Amerikaner lieben Katastrophen-Szenarien – doch nur im Film (und nur zum Spaß). Auch Europäer lieben Katastrophen – doch sie sterben fast vor Angst, weil man fix mit ihnen rechnet.
[[image1]]Europas blickt auf eine Unzahl schockierender Negativ–Meldungen, die allesamt nicht eingetroffen sind. „Erst stirbt der Wald und dann der Mensch“, so „grüne“ Befürchtungen 1986, 2000 wäre Europa teilweise entwaldet. Natürlich ist es legitim, negative Entwicklungen rechtzeitig aufzuzeigen. Oft wird aber viel zu dick aufgetragen. So hatte man 1980 Verschmutzungsdaten aus der Stahl-Stadt Linz genommen und auf ganz Österreich hochgerechnet. Heute „erstickt“ Österreich im Wald. 47 Prozent der Fläche sind jetzt schon verwachsen.
Klima-Katastrophe: Holland überschwemmt?
Der Klimawandel ist eine reale Bedrohung für die Menschheit So wichtig der Kampf gegen den CO2-Ausstoß auch ist, Europas Depressionssucht treibt auch hier gar wundervolle Blüten: „55% der Niederlande liegen schon heute unter Wasser!“, ließ der UN-Klimabeirat IPCC wissen. Tatsächlich sind es nur 26%. Man hatte zu dem, was „unter dem Meerespegel liegt“ (26%) noch das, was „von Flüssen bedroht ist“, dazugezählt (29%). Dabei war man bei der Einrechnung, was alles so von Flüssen bedroht sein könnte, noch überaus großzügig gewesen.
„Afrikas Ernten könnten sich wegen der Klimaerwärmung bis 2020 halbieren“, verkündete UNO-Chef Ban Ki-Moon[1]. Tatsächlich gibt es keine andere Studie, die ähnliches vermuten oder gar mit Fakten untermauern würde. Und auch die WWF-Meldung, wonach die Himalaya-Gletscher bis 2035 verschwunden wären, sehnte sich vergeblich nach einer wissenschaftlichen Basis.
Vogelgrippe: 35.000 tote Deutsche
„100.000 Neuinfektionen mit Schweinegrippe täglich!“, so das britische Gesundheitsministerium 2010. Und der deutsche Wissenschaftler Adolf Windorfer schaffte es in die Weltschlagzeilen, als er mit mindestens 35.000 (!) toten Deutschen rechnete. Tatsächlich blieben Europas Panik-Staaten nach einigen unspektakulär verlaufenen Grippeerkrankungen auf Bergen von Impfstoffen sitzen.
Untergangs-Hochburgen Deutschland, Österreich
Nirgendwo frönt man Untergangszenarien leidenschaftlicher als in Österreich oder Deutschland. Das beginnt bei Deutschlands beliebtestem Philosophen, Karl Marx. Einst hatte er die Verschwörung von Bürgern, Kapital und Reichtum ausgemacht. Hatte Hunger, Massenelend, Krieg und Weltrevolution prognostiziert (so man nicht zum Kommunismus wechseln würde). Tatsächlich haben sich aber alleine die Realeinkommen der englischen Arbeiter von Marxens Zeit an bis heute real verzehnfacht – von einer verdoppelten Lebenserwartung ganz zu schweigen.
In eine ähnliche Schublade scheinen da die Untergangsprognosen des ehemaligen WU-Professors Franz Hörmann zu passen. 2009 behauptete der felsenfest: „2011 werden alle Währungen verschwinden!“ 2013 bräche „das System“ dann ohnehin zusammen. Höchste Eisenbahn also, um auf Hörmanns revolutionäres Digital-Geld umzusteigen?
Club of Rome: Fatale Denkfehler
Vor Krieg und Massenverelendung warnte 1972 auch der Club of Rome. Schon in den 1990ern würden zahlreiche Rohstoffe ausgegangen sein. Wer die 1990er erlebt hat, weiß, dass dem dann nicht so war. Auch die Kriege um Öl, Wasser oder Kohle waren ausgeblieben (der Irak-Krieg war einer um den Öl-Preis).
Wo hatte der Fehler gelegen? In ökonomischer Unbedarftheit hatte man einfach die bekannten Rohstoff-Lagerstätten (wie die des Öls) durch ihren Jahres-Weltverbrauch dividiert und linear in die Zukunft extrapoliert. Demnach wäre 40 Jahre später, also etwa 2012, dann alles Öl auf dieser Welt verbraucht gewesen. Und die verzweifelten Autofahrer und Einfamilienhaus-Besitzer dieser Welt hätten sich um die letzten Tropfen herumgeschlagen, bevor sie jämmerlich verhungert, erfroren und danach im Kampf erschlagen worden wären.
Keine Angst vor Preisanstiegen
Wurden in der Menschheitsgeschichte Güter einmal knapp, dann setzte dies stets Mechanismen in Gange, die wir heute unter dem Begriff der Marktwirtschaft subsummieren: Diejenigen, die über solch „knappe Güter“ (noch) verfügen, haben nun mehr Macht als jene, die sie benötigen. Damit können Erstere schamlos an der Preisschraube drehen. Dies führt nun aber nicht zur Verarmung der Zweiteren – im Gegenteil. Die höheren Preise machen es für Erfinder und potentielle (oder bestehende) Unternehmer erst lukrativ, in deren Ersatz zu investieren – oder in sparsamere Technologien oder neue Lagerstätten. Wer spart, der hat: Und so reichen die Öllagerstätten nun nicht mehr nur 40 Jahre aus, sondern plötzlich 80 Jahre – oder gar 120[2].
Es bedurfte erst gestiegener Energiepreise, damit Tausende junge Firmen aus Solar, Wind und Hausbau Millionen neuer Jobs und Milliarden neuer Wertschöpfung schaffen würden. Und es hat Europas größtes Rohstoff-Potential, sein Wissen, sogar noch weiter wachsen lassen.
Rohstoff geht nicht aus
Wie einst das Heizmittel des Mittelalters, der Torf, werden die meisten Energieträger wahrscheinlich gar nicht vollständig ausgebeutet werden (hoffentlich). Der gestiegene Preis hat andere Ressourcen dann längst attraktiver werden lassen.
Die nachgewiesenen Eisenerzreserven reichen auf dem Papier zwar „nur“ noch 300 Jahre, doch werden die Menschen auch dannach noch Häuser oder Autos bauen können. Denn das Eisen der Motorblöcke kann durch Aluminium ersetzt werden, und die Bleche durch Karbon-Fasern. Und selbst das Öl für diese Kunststoff-Fasern kann heute schon (im Labor) aus Plantagen-Holz gewonnen werden.
Und der Stahl für den Beton der Hochhäuser? Eigentlich schon heute nicht mehr nötig: Seit 2011 steht im vorarlbergischen Dornbirn der LifeCycle Tower – ein achtgeschossiges Gebäude ganz aus Holz. Auf bis zu 100 Meter und 30 Stockwerke könnte man die Holz-Module heute schon auftürmen.
Mut!
Selbst der „Süden“ profitiert. Dank Internet war Technologietransfer noch nie demokratischer. Nie zuvor studierten so viele Menschen aus dem „Süden“ hier im „Norden“. Und nie zuvor haben Weltregionen, die sich über Jahrhunderte hinweg von Welthandel, Entwicklung und Wohlstand abgeschottet hatten (wie China und Indien), dank globaler Vernetzung so schnell wieder nach vorne bringen können.
Wenn es auch scheint, als wären wir Europäer nach unserer täglichen „Dosis Untergang“ süchtig – wir werden weiteren guten Jahrzehnten entgegensehen. Auch wenn das so Manchem nicht zu passen scheint.
[1] UNO/IPCC. Working Group II, Kap. 12/2/3
[2] Einschließlich Teersande und Schiefer, Fischer Weltalmanach 2008, S. 656