Das Internet boomt. Behördenwege per Web zu erledigen gewinnt zunehmend an Bedeutung, Onlineshopping ist auf der Überholspur. Wer nicht twittert ist ohnehin out, vom Buch mit den vielen Gesichtern ganz zu schweigen. Ein kostenloses Geschäftsmodell gibt jedoch es nicht. Es geht um Daten, die mehr und mehr zur Währung werden.
[[image1]]Über 75 % der österreichischen Bevölkerung nutzt regelmäßig das Internet, die Hälfte davon täglich. 40 % der globalen Bevölkerung ist online, Europa hat mit 75 % die höchste Durchdringungsrate der Welt. Der Boom bei Onlineshopping, Internetbanking und Socialmedia-Anwendungen ist nicht zu stoppen, ohne Account und Passwort ist kein Hof zu machen. Jetzt sollen die kostbaren Daten außer Haus gelagert werden, Cloudcomputing ist der nächste Streich. Die Sorge der Datenschützer ist berechtigt. Eine sichere Umgebung für die Aktivitäten im World Wide Web ist Grundvoraussetzung. Prof. Udo Helmbrecht, European Network and Information Security Agency, Dr. Manfred Matzka, Bundeskanzleramt, Leiter Präsidialsektion und Univ.-Prof. DI Dr. Reinhard Posch, Chief Information Officer des Bundes analysieren gemeinsam mit Ing. Roland Ledinger, Bereichsleiter IKT-Strategie, Bundeskanzleramt, die aktuelle Lage mit ihren unzähligen und teils sehr sensiblen Herausforderungen.
Kriminalität im Internet
Die digitale globale Vernetzung hat ihre Tücken. Wie auch in der Realität sind vielfach dunkle Machenschaften am Werk. Spam ist noch das geringste Übel, das in Trojanern, Viren und Pishing eine unrühmliche Fortsetzung findet. Zudem kommt, dass gerade junge Menschen dem Internet sehr unbefangen begegnen und persönliche Daten einem Millionenpublikum preisgeben. Bewusstseinsbildung ist angebracht, Cyberkriminalität stellt Experten und Datenschützer vor Probleme. Die zunehmende Abhängigkeit einer weitreichenden Vernetzung hat zudem eine enorme Verwundbarkeit zur Folge. In rund 10 Jahren ist damit zu rechnen, dass Millionen Dinge über das Web gesteuert und gelenkt werden. Staat und Wirtschaft sind durch Cyberattacken ebenso gefährdet wie der einzelne Bürger. Um das Internet zu einem sicheren Ort für alle zu machen, braucht es Kooperationen und eine zukunftsweisende Strategie.
Projekt zur Awarenessbildung
Wettbewerbsfähigkeit, Kommunikation und Erfolg basieren auf einer funktionierenden Vernetzung. Österreich ist im Oktober an der EU-weiten Kampagne zum Thema Awareness dabei. Der ESCM (European Cyber Security Month) ist der Anfang einer weitreichenden Kampagne. Die Initiative der Europäischen Kommission findet Unterstützung durch die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit (ENISA) und hat zum Ziel, eine breite Bewusstseinsbildung für Netzwerk- und Informationssicherheit zu erreichen. Mittlerweile ziehen 21 Länder mit. Nach Werbeeinschaltungen und Kampagnen in sozialen Netzwerken findet im Oktober eine Eventserie gemeinsam mit Wirtschafts- und Bildungspartnern sowie NGOs statt, wobei unter Federführung des BKA alle maßgeblichen Institutionen involviert sind. Die ÖSCS (Österreichische Strategie für Cyber-Sicherheit) ist somit als proaktives Konzept zum Schutz des Cyberraums und BenutzInnen unter Gewährleistung der Menschenrechte zu verstehen.
Cloud: Transkontinentale Gewitterwolke
Die Kluft zwischen den USA und Europa ist nicht zu übersehen. Zugegeben, Cloud-Computing schafft einen beträchtlichen Wettbewerbsvorteil. Zumindest auf den ersten Blick. Doch die sehr unterschiedliche Gesetzeslage in Verbindung mit hoch dotierten Datenschnüfflern liefert berechtigten Grund zur Sorge. Die Frameworks sind zu unterschiedlich, um einen gemeinsamen Nenner zu finden. Es braucht eine Lösung auf europäischer Ebene, eine durchdachte Vorwärtsstrategie, um auch weiterhin im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Die logische Antwort auf die brennende Frage lautet schlichtweg Cloud for Europe. 14 Millionen Euro sind ein erster Schritt, Österreich ist maßgeblich beteiligt.
Signiert und verschlüsselt: Daten im Orbit
Nebst einer tunlichst fälschungssicheren Identität der Anwender braucht es eine tragfähige Infrastruktur mit Verschlüsselungssystemen, Signaturen sowie einen geeigneten rechtlichen Rahmen. Technische Lösungen gäbe es genug, doch diese kommen vorerst nicht zum Einsatz, obwohl es diesbezüglich beträchtliches Potenzial für gänzlich neue Jobs gäbe. Die Industrie braucht rechtliche Unterstützung, Standards und Planbarkeit für die erforderlichen Investitionen. Dabei kommt nur eine Lösung auf europäischer Ebene in Frage. Die Frage lautet: Wie weit wollen wir gehen? Wie soll das Framework wirklich aussehen? DI Posch bringt es auf den Punkt. Das Precommercial Procurement Project C4E (Cloud for Europe) soll eine vertrauenswürdige Basis bilden, die es den Mitgliedstaaten ermöglicht, Cloud Services für die öffentliche Verwaltung zu nutzen. Sicherheitsstandards auf nationaler wie auf EU-Ebene werden dabei eine zentrale Rolle spielen.
Nutzung der Cloud stagniert
Die Begeisterung heimischer Betriebe für die Cloud hält sich in Grenzen, die Nutzung stagniert. Die Angst vor Spionage schwebt wie ein Damoklesschwert über den Betrieben. Es geht um eigene Interessen und patriotisch europäische Ideen und Werte. Manche Dinge haben im Netz einfach nichts verloren.