Es ist oft extrem bitter, wenn ein heimisches Unternehmen nach der Pfeife seiner ausländischen Eigentümer zu tanzen hat. Das muss, gerade in diesen Tagen und Wochen, die Bank Austria schmerzvoll zur Kenntnis nehmen.
Die italienische UniCredit, die alles in allem 18.200 Arbeitsplätze abbauen wird, stutzt ihre österreichische Tochter nämlich brutal zusammen, indem tausende Jobs gestrichen, zahllose Filialen geschlossen werden und die für 17 Länder zuständige Osteuropa-Holding – und damit die Verantwortung für 48.000 Mitarbeiter – einfach nach Mailand transferiert wird, weil dort die Bankenabgabe nicht annähernd so hoch ist wie in Österreich. Damit löschen die Italiener mit einem Schlag endgültig ein Stück rot-weiß-rote Bankenhistorie aus.
Es ist oft bitter, wenn ein Unternehmen nach der Pfeife seiner ausländischen Eigentümer zu tanzen hat. Das muss, gerade in diesen Tagen und Wochen, die Bank Austria schmerzvoll zur Kenntnis nehmen. Die italienische UniCredit stutzt ihre österreichische Tochter brutal zusammen, indem tausende Jobs gestrichen, zahllose Filialen geschlossen werden und die für 17 Länder zuständige Osteuropa-Holding, wie‘s aussieht, nach Mailand transferiert wird, weil dort die Bankenabgabe nicht annähernd so hoch ist wie in Österreich. Damit löschen die Italiener mit einem Schlag endgültig ein Stück rot-weiß-rote Bankenhistorie aus.
Das Institut, das – nur zur Erinnerung – 1991 per Fusion der Gemeinde Wien-eigenen Zentralsparkasse mit der staatlichen, in kommerzielle Kalamitäten verstrickten Länderbank entstanden war und bald darauf die verstaatlichte Creditanstalt-Bankverein übernommen hatte, wurde 2001 an die Münchner Hypo Vereinsbank verkauft – womit die Gemeinde ihre monströsen Haftungen weitgehend los war. Diesem spektakulären Deal folgte schon vier Jahre später ein noch größerer: Die UniCredit inhalierte die Deutschen und damit auch die Österreicher, denen sie durch den berühmten „Bank der Regionen-Vertrag“ zehn Jahre Frieden garantierte – doch jetzt schlagen die Italiener, die unbedingt mehr Profitabilität sehen wollen, mit voller Wucht zu.
Selbst ein Verkauf des defizitären Privatkundengeschäfts der Bank Austria an die Bawag – gerüchteweise war von einem erträumten Kaufpreis in Höhe von rund 800 Millionen die Rede gewesen – ist noch nicht wirklich vom Tisch. Es könnte auch eine massive Umstrukturierung geben, die jedenfalls einer Art Kahlschlag gleichkäme. Vom Erdbeben in der heimischen Bankenbranche wird – was immer auch die nervös gewordene UniCredit entscheidet – speziell die Bawag profitieren, bei der die amerikanischen Hedgefonds Cerberus und Golden Tree das Sagen haben. Die einstige Gewerkschaftsbank, die auf Grund erinnerlicher Spekulations-Skandale schon am Rand des Ruins gestanden war, wurde von den Amis zwar mit gnadenlosen Methoden und ohne Rücksicht auf irgendwas wieder auf Vordermann gebracht. Es ist jedoch beileibe kein Geheimnis, dass speziell Cerberus, wegen üblicher Brutalo-Strategien gerne als „Höllenhund“ bezeichnet, schon seit geraumer Zeit Kassa machen möchte – und daher will man die Braut mit Hilfe von 1,6 Millionen Privatkunden der Bank Austria noch besser herausputzen. Doch auch ohne diesen Deal dürfte sich in absehbarer Zeit ein williger Käufer finden, der den erhofften Traumpreis der Amerikaner zu zahlen bereit sein wird.
Das unterschiedliche Schicksal der beiden „österreichischen“ Geldhäuser macht wieder einmal deutlich, dass Konzerne in fremder Hand bisweilen in arge Kalamitäten rutschen und absolut nichts gegen willkürliche Entscheidungen seitens ausländischen Inhaber unternehmen können – obzwar österreichische Interessen dabei in keinster Weise berücksichtigt werden. Selbst wenn die italienische UniCredit und der amerikanische Hedgefonds Cerberus für die Republik als Ganzes und die betroffenen Unternehmen im Speziellen mit Sicherheit kein Glücksfall sind, ist es relativ müßig, langmächtig über den Ausverkauf der österreichischen Wirtschaft zu räsonieren. In zahlreichen Fällen ist der Einstieg internationaler Investoren nämlich nicht bloß ein Kompliment für heimische Großbetriebe, sondern zugleich ein Erfolgsturbo für diese gewesen. Bei anderen Übernahmen lässt es sich noch nicht wirklich beurteilen, ob ausländische Aktionäre eher Vorteile bringen oder doch die Nachteile überwiegen.
Privat statt Staat
Die Privatisierung einstmals staatlicher Konzerne wurde seinerzeit vielerorts, vor allem von der „rechten Reichshälfte“, stürmisch bejubelt. In der Tat hat sich beispielsweise der Linzer Stahlkonzern Voestalpine seit dem Börsengang ausgezeichnet am Weltmarkt behaupten können, auch die OMV, bei der der Staatsfonds IPIC aus Abu Dhabi ein gewichtiges Wort mitzureden hat, schlug – trotz der bekannten Troubles in jüngerer Zeit – einen erfolgreichen Kurs ein. Die nationale Airline Aua wiederum wurde von der deutschen Lufthansa geschluckt, die frühere kommerzielle Turbulenzen weitgehend vergessen ließ. Deutlich kritischer ist der Verkauf der Austria Tabak im Jahr 2001 zu beurteilen, die zunächst an die britische Gallaher verscherbelt wurde und letztlich samt dieser in der japanischen JTI aufging, für die sie nunmehr nicht viel mehr als eine kleine Filiale in Wien ist. Eine gewisse Skepsis ist nicht zuletzt bei der Telekom Austria angebracht, die neuerdings vom mexikanischen Milliardär Carlos Slim beherrscht wird.
Im privaten Bereich kam es ebenfalls zu etlichen Total-Übernahmen einstmals prominenter rot-weiß-roter Unternehmen: Karl Wlaschek hat 1996 seine Billa-Kette an den deutschen Rewe-Konzern verkauft, der ihre dominante Marktposition zügig ausbauen konnte. Die Brau Union wiederum, die österreichischen Bier-Baronen gehört hatte, befindet sich seit 2003 im Besitz der niederländischen Heineken-Gruppe und bereitet der Nummer Drei weltweit durchaus viel Freude. Andere Betriebe wiederum haben sich jenseits der Grenzen Partner angelacht, die ihr kommerzielles Rückgrat stärken und ihnen neue Zukunftsperspektiven eröffnen sollten: Die oberösterreichische KTM AG etwa hat in mehreren Etappen die indische Bajaj Auto ins Boot geholt, der nunmehr rund 48 Prozent der Anteile gehören. Der Flugzeugzulieferer FACC in Ries im Innkreis indes, bei dem einstmals etwa der Skifabrikant Josef Fischer Eigentümer war, wechselte 2009 in chinesischen Besitz – seither sitzen dort sechs Repräsentanten der Xi‘an Aircraft Industry im 12-köpfigen Aufsichtsrat und einer im dreiköpfigen Vorstandsteam. Beim Bau-Riesen Strabag sicherte sich der russische Oligarch Oleg Deripaska 19,4 Prozent der Aktien, was sich für das Unternehmen nicht unbedingt als Nachteil entpuppt hat. Erst 2013 trat die Familie Koch ihre Möbel-Kette Kika/Leiner an die südafrikanische Steinhoff-Gruppe ab, die dort nunmehr nach Belieben schalten und walten kann. Infolge einer finanziellen Schieflage musste schließlich die Familie Essl heuer ihre Baumax AG zerschlagen und die österreichischen Reste der einstigen Paradefirma notgedrungen den Rivalen Obi und Hagebau überlassen.
Business as usual
Die heimische Wirtschaft wird jedenfalls – nachdem sich bekannte Labels bzw. ehemalige rot-weiß-rote Vorzeige-Unternehmen wie Kaindl, Schöps, Herlango, Kneissl, später auch Niedermeyer, Gazelle, Delka oder ganz aktuell Tlapa als nicht lebensfähig erwiesen – immer stärker von internationalen Eigentümern dominiert, die österreichische Unternehmer-familien – teilweise bereits vor längerer Zeit – abgelöst haben: Atomic-Ski etwa sind finnisch (Amer Sports), Ewe Küchen schwedisch (Nobia), die Eternit Werke zur Gänze eidgenössisch (FibreCem), und auch Palmers befindet sich mit dem Private Equity Fonds Quadriga Capital als Hauptaktionär mehrheitlich in ausländischem Besitz. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen – in einer globalisierten Welt ist das eben Business as usual.
Was bei den genannten Betrieben der Mittelklasse ein langfristiger Trend wurde, ist naturgemäß auch im Top-Bereich längst selbstverständlich: Während 18 der 50 größten Unternehmen in Österreich zur Gänze Ableger internationaler Riesen sind, sodass alle wichtigen Entscheidungen in deren Konzern-Headquarters gefällt werden – gemeint sind etwa die Porsche Holding, Gazprom Neft Trading, Rewe, Magna, Mondi, Hofer, aber auch BMW Motoren, Henkel, Siemens, BP oder Liebherr – , sind bei vielen anderen auf den ersten Blick österreichische Top-Firmen jede Menge internationaler Aktionäre mit an Bord, vor allem bei börsenotierten Aktiengesellschaften: An der Post AG beispielsweise halten private und institutionelle Investoren aus aller Welt fast 32 Prozent der Anteile – der Großteil befindet sich noch in österreichischer Hand; bei der Voestalpine stammen rund 37 Prozent der Aktionäre aus dem Ausland; beim Ziegelhersteller Wienerberger sind es gar 77 Prozent, wobei die größten Pakete von kanadischen, US-amerikanischen und britischen Gesellschaften gehalten werden; beim Feuerfest-Konzern RHI und dem Anlagenbauer Andritz AG sind jeweils zwei ausländische Aktionärs-gruppen an Bord, die zusammen mehr als 10 Prozent der Shares besitzen – dazu kommen noch beträchtliche Anteile am Streubesitz. Bei der Porr AG schließlich, die zu nahezu 54 Prozent von einem österreichischen Syndikat beherrscht wird, halten überwiegend britische, deutsche und Schweizer Investoren zwei Drittel am Streubesitz.
Keine Ölscheichs für die ÖBB!
Im Prinzip muss es ja wirklich nichts Böses sein, wenn österreichische Unternehmen auf starke ausländische Schultern bauen können – so wie zum Beispiel die niederösterreichische EVN, an der die deutsche EnBW rund ein Drittel besitzt, oder die dem Land gehörige Energie Steiermark, bei der die französische EDF die Sperrminorität hält. Schlimm wird‘s allerdings dann, wenn die Ausländer vor allem eigene Ziele durchsetzen möchten, ohne Rücksicht etwa auf Wertschöpfung, Human Capital oder österreichische Arbeitsplätze, die bisweilen rucky-zucky abgebaut werden. Noch in guter Erinnerung ist diesbezüglich das Schicksal der Semperit Reifen GesmbH, die im Jahr 2002 auf Geheiß ihres deutschen Eigentümers, der Continental AG, ihr Werk in Traiskirchen dicht machen musste.
Das heißt: Wenn der Einfluss von außen zu stark wird, kann es unangenehm werden. Daher ist es wichtig, dass beispielsweise Staatsfirmen wie die ÖBB – mögen sie noch so heftig kritisiert werden – im Besitz der öffentlichen Hand bleiben. Würde die Bahn etwa an Ölscheichs oder die Wien Holding zum Beispiel an einen norwegischen Staatsfonds verscherbelt werden, wäre das eine Horrorvision für die Republik. Denn so gut wie alle ausländischen Investoren wollen primär Kohle sehen – und würden daher so lange Jobs abbauen, rationalisieren, möglichst wenig investieren, bis das Land nicht mehr funktionioniert. Doch mindestens eben so wichtig wie das Faktum, dass derartige Betriebe in österreichischer Hand bleiben, ist die Tatsache, dass wir in Österreich noch immer zahllose einheimische Unternehmer haben, die sich nicht nur bestens behaupten, sondern auch auf ausländischen Märkten erfolgreich unterwegs sind (siehe Kasten). Diese unternehmerische Elite müsste jedenfalls viel mehr geschätzt und besser behandelt werden, als dies derzeit angesichts der durchaus wirtschaftsfeindlichen Grundhaltung vielerorts der Fall ist. Denn österreichische Unternehmer-Persönlichkeiten leisten für das Land in Summe gesehen ungleich mehr als etwa die italienische UniCredit oder der US-Hedgefonds Cerberus. Der Politik ist das leider noch nicht so richtig bewusst…
Die rot-weiß-rote Elite-Liste
In der Hand österreichischer Top-Unternehmer befinden sich beispielsweise Großkonzerne wie
— Spar Österreich (Familien Drexel, Reisch, Poppmeier u.a. / S)
— Swarovski (Swarovski-Clan / T)
— XXXLutz (Fam. Seifert / OÖ)
— Alpla (Fam. Lehner / V)
— Novomatic (Johann F. Graf / NÖ)
— Egger Holz (Fam. Egger / T)
— Blum – Beschläge (Fam. Blum / V)
— Plansee (Fam. Schwarzkopf / T)
— Gebrüder Weiss (Fam. Senger-Weiss / V)
— Umdasch (Fam. Umdasch / NÖ)
— Pappas (Fam. Pappas / S)
— Prinzhorn (Fam. Prinzhorn / NÖ)
— Greiner (Fam. Greiner / OÖ)
— Doppelmayer (Fam. Doppelmayer / V)
— Pfeiffer HandelsgmbH (Fam. Pfeiffer / OÖ) oder
— AVL List (Fam. List / Stmk)
Dazu kommen staatliche Großbetriebe wie die ÖBB (W), die Asfinag (W) oder die Bundesimmobilien GmbH W), weiters Unternehmen, die zu 100 Prozent den Ländern gehören – darunter die Wiener Stadtwerke Holding (W), die Tiwag (T), die Steiermärkische Krankenanstalten (Stmk), die Vorarlberger Illwerke (V) oder die OÖ. Gesundheits- und Spitals AG (OÖ).
Obendrein ist es höchst erfreulich, dass es im Spektrum von 200 Mio. Umsatz aufwärts bis zu einer Größenordnung von fast 700 Mio. etliche Paradeunternehmer gibt, die zumeist für großartige Leistungen, nachhaltigen Erfolg und ein gesellschaftliches Veranwortungsbewusstsein stehen. Beispiele sind u.a.
— Loacker (Recycling / V)
— Miba (Autozulieferer / OÖ)
— Kuhn (Maschinen & Anlagenbau / S)
— Frischeis (Holz / NÖ)
— Plasser & Theurer Maschinen/Anlagenbau / W)
— Saubermacher (Recycling / Stmk)
— Pfanner (Fruchtsäfte / V)
— Riedel (Gläser / T)
— Knill (Maschinen & Anlagen / Stmk)
— Banner (Batterien / OÖ)
— Ölz (Nahrungsmittel / V)
— Unger (Stahlbau / B) oder
— Hartlauer (Foto / OÖ).
Österreich kann sich schließlich glücklich schätzen, dass es letztlich auch im mittelständischen Bereich, quer durch alle Bundesländer und in unterschiedlichsten Branchen, ziemlich viele heimische Betriebe gibt, die sich – auch auf internationalen Märkten – bestens behaupten, darunter Firmen wie
— Rupp (Käse / V)
— Leier (Baustoffe / B)
— Kotanyi (Gewürze / NÖ)
— Berger (Fleisch / NÖ)
— Handl (Speck / T)
— Blagusz (Transport / B)
— Darbo (Konfitüren / T)
— Bertsch (Maschinen& Anlagen / V)
— Lorenz (Schuhe / OÖ)
— Wiesbauer (Wurst / W)
— Morandell (Getränke / T) oder
— Kiennast (Lebensmittel / NÖ).