Donnerstag, 21. November 2024
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Die Republik spielt mit dem Feuer

Warum es uns Milliarden kosten wird, wenn Österreich die Hypo-Gläubiger um ein paar Millionen umfallen lässt.

[[image1]]Leider ist der Aufstand, zu dem internationale Ratingagenturen und der heimische Finanzsektor gerade blasen, völlig berechtigt. Und da ist es völlig gleichgültig, dass das Finanzministerium „moralisch“ sicherlich die besten Karten hat, wenn es nachrangigen Gläubigern der ehemaligen Kärntner Landesbank nun tatsächlich die Zahlungen vorenthält, die von der schon länger zweifelhaften Hypo Alpe Adria ja tatsächlich jahrelang etwas höhere Zinsen kassiert hatten.

200.000 Bondhändler können „jeden nach Lust und Laune bedrohen“

Dass es folglich nur fair und gerecht wäre, würden die Risiko-Gläubiger herangezogen, ist nur leider denjenigen, die daraus letztlich die Konsequenzen ziehen werden, vermutlich ebenso egal, wie die Details der ganzen Angelegenheit. Und das sind nun einmal die berüchtigten „Bondmärkte“, die schon in den 1990er Jahren ein damaliger Berater des US-Präsidenten Bill Clinton treffend charakterisiert hatte, als er meinte, am liebsten als Bondmarkt wiedergeboren zu werden, weil er dann, wie er sagte, „allmächtig“ wäre und „jeden nach Lust und Laune bedrohen“ könne. Konkret sind das, wie die Barclays Bank schätzt, weltweit rund 200.000 Bondhändler, die Tag für Tag den Anleihemarkt beobachten und für Investmentfonds, Versicherungen oder Banken professionelle Bond-Portfolios verwalten. Diese Investoren können dabei für jede gewünschte Risiko/Ertragsrelation aus einem gewaltigen Angebot auswählen, wobei freilich nur der Ertrag (d.h. die nominelle Verzinsung) bekannt ist, das Risiko aber der Einschätzung des Traders unterliegt.

Griechenland hatte nichts zu verlieren – Österreich umso mehr

Bisher wurden österreichische Schuldtitel jedenfalls unter der Voraussetzung gekauft, dass Österreich eines der reichsten Länder der Welt ist, wo sowohl der Staat wie Haushalte und Unternehmen im Schnitt deutlich geringer verschuldet sind, als in den meisten anderen Industriestaaten. Das hatte Österreich in den Genuss bester Bonität gebracht, die sich auch auf weitere öffentliche Schuldner und auf den Finanzsektor erstreckt. So konnte sich die Vorarlberger Hypo bis zuletzt fast ebenso günstig finanzieren, wie die Stadt Wien oder die österreichischen Bundesforste, während den großen Wiener Banken von den Märkten zuletzt sogar verziehen wurde, dass sie enorm hohe Kredite an die europäischen „Emerging Markets“ sowie an die Ukraine und Russland vergeben haben. Denn jedenfalls schien sichergestellt, dass die Republik selbst dazu finanziell in der Lage wäre und im Notfall allein deshalb einspringen würde, um die eigenen Refinanzierungskosten niedrig zu halten. Als Griechenland hingegen seinen „gesetzlichen Schuldenschnitt“ verhängte, den Österreich sich jetzt zum Vorbild nimmt, hatte dort schon seit Jahren keine Bank mehr von einer impliziten Staatsgarantie profitiert, da schließlich auch der Staat selbst von den Bondmärkten keinerlei Kredite mehr erhielt und eine allfällige Rufschädigung durch die Gläubigerenteignung auch keinerlei negative Folgen haben konnte.

Im Zweifelsfall gegen Österreich

Jeder einzelne Bondhändler wird österreichische Papiere nun also unter neuen Risiko-Gesichtspunkten bewerten müssen und im Zweifel wird hier leider gegen den Angeklagten entschieden. Die meisten Trader werden dann eben keine österreichischen Papiere aufnehmen, sondern irgendwelche anderen, woran ja kein Mangel besteht. In der Folge werden die heimischen Emittenten dann mit großer Sicherheit deutlich höhere Zinsen bieten müssen, wobei nur noch nicht klar ist, um wie viel und für wie lange. Allein bei den rund 280 Milliarden Euro an aushaftenden Staatsschulden könnte das zusätzliche Zinskosten in Milliardenhöhe verursachen. Natürlich könnte es hier auch der Fall sein, dass die überwiegende Zahl der Bondhändler zumindest den direkten Schulden der Republik weiterhin vertraut, schließlich herrscht bei den besten Bonitätsgraden mittlerweile ein gewisser Mangel an Emittenten. Dass die Finanzierung der hoch verschuldeten Gemeinden, der anderen Landeshypos oder gar der Wiener Großbanken aber weiterhin völlig klaglos und unverändert ablaufen werde, wird man wohl getrost ausschließen können. Während also noch nicht einmal klar ist, um wie viel die Gläubiger der 890 Mio. Euro tatsächlich umfallen werden, kann der Politik nur nahe gelegt werden, sich zu besinnen und den populistischen Neigungen zu widerstehen.

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