Eine Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Integral zum Thema EU liefert ziemlich unerfreuliche Ergebnisse: So zum Beispiel bewerten nur 48 Prozent der Befragten Österreichs Mitgliedschaft in der Union positiv. 27 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind negativ eingestellt, jeder Vierte ist diesbezüglich unentschlossen. Bloß jeder Dritte schreibt dieser Mitgliedschaft „überwiegend“ oder „ausschließlich“ Vorteile zu, primär Nachteile sehen allerdings gleich 25 Prozent der Befragten; mit einem Anteil von 44 Prozent sind freilich die Unentschlossenen die größte Gruppe, was zweifellos als Alarmzeichen zu werten ist.
Es ist nur ein schwacher Trost, dass die Integral-Studie das einschlägige Meinungsklima um eine Spur positiver abbildet als die letzte EU-weite Eurobarometer-Untersuchung, deren Resultate im Mai veröffentlicht wurden: Ihr zufolge können nicht mehr als 45 Prozent der EU-Mitgliedschaft etwas Gutes abgewinnen – womit die Österreicher die Union ähnlich kritisch sehen wie die Griechen, die Italiener, die Kroaten und die Tschechen. Zum Vergleich: In Deutschland, Luxemburg, Irland und den Niederlanden liegt die Zustimmungsquote bei rund 80 (!) Prozent. Und wenn laut Eurobarometer immerhin 54 Prozent glauben, dass die Republik von der Zugehörigkeit zur Europäischen Union profitiert, so ist das nur der drittschlechteste Wert – hinter dem Austrittsland Großbritannien und Italien.
Nur keine Erweiterung!
Das heißt also: Während in den EU-Staaten eine durchschnittliche Zustimmung von rekordverdächtigen 60 Prozent erhoben wurde und zwei von drei Befragten die Auffassung vertreten, dass ihr Land von der EU-Mitgliedschaft profitiere, fallen die Österreicher durch ihre betonte Skepsis gegenüber Brüssel unangenehm auf. Das mag zum einen an der durchaus raunzerisch geprägten Mentalität liegen, dem weit verbreiteten Hang zu notorischem Querulantentum, aber zum andern bestimmt auch an teilweise nur unzureichenden Informationen seitens der Politik und der Medien. Mit Sicherheit ist die Haltung jedes Einzelnen zur EU auch eine Frage der Bildung: Je höher die Schulbildung, desto stärker ist etwa die Zustimmung zu Österreichs EU-Mitgliedschaft. Personen mit Matura- oder Uni-Abschluss schreiben dieser auch deutlich mehr Vorteile zu als Menschen, die sich beispielsweise kaum bis gar nicht von Medien informieren lassen.
Folglich überrascht es kaum, dass 25 von 100 Landsleuten laut Integral-Umfrage noch immer nicht mitbekommen haben, dass Österreich den Ratsvorsitz übernimmt. Worum es dabei geht, ist für die meisten ebenfalls ein Rätsel: Nur ein gutes Viertel der Befragten (28 %) ist laut eigenen Angaben mit den Aufgaben und Zielsetzungen der EU-Organe „sehr gut“ oder „eher gut“ vertraut – für alle anderen ist das mehr oder minder ein spanisches Dorf.
Integral erhob auch die generelle Haltung der Bevölkerung zu zentralen EU-Themen, wobei u.a. folgendes herauskam: Der bevorstehende Brexit und seine Auswirkungen auf den Bestand der EU werden als relativ harmlos eingeschätzt – nur jeder sechste Befragte hat die Sorge, dass der Austritt Großbritanniens den Zerfall der EU einleiten könnte. Was den EU-Haushalt anlangt, ist lediglich jeder Fünfte der Ansicht, dass Österreich in Zukunft für höhere EU-Mitgliedsbeiträge eintreten solle. Und bezüglich Erweiterung ist der Tenor unüberhörbar, dass keine Aufnahme wirtschaftlich schwacher Länder gewünscht wird – zwei von drei Österreichern lehnen derartige Beitritte ab.
Politik ist Schwachpunkt
Zur Abrundung wurde bei der Umfrage mittels Telefon-Stichprobe auch untersucht, wie denn Österreich, das in den kommenden sechs Monaten europa-weit im Rampenlicht stehen wird, wahrgenommen wird. Am stolzesten sind die Befragten auf den Kulturbereich: 79 Prozent sind überzeugt, dass die Republik im internationalen Vergleich „sehr gut“ oder „eher gut“ da stehe. Auch bezüglich Wirtschaft fällt das Urteil positiv aus – 67 Prozent Zustimmung. In Bildungsfragen macht sich bei 54 Prozent Zustimmung bereits zarte Selbstkritik bemerkbar. Am schlechtesten schneidet generell die Politik ab: Nur ein Drittel der Befragten findet, dass Österreich diesbezüglich im Vergleich mit anderen Ländern gut abschneidet…