Die Europäische Kommission hat heute ein Grünbuch angenommen, mit dem sie eine dreimonatige öffentliche Konsultation über die Förderung des Angebots langfristiger Finanzierungen und über Möglichkeiten zur Verbesserung und Diversifizierung der Finanzvermittlung für langfristige Investitionen in Europa startet.
[[image1]]Langfristige Investitionen sind Ausgaben, die die Produktionskapazität der Wirtschaft erhöhen. Dazu gehören u. a. Infrastrukturen für Energie, Verkehr und Kommunikation, Industrie- und Serviceeinrichtungen, Technologien für Klimaschutz und Ökoinnovation, aber auch Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung. In Europa besteht ein großer Bedarf an langfristigen Investitionen, die eine wesentliche Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum sind. Um diese Investitionen finanzieren zu können, brauchen Regierungen, Unternehmen und private Haushalte Zugang zu einer verlässlichen, langfristigen Finanzierung.
Bessere Verfügbarkeit langfristiger Finanzierungen
Da der Finanzsektor in Europa es seit Beginn der Finanzkrise weniger gut schafft, Ersparnisse in langfristige Investitionen zu lenken, muss geprüft werden, was für eine bessere Verfügbarkeit langfristiger Finanzierungen getan werden kann. Im Grünbuch wird untersucht, wie dieser Prozess verläuft.
Eine der wichtigen Fragen lautet, ob Europa bei der Finanzierung langfristiger Investitionen einen Weg aus seiner traditionell starken Abhängigkeit von der Vermittlungstätigkeit der Banken hin zu einem stärker diversifizierten System mit deutlich höherem Anteil der direkten Kapitalmarktfinanzierung (d. h. Anleihenfinanzierung) und stärkerem Engagement institutioneller Anleger (z. B. Pensionsfonds) finden kann und ob dies angestrebt werden sollte. Hier wären noch weitere Alternativen denkbar. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Finanzierungsbedarf von KMU, da diese langfristiges Wachstum untermauern können. Sie benötigen Zugang zu Bankkrediten und Nichtbankenfinanzierungen.
Die im Rahmen der Konsultation eingehenden Antworten werden der Kommission bei der Suche nach Lösungen zur Überwindung der Hindernisse für langfristige Finanzierungen helfen. Folgemaßnahmen können die Form legislativer, aber auch anderer Maßnahmen annehmen.
Voraussetzung für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit
Hierzu der für Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständige Kommissar Michel Barnier: „Europas Wirtschaft steht vor gewaltigen Herausforderungen und muss u. a. einen enormen Bedarf an langfristigen Investitionen decken. Diese sind eine wesentliche Voraussetzung für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit und unterstützen die Rückkehr zu nachhaltigem Wachstum und Beschäftigung in Europa. Dafür sind langfristige Finanzierungen erforderlich. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Wirtschaft und unser Finanzsektor — einschließlich der Banken und institutioneller Anleger wie Versicherer und Pensionsfonds – in der Lage sind, langfristige Investitionen zu finanzieren. Dies ist eine wichtige, aber komplexe Aufgabe. Wir müssen ermitteln, welche Hindernisse für langfristige Finanzierungen bestehen, und prüfen, was noch mehr getan werden kann, um diese Hindernisse zu beseitigen.“
Der für Wirtschaft, Währung und den Euro zuständige Kommissionsvizepräsident Olli Rehn erklärte: „Der erforderliche Prozess des Abbaus von Ungleichgewichten in der europäischen Wirtschaft ist im Gange, und die Finanzmärkte sollten in der Lage sein, den sich beschleunigenden Strukturwandel zu unterstützen. Wir müssen sicherstellen, dass der Rahmen für langfristige Investitionen und Finanzierungen umfassend und flexibel genug ist, um diese Herausforderungen zu meistern und so Europas Wachstumspotenzial zu stärken.“