Donnerstag, 21. November 2024
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Frankreich: Jobkrise mit Nebenwirkungen

3,279 Millionen Menschen ohne Job. Das entspricht einer Steigerung über 11 % gegenüber dem Vorjahr. Die Rezession ist offiziell beendetet. Es fehlt jedoch an glaubwürdigen Indikatoren für eine Trendwende. Das BIP könnte zudem um 0,2 % einbrechen, so die Befürchtung des IWF. Die Kreditwürdigkeit der Nation steht am Prüfstand. Die Krise nimmt kein Ende.

[[image1]]Die horrenden Zahlen vom Arbeitsmarkt sind nur eines von vielen Problemen, mit welchen die Grande Nation zu kämpfen hat. Frankreichs Staatspräsident François Hollande gerät zunehmend unter Druck. Die Wirtschaftsleistung könnte geringer ausfallen als erhofft, das Wachstum bleibt in gut überschaubaren Dimensionen. Seitens des IWF ist gar mit einem Rückgang zu rechnen, was die Lage am Arbeitsmarkt sicher nicht entschärft. Rückläufige Exporte in Verbindung mit einbrechenden Investitionen geben zu denken, der Reformstau schlägt zurück. Um die Konkurrenzfähigkeit scheint es nicht sonderlich gut bestellt zu sein, das beweisen die tristen Ergebnisse der ehemals starken französischen Autoindustrie. Vorbei auch die Bestnote für Kreditwürdigkeit. Mangels Reformen und fehlender Wettbewerbsfähigkeit wurde diese auf AA+ herabgesetzt, die Rating-Agenturen haben zugeschlagen. Mit der Haushaltssanierung wird es wohl nichts. Zielt die französische Regierung gar auf eine Schuldenunion ab? Von den Griechen zu lernen ist eine Möglichkeit. Jedoch sicher nicht die Beste. Woher sollen die Arbeitsplätze wirklich kommen?

IWF plädiert auf Reformen

Sparprogramme drücken auf die Konjunktur. Doch mit Durchwursteln ist der Kampf gegen die Krise nicht zu gewinnen, es braucht Wachstum. Angesichts der im Vergleich zu Deutschland doppelten Arbeitslosenquote kommt das Land kaum umhin, den Arbeitsmarkt wie auch die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft grundlegend zu reformieren. Es ist denkbar, dass gegen Ende des Jahres ein leichter Rückenwind einsetzt, der 2014 ein Wachstum knapp unter der Prozentmarke ermöglichen könnte, sofern die erforderlichen Schritte eingeleitet werden. Es braucht integrative Ansätze, die sozialistische Variante hat sich als kaum tragfähig erwiesen, zumal Frankreich doch etwas zu gewichtig ist, um es unter den ESM zu stecken. Das zieht nicht, auch wenn die noch zahlungswilligen Mitgliedstaaten weiter munter ausgepresst werden. Draghi kann nicht alle retten. Immerhin, aus Kreisen der IWF-Ökonomen ist zu vernehmen, dass ein moderater Sparkurs durchaus Sinn macht. Das Haushaltsdefizit tendiert bereits Richtung 3,9 %. Das lässt gewisse Bemühungen erkennen.

Jugend: Die verlorene Generation

Keine Perspektive, keine Hoffnung und kaum Chancen. 1,9 Millionen NEETs (Not in Education, Employment or Training) wollen überleben. Mehr ist es wohl nicht, denn das Mindestsicherungsprojekt der Regierung ist auf 450 Euro monatlich begrenzt, da sind keine großen Sprünge drin. Besonders Frauen sind stark betroffen. Wie es Präsident Hollande anstellen will, diese in den Arbeitsmarkt zu integrieren sei dahingestellt, es betrifft immerhin knapp ein Viertel der Jugendlichen unter 25. Die besagten Projekte sind höchst umstritten, zumal das Budget eigentlich gar nicht vorhanden ist. Arbeitsplätze sind Mangelware, jedoch die einzige reelle Chance für die Betroffenen, um auf eigenen Beinen stehen zu können und damit die Wertschöpfungskette der Nation zu bereichern.

Abwärtstrend auch in Spanien erkennbar

Noch schlimmer sieht es in Spanien aus, welches nur mehr von Griechenland überboten wird. Die Zahlen sind ermüdend, zumal die Konjunktur merklich einbricht. Ähnlich wie in Frankreich drückt der Sparkurs gewaltig auf die Stimmung, es geht bergab, die Prognosen sind düster. Das BIP dürfte um über 1 % einbrechen, die Wirtschaft wartet auf dringende Impulse. Das Maastricht-Ziel bei der Neuverschuldung auf 2016 zu verlegen wäre ein erster Schritt, die strukturellen Reformen dürfen jedoch nicht auf allein auf Kosten der Arbeitnehmer gehen. Die Bankenrettungen haben die Realwirtschaft bereits genug belastet. Tourismus bringt zwar saisonale und damit vorübergehende Entlastung, doch wo es keine Jobs gibt ist nichts zu holen. Da helfen auch keine akademischen Abschlüsse zumal es sehr schwierig sein wird, die geistige Elite an die Werkbank zu bringen. Ähnlich trist ist es in Italien, wo bis Ende des Jahres unterm Strich 3,5 Millionen Arbeitslose erwartet werden. Industrie und Baubranche gelten als Verlierer, ohne neue Impulse sieht es nicht gut aus, die soziale Lage droht zu kippen.   

Es geht auch anders

Deutschland ist, wie übrigens auch Österreich, wesentlich besser aufgestellt. Das gilt speziell im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit. Die duale Berufsausbildung gilt bereits vielfach als Vorzeigemodell, ist jedoch nicht ohne weiteres auf andere Länder übertragbar. Das Handwerk hat einen soliden gesellschaftlichen Stellenwert, die Wirtschaftslokomotive beweist Ausdauer und Drehmoment. Ein gesetzlicher Mindestlohn ist als weiterer Türöffner zu werten. Speziell im Falle Deutschland kommt ein demografischer Wandel hinzu, wodurch zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden, indem die Unternehmen vorausschauend agieren und auf Vorrat ausbilden, wodurch wiederum Humankapital geschaffen wird. Dänemark setzt auf ein berufspraktisches Ausbildungssystem, während Schweden den von der EU vorgeschlagenen akademisierten Weg geht. Spanien erfüllt die Vorstellungen der EU, Deutschland hinkt merklich nach. Doch vielleicht ist es gerade dieser zugegeben eher praktische Ansatz, der die Lokomotive Deutschland am Laufen hält. Rein theoretisch jedenfalls ist es möglich … 
 

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