, einverstanden bist, dich aber die ganze Zeit schon fragst, wann welche Entscheidungen getroffen werden sollen. Anders ausgedrückt: Was sind die Auslöser für die entsprechenden Maßnahmen?

Risikobasiertes Modell für Auslöser

Dafür habe ich ein Modell erstellt.

Darin kannst du die wahrscheinliche Anzahl der Fälle in deiner Region eintragen und die Wahrscheinlichkeit berechnen, wie viele deiner Mitarbeiter:innen bereits infiziert sein könnten und auch, wie sich die Infektion im Laufe der Zeit entwickeln könnte. Es soll helfen einzuschätzen, ob du deinen Betrieb geöffnet lässt.

Hier ein paar Beispielberechnungen:

  • Wenn dein Unternehmen 100 Mitarbeiter:innen im Gebiet des Bundesstaates Washington mit 11 Coronavirus-Toten hat, besteht eine 25%ige Chance, dass mindestens einer deiner Mitarbeiter:innen infiziert ist, und du solltest das Büro sofort schließen.
  • Wenn dein Unternehmen 250 Mitarbeiter:innen hauptsächlich an der Südküste (Bezirke San Mateo und Santa Clara, die zusammen genommen 22 offizielle Fälle haben, wobei die tatsächliche Zahl wahrscheinlich mindestens 54 beträgt) beschäftigt, hatten sie am 9. März eine ca. 2%ige Chance, dass mindestens ein:e Mitarbeiter:in infiziert ist.
  • Wenn dein Unternehmen im Stadtkern von Paris angesiedelt ist und 250 Mitarbeiter:innen hat, besteht heute eine Wahrscheinlichkeit von 0,85%, dass einer deiner Mitarbeiter:innen das Coronavirus hat, morgen werden es 1,2% sein. Wenn du also nur eine Chance von 1% haben willst, solltest du dein Büro morgen schließen.

Im Modell verwende ich Bezeichnungen wie »Unternehmen« und »Mitarbeiter:innen«, aber dasselbe Modell kann auch für alle anderen Bereiche verwendet werden: Schulen, öffentliche Verkehrsmittel … Wenn du also nur 50 Mitarbeiter:innen in Paris hast, aber alle den öffentlichen Nahverkehr nehmen und dabei auf Tausende von anderen Menschen stoßen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eine:r von ihnen infiziert wird, plötzlich viel höher – und du solltest dein Büro sofort schließen.

Wenn du immer noch zögerst, weil niemand Symptome zeigt, denke daran, dass wahrscheinlich 26% der Ansteckungen auftreten, bevor es Symptome gibt.

Gehörst du zu einer Gruppe von Führungskräften?

Diese Berechnungen sind eigennützig im Sinne individueller Unternehmen, deren Risiko sie betrachtet. Sie können so viel Risiko auf sich nehmen, wie sie wollen, bis das Coronavirus sie dazu zwingt, Büros zu schließen.

Aber wenn du zu denjenigen gehörst, die in Wirtschaft und Politik Führungsverantwortung tragen, dann gehen deine Berechnungen über die eines einzelnen Unternehmens hinaus. Du fragst dich dann zum Beispiel: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eines unserer Unternehmen infiziert ist? Wenn du eine Gruppe von 50 Unternehmen an der Südküste mit durchschnittlich 250 Mitarbeitern leitest, besteht eine 35%ige Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines dieser Unternehmen eine:n MitarbeiterIn infiziert hat, und eine 97%ige Wahrscheinlichkeit, dass das nächste Woche Realität wird.

Den GESAMTEN, spannenden und informativen Artikel lesen Sie bitte hier:

Quelle:

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