Während in Norwegen Elektrofahrzeuge aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken sind, gelten die schnurrenden Stromer andernorts als Exoten. Kurze Reichweiten und fehlende Ladestationen verhindern die Marktdurchdringung. Dänemark geht in die Offensive. In den kommenden fünf Jahren werden 1.500 neue Ladestationen errichtet.
[[image1]]Strahlende Prognosen, ein ambitionierter Energiehandlungsplan und merklich gestiegene Nachfrage sind denkbar gute Voraussetzungen, um Elektromobilität einen zentralen Stellenwert in der nationalen Energiepolitik einzuräumen. Voraussetzung für diesen Erfolg ist eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur. So sollen bis 2015 über 9 Millionen Euro investiert werden. Der führende Anbieter für Elektromobilität in Dänemark hat gemeinsam mit einem österreichischen Unternehmen, das auf Ladeinfrastrukturlösungen spezialisiert ist, einen Kooperationsvertrag für die Errichtung von 1.500 Ladestationen geschlossen, um die kontinuierlich steigende Nachfrage zu decken. Einer Studie zufolge beabsichtigen rund 60 % der in Dänemark angesiedelten Organisationen, die Flotten mit E-Mobilität zu bereichern. Zudem könnte bereits 2015 jeder zehnte Neuwagen ein Elektrofahrzeug sein.
Vorreiter Norwegen: E-Cars prägen Verkehrsbild
Mit 11.000 E-Mobilen gilt Norwegen prozentuell gesehen als Spitzenreiter Europas, was E-Mobilität betrifft. Dem gegenüber stehen 2,4 Millionen konventionelle Fahrzeuge. Die Rahmenbedingungen sind ausgesprochen gut, da keine zusätzlichen Kosten für Import, Zoll und Zulassung anfallen. Vorerst noch von Mehrwertsteuer und Mautgebühren befreit, erfreuen sich die Besitzer der Stromer weiterer Annehmlichkeiten. Sie dürfen Busspuren benutzen, öffentliches Parken und Laden an den gegenwärtig 4000 öffentlichen Stationen im ganzen Land ist kostenfrei, wie Snorre Sletvold, Geschäftsführer des Norwegischen Elektroautoverbands Norsk Elbilforening, erklärt. Da in Norwegen der Strom nahezu komplett aus Wasserkraft erzeugt wird, minimieren sich zudem die CO2-Emissionen. Ein Nissan Leaf beispielsweise bringt es im hohen Norden demzufolge gerade auf ein einziges Gramm CO2, auf den deutschen Strommix umgelegt wären es bereits 97 Gramm auf jeden Kilometer. Da lacht der Elch!
Stromer überall …
Ein ähnlich gutes Umfeld für Elektromobilität gibt es in Estland. Dieses verfügt bereits über eine der weltweit dichtesten Ladeinfrastrukturen. Auf pro 8.200 Einwohner kommt eine Ladestation, die maximale Distanz zwischen den einzelnen Stationen beträgt 60 km. Alleine die Hauptstadt Tallinn kann 27 Stromtankstellen vorweisen, Tendenz steigend. Doch auch Italien ebnet den Weg für Elektromobilität. Der Ausbau der Infrastruktur schreitet zügig voran, der Kauf eines neuen Stromers wird mit bis zu 5.000 Euro belohnt. Für gewerbliche Fahrzeuge sind trotz durchwegs leerer Kassen für 2013 insgesamt 35,5 Millionen Euro an Fördergelder verfügbar.
Italien gut vernetzt
Um den komplexen Papierkrieg des Förderwesens zu minimieren, erfolgt die Prämienverrechnung dabei direkt über die Autohäuser. Intelligente Ladestruktur und regionale Projekte sollen die weitere Marktdurchdringung der Stromer beschleunigen. Vorreiterrolle ist die Emilia-Romagna. Ein Koordinierungskonzept ermöglicht, dass Kunden einen Vertrag mit einem Energieversorger schließen, jedoch alle Stationen der Region, unabhängig vom Anbieter, nutzen können. Die süditalienische Stadt Bari weist aktuell rund 50 Ladestationen auf, jetzt sollen die regionalen Projekte verbunden werden.
Deutschland: Kein Strom für Stromer?
Steuert die Politik beim Elektroauto nicht um, wird Deutschland internationales Schlusslicht bei der Elektromobilität bleiben. Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Uni Duisburg-Essen, bringt es auf den Punkt. Die Million Elektro- und Hybridmodelle bis 2020, von der die Bundesregierung immer träumt, rückt zusehends in weite Ferne. Es fehlt an geeigneten Initiativen. Zum einen wird E-Mobilität in den eigenen Reihen torpediert, zum anderen agiert die Automobilbranche auffällig zögerlich. Es braucht geeignete Rahmenbedingungen und Voraussetzungen. Den üppigen 99 % Wasserkraft in Norwegen stehen gerade mal 5 % in Deutschland gegenüber. Kohle- und Kernkraft scheiden für E-Mobilität naturgemäss aus, das hilft niemand und führt den grünen Hype ad absurdum.
Deutschland: Verfehlte Subventionspolitik
Erneuerbare Energie wäre zwar vorhanden, nicht jedoch der Wille, diese am Markt zu integrieren. Und wo es in Deutschland um Strom geht, ist die EEG-Umlage nicht weit. Diese treibt den Strompreis kräftig in die Höhe. Während Haushalte einmal mehr gerupft werden, trifft die Ökostromumlage auf heftigen Widerstand bei Industrie und Gewerbe, wie die aktuellen Ausnahmeanträge beweisen. Lobbyisten in Verbindung mit Kreuz- und Quersubventionen blockieren jeden Fortschritt. Brüssel hat genug, die Kommission nimmt das EEG-Gesetz ins Visier. Die Subventionspolitik einmal gründlich zu überdenken kann nicht schaden, es braucht Visionen, zukunftsweisende Konzepte und tragfähige Abkommen zwischen Politik, Herstellern und Energieanbietern. Und während in der traditionellen Autonation endlose Diskussionen darüber geführt werden, wer die Kosten für E-Mobilität zugeschanzt bekommt, gibt es andernorts beachtliche Erfolge zu vermelden.
Japan: Regierung zieht mit!
Vier japanische Fahrzeughersteller haben beschlossen, die erforderliche Ladeinfrastrukturstruktur im Land des Lächelns aufzubauen. Die Regierung zieht bereitwillig mit, es fließen über 750 Millionen Euro. 4000 Schnellladestationen und 8000 Normalstationen sollen die E-Mobilität mit neuen Impulsen versehen, bis 2020 sollen mindestens 15 % der dort verkauften Neufahrzeuge elektrisch betrieben werden.
Eine ähnlich dynamische Entwicklung ist in den USA zu erkennen. Die Verkaufszahlen von drei Fahrzeugmodellen, die sowohl in Deutschland als auch jenseits des Teichs angeboten werden, zeigen eklatante Unterschiede. Obwohl der US-Markt nur fünf mal so groß wie der deutsche Markt ist, gingen im ersten Halbjahr die besagten Modelle 35 mal so oft über den Ladentisch.