Dass in unserem Land schon seit Jahrzehnten immer dieselbe Partei zur stimmenstärksten gewählt wird, fällt gelernten Österreichern gar nicht auf. Dass dies auch die nächsten Jahrzehnte so bleiben wird, dafür sorgt ein medien-demokratisches Phänomen: Die 80/20-Demokratie.
Dass in unserem Land schon seit Jahrzehnten immer dieselbe Partei zur stimmenstärksten gewählt wird, fällt gelernten Österreichern gar nicht auf. Dass dies auch die nächsten Jahrzehnte so bleiben wird, dafür sorgt ein medien-demokratisches Phänomen: Die 80/20-Demokratie.
Jüngst veranstaltete das ORF-Landesstudio Salzburg einen Diskussionsabend zum Thema Mittelschicht. Dass eben diese schrumpfen, die Kluft hingegen wachsen bzw. die Welt immer ungerechter würde, davon waren Gabi Burgstaller (SPÖ), Ulrike Herrmann (TAZ, Berlin), Bernhard Schausberger (ORF) und Helmut Marterbauer (AK) überzeugt. Einzig der „Quotenliberale“, Clemens Wallner von der Industriellenvereinigung, verwies auf EU-Zahlenmaterial, das vom schlichten Gegenteil wusste. Wer glaubt aber schon einer Minderheit von 20%? Es stand einer gegen Vier – oder 80 gegen 20. Auf Ö1 hätte man Wallner ohnehin weggelassen.
80 Prozent Einheitsmeinung
Österreichs staatliche Fernsehkanäle und Radiostationen sind unabhängig – in der Auswahl linker Medienpartner. Gern bietet man Jean Ziegler ein Podium, um seine (freilich im Ausland) widerlegten Verschwörungstheorien von Kapital und Spekulanten wütend in die Bürgerzimmer zu speien, regelmäßig informiert Kapitalismus-Zerstörer Felber von Attac – selbstredend, dass man solch Propheten da nicht gleich mit profaner Kritik beleidigt. Ob Joseph Stiglitz oder Studiogäste von der Arbeiterkammer, Wifo, Armutskonferenz und Caritas – sie alle wissen unisono: „Am Weltunheil ist nur der Neoliberalismus schuld – drum wähle, wer sich selber „fair“ und „gerecht“ nennt.
Am Printmarkt sieht`s nicht besser aus: Staatsmillionen – als Inserate getarnt – sicherten das Wohlverhalten ausgesuchter Massenblätter. Allein in Wien kontrollieren Krone, Österreich und heute mit dem VOR-Magazin 80% der Printauflage. Natürlich gäbe es die Faymann-Huldigungen in „Österreich“ auch ohne Geld – dessen Schöpfer, Wolfgang Fellner, ist großer Fan der „Staatspartei“. Womit auch schon geklärt ist, warum auch frühere Fellner-Schöpfungen wie News, Format und Woman nicht mit Kritik am linken Mainstream geglänzt hatten.
Österreich durchorgansiert und durchpolitisiert
Viele Linke erklären sich Wirtschaft und Gesellschaft mit Hilfe von Komplotten – so hätte sich das oberste 1 Prozent gegen „uns 99%“ verbündet. Weil die subjektive Ohnmacht wütend macht, erschuf man einen Wulst an Organisationen, der die Menschen gegen die vermutete Übermacht von Kapital, Konzernen oder Spekulanten politisieren soll. Und hat irgendwann übersehen, dass man ein Staatswesen macht- und meinungsmäßig kontrolliert.
Dass man nicht in Berge wandern sollte, ohne über die Schrecken des Neoliberalismus Bescheid zu wissen, lernt man bei den Naturfreunden. Es gibt die „roten Biker“, den „Arbeiter Samariter Bund“, den ASKÖ und die Kinderfreunde. Selbst Fischen sieht man weniger als Naturerlebnis als den ewigen Kampf der Kleinen gegen die ganz Großen. Es gibt den Mieterbund, die Armutskonferenz, den ÖGB, das Wifo und die Caritas.
Natürlich gibt es auch Alpenverein und ÖAMTC – aber die sind gänzlich unpolitisch. Es gibt da auch die Sport Union – aber es waren die Arbeitersportler des ASKÖ, die physisch starke Klassenkämpfer wollten. Und es gibt die Wirtschaftskammer, doch die sieht sich als Serviceorganisation. Arbeiterkammer und ÖGB hingegen fahren Massenkampagnen, um die Bürger von der Ungerechtigkeit des herrschenden Systems zu überzeugen. Man schürt die Wut der Bürger mit Behauptungen, Österreichs ATX-Manager hätten das 48fache ihrer Mitarbeiter verdient – tatsächlich war es dann das 11fache.
Zum Wutbürger erzogen
Die Österreicher sollen Nörgler sein? Nein. Sie sind optimistisch und erfinderisch. Man hat sie nur zu Wutbürgern erzogen. Wenn 80% der Bürger seit 40 Jahren täglich in den Medien lernen, wie arm und unfair unser Land geworden ist, dann glauben es auch irgendwann die hellsten Geister. Selbst wenn das Leben außerhalb der Medien- und Vereinewelt ganz anders wahrgenommen wird.
Österreich ist keine Diktatur. Im Gegensatz zu Weißrussland kann hier jeder seine Meinung sagen. Ist sie nicht links, wird sie halt nicht publiziert. Eines Tages wird selbst Alexander Lukaschenkos Partei die Stimmenmehrheit abgeben müssen. In Österreich wird dann immer noch die SPÖ die stimmenstärkste Partei sein. Und niemandem wird etwas auffallen.