Samstag, 21. Dezember 2024
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DIE JOB-MULTIS SIND NICHT ZU BREMSEN (Teil 1)

Harald Mahrer / Bild © European Union, 2017 / Source: EC – Audiovisual Service / Photo: François Walschaerts (Ausschnitt)

Harald Mahrer wird derzeit medial geprügelt – für etwas, was in Österreich leider gang und gebe ist.

Der kurzzeitige Wirtschaftsminister und neue Wirtschaftskammer-Boss ist schlagartig zum Buhmann geworden: Auf Grund seiner überraschenden Nominierung als nächster Präsident der Österreichischen Nationalbank wurde er zum Inbegriff der rot-weiß-roten Posten-Sammler.

Harald Mahrer fungiert nämlich – logischer Weise – auch als Präsident des Österreichischen Wirtschaftsbundes und Obmann der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA). Obendrein steht er neuerdings dem Vorstand des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) als Präsident vor, sitzt als dritter Vizepräsident im Vorstand der Österreichischen Sporthilfe und mischt als Vizepräsident bei der Politischen Akademie der Volkspartei mit.

Zu diesen sieben, teilweise entgeltlos ausgeübten Funktionen kommt noch – schließlich muss der ranghöchste Lobbyist der Wirtschaft ja selber unternehmerisch tätig sein – seine eigene, von ihm als Geschäftsführer geleitete Firma HM Tauern Holding mit Sitz in Spittal an der Drau.

Andere haben viel mehr Jobs

Die plötzliche Aufregung über den neuen Ämterkumulierer basierte primär auf der breiten Skepsis, dass selbst ein Workaholic in 24 Stunden nicht dermaßen viele Rollen spielen könne. Obendrein wurde Kritik laut, dass man nicht zugleich Wirtschaftskammer-Boss und oberster Aufpasser der Nationalbank sein könne, weil das schlichtweg unvereinbar sei. Dass Mahrer derart massiv ins Schussfeld geriet, verblüfft dennoch einigermaßen. Denn die Mächtigen aller Couleurs sammeln in diesem Land seit jeher Posten und Funktionen, um – formulieren wir es elegant – eindrucksvoll ihren Stellenwert zu dokumentieren.

Der derzeitige Aktionsradius von Harald Mahrer, der die meisten Aufgaben von seinem Vorgänger Christoph Leitl übernahm, ist vergleichsweise relativ bescheiden. Man braucht nämlich  gar nicht lange zu suchen, um einen wesentlich umtriebigeren Multi-Funktionär zu entdecken. Karlheinz Kopf, seit 1. Juli neuer Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, muss offenbar noch ungleich fleißiger als sein Chef sein: Anders als dieser (und übrigens auch Leitl) dient der gebürtige Vorarlberger auch, wie seit 1994, als ÖVP-Abgeordneter, Finanzsprecher der Türkisen sowie Obmann des parlamentarischen Finanzausschusses, im Hohen Haus, wir er sich früher als schwarzer Klubobmann und sogar 2. Nationalratspräsident betätigt hatte.

Ein gigantischer Zeitaufwand

Ehemals langjähriger Generalsekretär des ÖVP-Wirtschaftsbundes, amtiert er nunmehr als Obmann-Stellvertreter der SVA, ist Mitglied der ARGE Wirtschaftsbund und nach wie vor Landesobmann-Stellvertreter des Wirtschaftsbunds Vorarlberg. Im Ländle führt er gemeinsam mit Ehefrau Karin die Geschäfte der familieneigenen K & K Beteiligungen GmbH, deren Töchter Lindbergh Trading & Sportservice GmbH und Sportbau Walser GmbH heißen.

Seine Liebe zum Sport lebt Kopf obendrein – wie sich das für einen Ehrenpräsidenten des Vorarlberger Fußballverbandes und ein Ehrenmitglied des Österreichischen Fußball-Bundes einfach gehört – als Präsident des Fußballclubs Cashpoint Altach aus, der im Moment in der tipico-Bundesliga leider Tabellenletzter ist. Er sitzt als kooptiertes Mitglied im Österreichischen Olympischen Comité und vertritt Mahrer dauerhaft in der Österreichischen Sporthilfe. Nicht unter den Tisch fallen sollte auch seine Präsidentschaft beim Österreichischen Betriebssport Verband (ÖBSV).

Doch damit nicht genug: Der Vereinsmeier par excellence widmet seine Zeit außerdem der  Vorarlberger Funkenzunft in Wien(Obmann), der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen (Präsident), dem Felix Ermacora Menschenrechtsverein (Obmann) und dem im Feber 2009 von ihm ins Leben gerufenen Institut für Parlamentarismus und Demokratiefragen. Nicht zuletzt schaut er bei der Gesellschaft zur Förderung freundschaftlicher und kultureller Beziehungen zur VR China gelegentlich vorbei. Schließlich widmet er sich als Aufsichtsrat der dem früheren Baulöwen Alexander Maculan gehörenden Tamak Holding.

Diese Aufzählung erhebt freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Bei – falls wir richtig gezählt haben – etwa 16 Funktionen liegt der Arbeitsaufwand garantiert an der Grenze des Erträglichen.  So gesehen wird es Karlheinz Kopf, der sich zeitlich schier zersprageln muss, durchaus verschmerzen, dass es für ihn keinen Platz mehr im ÖVP-Bundesparteivorstand gibt.

In der kommenden Woche lesen Sie in Teil 2 dieser Mini-Serie über weitere Ämter-kumulierer im Graubereich zwischen Politik und Wirtschaft.

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