Dienstag, 5. November 2024
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Energiegipfel: Vision Energieautarkie

Ökostrom ist eine feine Sache. Mai 2013 haben die CO2-Emissionen die magische 400 ppm-Grenze durchbrochen, der Emissionshandel floppt. Ein salonfähiger Marktpreis ist nicht in Sicht, eine Sanierung mit erheblichem Widerstand verbunden. Erneuerbare Energieträger scheitern an bürokratischen Hürden.

[[image1]]Schillernde Roadmaps, fehlgelenkte Subventionen und ächzende Netzbetreiber. Der Stromgipfel 2020 bringt so manch unerfreuliche Facetten der Energiewende ans Licht. Nach einigen seltsamen, dafür umso unterhaltsameren Auswüchsen bei unseren deutschen Nachbarn treten auch andernorts häufiger verschiedentliche Ungereimtheiten zutage. Zugegeben, massive Förderungen haben eine gewisse Marktdynamik bewirkt. Erneuerbare Energien erobern zusehends Marktanteile. Doch ist es wirklich sinnvoll, die Einspeisung der Erneuerbaren so stark zu forcieren? Das ist nur eine jener Fragen, die renommierte Brancheninsider am Stromgipfel beleuchten. Die Zieldebatte ist eröffnet, es geht um 2030. Die Konsultationen laufen.

Vollregelung nicht realisierbar

Die Ziele auf die Reduktion von CO2-Emissionen zu fokussieren führt in eine Sackgasse. Ohne erneuerbare Energieträger kann die Rechnung nicht aufkommen, sozial verträglich Lösungen sind der einzig gangbare Weg, es geht um eine adäquate Harmonisierung des Regelwerks. Zudem kann nicht immer der EuGH bemüht werden, um klare Verhältnisse zu schaffen. Die EU muss mächtig dran bleiben, November 2013 geht es in Warschau in die nächste Verhandlungsrunde für die weiteren Ziele. Dr. Martina Schuster, Lebensministerium, regt an, das ETS neu zu überdenken, rechnet dabei jedoch mit heftigem Widerstand. Der aktuelle Marktpreis ist kaum geeignet, auch nur irgendetwas zu bewirken. Kernkraft kommt aufgrund der abstrusen Kalkulation schlecht weg, zumal Folgeschäden und Entsorgung überhaupt unberücksichtigt bleiben. Die Kosteneffizienz der Fördersysteme steht am Prüfstand, eine europaweite Harmonisierung ist nicht zu erkennen. Deutschland hat diesbezüglich eine Vorreiterrolle, auch wenn einige Anpassungen angebracht sind. 65 Staaten haben ein vergleichbares System, die Quotenregelung stößt auf wenig Gegenliebe. Die Energiewende schlecht zu reden bringt keine greifbaren Resultate.

6 Millionen Arbeitsplätze denkbar

Rainer Hinrichs-Rahlwes, European Energy Council, stellt einige überaus vielsprechende Dekarbonisierungsszenarien in den Raum. Drei Billionen Euro Investitionen für Umstrukturierungen reduzieren den Rohstoffbedarf um eine Billion Euro, was rein theoretisch 6 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen könnte. Europaweit. Klima erwärmen bedeutet Geld verbrennen, so Hinrichs-Rahlwes, der Österreich im Mittelfeld positioniert sieht. Frankreich, UK, Luxemburg und Niederlande sind ebenso wie Malta und Lettland im Hintertreffen, Schweden hat das Ziel bereits jetzt nahezu erreicht.

Administrative Barrieren und politische Katastrophen

Das eigentliche Problem ist der Verkehrsbereich, der Sektor Wärme eine einzige politische Katastrophe, so der Experte. Die strategische Ausrichtung der Ziele in Verbindung mit ungeeigneten Fördersystemen, die nicht greifen, ist eine enorme Barriere für innovative Ansätze. Es braucht einen längerfristigen verbindlichen Rahmen, um geeignete Rahmenbedingungen Investoren zu schaffen. Die Wertschöpfung für Europa könnte beträchtlich ausfallen, sofern die Ziele konsequent umgesetzt werden. Administrative Hürden müssen fallen, der Dialog Richtung Erneuerbare Energie geleitet werden. Fairer Wettbewerb für Energiemärkte ist ein weiteres Kriterium, ebenso ein integriertes Klima- und Energiepaket. Zudem müssen die Subventionen für konventionelle Energieträger schlichtweg fallen. Die Realisierung des Energiebinnenmarktes scheint 2014 realisierbar zu sein, was Kernkraft betrifft vermisst Hinrichs-Rahlwes eine geeignete Kalkulation, doch Brüssel schweigt. E-Mobilität bleibt vorerst eine Randerscheinung, das geht erst 2030 richtig los, vorerst muss Biosprit der nächsten Generation herhalten.

EU: 100.000 MW Windkraft überschritten

Den Betreibern konventioneller Kraftwerke bläst ein rauer Wind entgegen. In Österreich fahren 160 MW Windkraft bereits ohne Förderung, Tendenz steigend. Von der regionalen Wertschöpfung abgesehen können damit 1800 Haushalte versorgt werden, 4000 Tonnen CO2-Emissionen fallen weg. Erneut gibt es heftige Kritik am Emissionshandel, diesmal von Mag. Stefan Moidl, IG Windkraft. Die europäische Politik hat versagt, Vollgas mit Kohle in Polen und Kernkraft mit verdeckten Kosten lassen eine klare Strategie vermissen. Die rechtlichen Ungereimtheiten jedenfalls sind nicht geeignet, eine solche zu ersetzen, zumal die Kosten für Ausgleichs- und Regelenergie explodieren.

Photovoltaik: Strahlende Ergebnisse, aber …

Fördersysteme verderben die Moral. Während PV in Deutschland als lukrative Angelegenheit geführt wird, geht es in Österreich in erster Linien um Eigenversorgung. Die eingespeiste Leistung kann sich sehen lassen, Österreich liegt in diesem Bereich nur knapp hinter der Vorgabe und den Nachbarn Italien und Deutschland. Das klingt ganz nach einer sonnigen Zukunft, doch leider trüben bürokratische Hürden die sonnige Idylle: 95 Wochen Wartezeit bis zum Netzzugang sind entschieden zu viel. Für Kleinanlagen braucht es rund 20 Stunden Vorbereitung, Freiluftanlagen beanspruchen bereits 160 Stunden intensive Vorbereitung. Ist die Genehmigung erst da, sind die Fördertöpfe leer. Dazu kommen höchst wunderliche Auflagen wie nicht näher definierte Blendwirkung und optische Integration in die Landschaft. Der Amtsschimmel wiehert, das Regelwerk ist alles nur nicht transparent.

Dazu der lakonische Kommentar eines Tagungsteilnehmers: Österreich hat keine eigene Energiepolitik und läuft hinter den Direktiven aus Brüssel nach.   

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