Wie Der Standard aktuell berichtet, soll einem Berater der Strabag das Ibiza-Video schon 2017 angetragen worden sein. Das Angebot wurde aber nicht weitergeleitet – auch nicht an Hans Peter Haselsteiner.
Wien – Der Baukonzern Strabag hat ungewollt eine Rolle in der Affäre um das Ibiza-Video gespielt. So sagte Heinz-Christian Strache im Juli 2017, damals noch FPÖ-Parteichef, in der Gesprächsrunde mit der vermeintlichen russischen Oligarchennichte sowie mit Ex-FPÖ-Klubchef Johann Gudenus: „Das Erste in einer Regierungsbeteiligung, was ich heute zusagen kann: Der Haselsteiner kriegt keine Aufträge mehr.“ Hans Peter Haselsteiner ist Miteigentümer und Ex-Vorstandschef des Baukonzerns.
Am Montag veröffentlichte die Seite „EU-Infothek“ einen Artikel, wonach das Video bereits 2017 „dem Chef der Strabag“ gezeigt und angeboten worden sei. Politische Kreise in Österreich „und zumindest der Strabag-Konzern“ hätten von dem Video gewusst. Diese Aussage wird von einer Strabag-Sprecherin am Montag vehement zurückgewiesen. „Der Strabag wurde das Video nicht angeboten, das kann ich ausschließen.“
Strabag-Berater soll Angebot erhalten haben
Miteigentümer Haselsteiner sagt im Gespräch mit dem STANDARD, dass er vor wenigen Tagen von Zoltán Aczél kontaktiert worden sei. Der Lobbyist, einst Generalsekretär des Liberalen Forums, ist für die Strabag seit einigen Jahren für den Bereich Osteuropa als Berater tätig und betrieb auch die Agentur Eurocontact. Laut Haselsteiner habe Aczél ihm erzählt, dass „Aczél das Ibiza-Video tatsächlich angeboten“ wurde. Aczél habe aber abgelehnt und es der Strabag oder direkt Haselsteiner nicht weitergeleitet oder angeboten.
Denn er habe gewusst, „dass ich das nicht annehmen würde“, so Haselsteiner. Haselsteiner selbst habe von dieser Sache erst vor wenigen Tagen erfahren. Bei der Strabag zeigt man sich jedenfalls zunehmend verärgert darüber, in die Ibiza-Causa hineingezogen zu werden: Aus dem Umfeld des Baukonzerns ist zu hören, dass vor allem die SPÖ versuche, Verbindungen der Strabag zu Ibiza-Gate herzustellen.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Zuletzt hatte der Wiener Anwalt M. wie berichtet zugegeben, in das Video involviert gewesen zu sein. Er soll das Video auch Aczél um einen Millionenbetrag angetragen haben. M. ließ über seinen Anwalt Richard Soyer mitteilen, dass es sich „um ein zivilgesellschaftlich motiviertes Projekt“ gehandelt habe, „bei dem investigativjournalistische Wege beschritten wurden“.
Nachfragen des STANDARD wurden vorerst nicht beantwortet, auch über mögliche weitere Drahtzieher hinter dem Video oder Finanziers gab es keine näheren Angaben. Als zweite mögliche Schlüsselfigur ist der Wiener Detektiv Julian H. namentlich bekannt: Er soll laut Angaben von Gudenus auch beim Abend auf der Finca auf Ibiza dabei gewesen sein.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat am Montag mitgeteilt, „dass betreffend die Erstellung des Ibiza-Videos bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde und in mehrere Richtungen ermittelt wird“. Es werde aber um Verständnis gebeten, „dass aus ermittlungstaktischen Gründen keine näheren inhaltlichen Auskünfte erteilt werden dürfen“.
Verein weist Involvierung in Ibiza-Video zurück
Parallel dazu ist auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft tätig. Hier wird noch ein Anfangsverdacht geprüft, heißt es zum STANDARD. Ein Ermittlungsverfahren wurde offiziell noch nicht eingeleitet. Knackpunkt dürfte ein Ersuchen der WKStA um Auslieferung eines Nationalratsabgeordneten sein. Es dürfte sich um den FPÖ-Mandatar Markus Tschank handeln, der für Vereine im Umfeld der FPÖ tätig war. Strache hatte auf Ibiza angedeutet, dass Parteispenden über Vereine abgewickelt werden könnten.
Das Zentrum für politische Schönheit hat am Montag via Twitter jegliche Involvierung in das Ibiza-Video dementiert: „Für das Ibiza-Video ist weder von uns Geld geflossen“, noch habe man es Medien zugespielt.
Quelle:
- Strabag dementiert, von Ibiza-Video vor Veröffentlichung gewusst zu haben, derstandard.at, 27.05.2019