Donnerstag, 21. November 2024
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Die Eigenwohl-Ökonomie

Die Egoisten retten unsere Welt. Sie sorgen für Wohlstand, wirtschaftliche Dynamik und bessere Lebensbedingungen. Der Beweis: Die Unzufriedenen dieser Welt. Sie wandern von ihren Gemeinwohl-orientierten Ländern des Orients in die egoistischen des Okzidents.

In der Kirche warnt der Pfarrer, nicht den Mammon der Familie vorzuziehen (Und meint damit, dass Papi weniger Überstunden machen sollte, um das Häuschen abzuzahlen). Im Religionsunterricht erfährt Franzi, dass „Wirtschaften“ nur arme Afrikaner ausbeutet und dazu die Umwelt zerstört. Und wer Unternehmer ist, für den reicht es nicht, 50% Einkommenssteuer und 20% Umsatzsteuer  zu erwirtschaften – nein, wichtiger wäre es, sich für gemeinnützige Zwecke zu engagieren und weniger Umsatz und Gewinn zu machen.

Seit dem Mittelalter (mit dem Zinsverbot für Christen) und den 1920ern (mit seinen marxistischen Experimenten) waren Gewinnstreben und Egoismus nicht mehr so verpönt wie heute. Doch zu unrecht.

Papst Franziskus vs. Adam Smith

Mit der Zeit  hat sich nämlich das Wirtschaftsbild im Christentum gewandelt. So war es im Protestantismus plötzlich „gut“, zuerst auf sich, und dann erst auf den anderen zu schauen. Der schottische Nationalökonom, Adam Smith brachte sein Bild der „Invisible Hand“ ins Spiel: Wenn jeder zuerst nach persönlicher Verbesserung strebe (indem er zum Beispiel ein schönes Haus baut und ein schickes Auto kauft), schafft er Verdienstmöglichkeiten auch für andere.

Anders die Entwicklung am katholischen Festland. Dort wurzelte der Sozialismus mit seinem unerschütterlichen Glauben an das Nullsummenspiel. Hat der eine Mehr, dann muss folglich irgendwo auf dieser Welt ein anderer nun weniger besitzen. Zum Mitschreiben für Menschen mit Hausverstand: Wer viel arbeitet und produziert – und sich davon ein Auto kauft, der hat es also dem gestohlen, der weniger arbeitet und lieber mit Freunden feiert.
Konsequenterweise fordert Papst Franziskus die Europäer auf, weniger zu arbeiten – um den Menschen in Afrika mehr zu lassen (als ob sich deren Lage bessern würde, wenn die Europäer ärmer werden würden).

Egoisten treiben Wirtschaft

Tatsächlich sind es die Egoisten, die die Gesellschaft nach vorne treiben. Da sind die Sparsamen und die Anspruchsvollen, die im Internet bestellen, weil es dort für sie billiger oder das Angebot größer ist. Da sind die Vorsichtigen, die sich und die Familie durch sicherere Autos schützen wollen. Da sind die (Kosten- und) Umweltbewussten, die ihr Haus isolieren und mit einer Wärmepumpe ausstatten wollen. Da sind die Bequemen, die nur zu jenem Supermarkt fahren, der an der Einfallsstraße liegt. Da sind die Besitzer von Lebensversicherungen, die durch das Beharren auf hohen Renditen Druck auf Konzerne ausüben, effizient zu wirtschaften und nur solche Produkte anzubieten, die die Menschen wirklich wollen (und nur dann kaufen).
Das zwingt zu täglichen Anpassungen und Veränderungen – was manchen Menschen gar nicht gefällt. Träumen sie doch von einem Schlaraffenland ohne Arbeit, Mühsal oder Wettbewerb.

Fiktion Share-Economy

Was wollten uns die hochmoralischen Utopisten der vielen neuen VWL-, Soziologie- und Psychologie-Instituten nicht beweisen, dass der „Homo Oeconomicus“ ausgestorben wäre und die Menschen von nun an nur mehr schenken, teilen und tauschen wollten – und sind dafür mit Lehrstühlen und Nobelpreisen eingedeckt worden. Alles Pustekuchen.

Zu zweifelhafter Berühmtheit hatte es in den letzten Jahrzehnten der „sozialistischen Hochmoral“ das „Diktator-Spiel“ gebracht: Man gab Leuten an der Uni ein paar Euro und die durften die dann behalten oder konnten sie mit anderen teilen. Wer 10 Euro bekam, schenkte dem nächsten meist ein Viertel – also 2,50.

Als man die Laborbedingungen aber mit denen des echten Lebens tauschte – und das geschah erst 2014 – sah die Sache plötzlich anders aus: Die Anthropologen Jeffrey Winking und Nicholas Mizer hatten das Spiel aus den Labors auf die Straßen von Las Vegas verlegt. Dort drückten sie Passanten an der Busstation ein paar Casino-Chips in die Hand („Ich muss den Flieger erwischen und brauchte sie nicht mehr!“).
Von 60 Passanten teilte kein einziger. Obwohl es ein leichtes gewesen wäre, die zwei anderen Wartenden anzusprechen. Aber niemand sprach andere Passanten an.

Kümmere dich um deinen Mist!

In Österreich existiert seit heuer ein Gesetz, dass Stromkonzerne zwingt, weniger Strom zu verkaufen. Das ist, als ob man einen fleißigen Häuslebauer zwänge, weniger Überstunden zu machen – oder einen Mieter, freiwillig in die kleinere Wohnung zu ziehen. Das kann nicht funktionieren.
Was passiert also? Weil der Wohlstand, und damit die Nachfrage, weiter steigt – steigt auch der Stromverbrauch. Das verursacht bei den Stromkonzernen hohe Strafen und schwächt sie im internationalen Wettbewerb. Klüger wäre es, Energie einfach so hoch zu besteuern, bis die Nachfrage auf das gewünschte Niveau abgesunken ist. Bleibt Energie aber weiterhin zu billig, wird er von egoistischen Konsumenten großzügig verbraucht. Wer spart, ist also selber schuld.

Für die Erkenntnis, die Menschen nicht gegen ihr ureigenes Interesse handeln zu lassen, hat es einen eignen Nobel-Preis gebraucht (2012 für Alvin Roth und Lloyd Shapely).

Von Gemeinwohl- zu Eigenwohl-Ökonomie

Wer die Trekkingpfade der internationalen Flüchtlingsrouten studiert, erkennt: Die Menschen wandern stets von den (armen) Gemeinwohl-Ökonomien (etwa der DDR bis 1989 oder Indien bis 1991) in die Egoismus-Zentralen dieser Welt: In die BRD, die Schweiz oder die USA.
Und auch wenn es vordergründig unlogisch erscheint (und Europas Elfenbeinturm-Eliten vom Gegenteil schwärmen): Nur wer sich zuerst um seine eigene Familie, seine eigenen Freunde, sein eigenes Auto und seinen eigenen Job kümmert – der hat dann ausreichend Ressourcen für die anderen. Und gibt die dann auch gerne.

Wer es nicht tut, der ist selber schuld. Und er sollte sich dann nicht über eine vermeintlich egoistische Welt beklagen, in der er sich nur ausgenutzt vorkommt.

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