Donnerstag, 14. November 2024
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Das Sündenregister der Weltgesundheitsorganisation WHO in der Corona-Causa

Bild © CC0 Creative Commons, Pixabay (Ausschnitt)

Die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, spielt im Kampf gegen die Corona-Epidemie, eine geradezu fahrlässige Nebenrolle.

„Er müsste mehr Power entwickeln“. Das ist noch das Positivste was man derzeit an Kommentaren von den Gesundheitsexperten über den Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hört. Ein durchaus anerkannter, sympathischer Wissenschaftler, der seine Studien in Großbritannien absolviert hat und seit Juli 2017 an der Spitze dieser  Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf sitzt. Sie wurde 1948 gegründet und zählt heute 194 Mitgliedsstaaten und soll die Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen darstellen. Tatsächlich ist von den Koordinierungsbemühungen nicht wirklich etwas zu bemerken. Die vom Corona-Virus betroffenen Länder sind im Grunde auf sich allein gestellt.

Nur leere Worte, keine Taten

Die Lähmungserscheinungen der WHO findet man sogar auf der Web-Site dokumentiert und werden dort offenkundig. So wenn es dort lakonisch heißt, dass die WHO am 21. Dezember 2019 vom Ausbruch eines unbekannten Virus in Wuhan informiert wurde. Einen Monat später erklärte dann der Generaldirektor der WHO den Ausbruch des neuartigen Coronavirus (2019-nCoV) zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite. Worauf sich am 26. März der Regionaldirektor für Europa, Henri Kluge, mit einer Erklärung an die an die Medien wandte, die zu diesem Zeitpunkt bereits Allgemeinwissen war: „Mit beispiellosen Anstrengungen zur Verlangsamung und Unterbrechung der Übertragung von COVID-19 gewinnen wir Zeit und entlasten unsere Gesundheitssysteme, doch die sozialen und ökonomischen Kosten sind beträchtlich. Vor allem räumliche Distanz und Isolation sowie die Schließung von Schulen und Arbeitsplätzen stellen uns vor große Herausforderungen, da sie Auswirkungen auf unsere Vorlieben, unsere Bewegungsfreiheit und unsere sozialen Kontakte haben“. No na.

Das Versagen der WHO bei Problemlösungen

Verfolgt man die Arbeit der WHO in den letzten Jahren, so fällt unter anderem auf, dass wesentliche Aufgaben vernachlässigt, nicht mit Nachdruck verfolgt wurden. So indem man einfach zur Kenntnis nahm, dass nicht nur in den Entwicklungsländern das Gesundheitssystem und die medizinische Versorgung hinter den erforderlichen Mindeststandards nachhinkt, sondern auch in den Industriestaaten aufgrund von Sparmaßnahmen schwere Mängel bestehen. Das zeigt sich augenblicklich gerade in Europa in Ländern wie Großbritannien, Spanien und Italien, die im Kampf mit dem Corona-Virus an die Grenzen der Belastbarkeit stoßen. Oder etwa die USA, wo Krankenversicherung und Gesundheitsversorgung ein Luxusgut sind. Besonders dramatisch dürfte noch die Entwicklung am afrikanischen Kontinent werden, wo man schon jetzt von einer explosiven Situation spricht, die geradezu einen vulkanartigen Ausbruch erwarten lässt. In all diesen Bereichen nicht nur Tagungen zu veranstalten, quer durch die Welt zu reisen sondern auf konkrete Lösungen zu drängen, hat die WHO schlichtweg versagt. Dabei darf sie aus der etwas länger zurück liegenden Vergangenheit auch Erfolge auf ihre Fahnen heften. Dazu gehören die Impf-Kampagnen gegen eine Reihe von Infektionskrankheiten und der erfolgreiche Kampf gegen die Kinderlähmung.

Das Ziel war ein weltweites Primary Health Care-Konzept

Von solchen Erfolgen ist man in der Corona-Causa weit entfernt. Dabei hatte man sich vor 42 Jahren noch große Ziele vorgenommen. Auf der Konferenz in Alma Ata in Kasachstan verabschiedeten die Mitgliedsstaaten 1978 das so genannte Primary Health Care-Konzept. Damit wurde bestimmt, dass die Ziele der WHO nicht nur mit Impf- und Behandlungsprogrammen sowie Aufklärungskampagnen über Krankheitsursachen und für gesundheitsgerechtes Verhalten zu erreichen sind, sondern relevante gesellschaftliche Veränderungen erfordern. Konkret: Im Zentrum der Gesundheitsarbeit sollten die Mitsprache und Mitwirkung von Gemeinden stehen. Das Gesundheitswissen sollte nicht länger bei der traditionellen ärztlichen Profession monopolisiert bleiben, sondern durch Basisgesundheitsarbeiter allen zugänglich gemacht werden. Mittel sollten von der kurativen Medizin in wenigen städtischen Krankenhäusern zu den dezentralen Gemeindeprogrammen verlagert werden, die die Mehrheit der Menschen mit ihren dringlichsten Gesundheitsbedürfnissen erreichen.

Private Finanzierungen schaffen einseitige Abhängigkeit

Im Zuge des 70-Jahrjubiläums der WHO wurde eine Reihe von Berichten veröffentlicht, in denen sehr offen die Mängel angesprochen wurden. Aber nicht weiter verfolgt wurden. So indem es wörtlich hieß, „dass entsprechende Programme kaum in notwendiger Weise und dauerhaft umgesetzt worden sind. Das wiederum lag daran, dass die Finanzierung dieser Programme nie realisiert wurde. Vor allem wurde die WHO im neuen Jahrtausend ihrer erklärten Rolle, zentraler Akteur der globalen Gesundheitspolitik zu sein, zunehmend weniger gerecht“. Und das rächt sich jetzt im Zuge der Corona-Pandemie, die fast die gesamte Welt in Stillstand versetzt. Und hier setzt eine besonders harte Kritik an, die ein schiefes Licht auf die Finanzierung der WHO legt. Nur 52 % des WHO-Budgets werden von den WHO-Mitgliedstaaten finanziert. Der Rest der freiwilligen Beiträge stammt hauptsächlich von Stiftungen (21 %), von internationalen Organisationen, NGOs (17 %)

WHO steht zu sehr unter Einfluss von „Big Pharma“

Fazit der Kritiker: Große Geldgeber wie die Bill & Melinda Gates Stiftung – 80% ihrer Mittel sind projektgebunden – können massiv Einfluss auf die Ausrichtung der WHO nehmen. Ihre finanzielle Abhängigkeit begünstigt zudem den Einfluss von „Big Pharma“ und damit eines technisch-medizinischen Blicks auf die Weltgesundheit. Zuletzt wurden die Defizite und Risiken einer derart geschwächten WHO in der Ebola-Epidemie offenkundig. Und das wiederholt sich nun in der Corona-Krise, mit noch nicht absehbaren Auswirkungen. Die WHO hat viele ihrer Interessenkonflikte selbst geschaffen, „indem sie die Türen für Pharma und Philanthrokapitalisten weit geöffnet hat“ und versäumte, bei ihren Mitgliedsstaaten die Erhöhung der ungebundenen Beiträge einzufordern und damit die finanzielle Unabhängigkeit zu sichern.

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