Dienstag, 5. November 2024
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Klimaschutz 2020: Tolle Pläne ohne Verbindlichkeit

Der Bedarf an Mobilität steigt. Diese Aussage unterstreicht die Dringlichkeit ernsthafter Bemühungen in Sachen Klimaschutz. Effizienzmassnahmen und sauber koordinierte Schnittstellen sollen in Verbindung mit alternativen Antriebsystemen die Klimaschutzziele erreichbar machen. Es braucht Verbindlichkeit.

[[image1]]Bis 2050 ist europaweit mit 80 % Zuwachs im Bereich Güterverkehr zur rechnen. Im Personenverkehr ist mit 50 % Steigerung zu rechnen. Diese Werte unterstreichen die Wichtigkeit, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. Das österreichische Gesamtverkehrskonzept soll als Basis für einen ganzheitlichen Masterplan für Verkehr dienen. Multimodale Verkehrskonzepte sollen die unterschiedlichen Anstrengungen bündeln und in Summe die Umweltbelastungen minimieren, so Dr. Erik Wolf, GF der Bundessparte Transport und Verkehr, WKÖ. Der öffentliche Verkehr muss gestärkt werden, zugleich geht es um ein neues Mobilitätsverhalten. Das erfordert reichlich Flexibilität. Innovationen sollen schneller als bisher den Markt erobern. Wirtschaftlichkeit beginnt im Kopf, Fahrertraining bringt bis zu 27 % Treibstoffersparnis und amortisiert sich somit im Idealfall bereits nach einem Monat. Was den Gigaliner betrifft: Die emotionale Diskussion darf Innovation nicht ad absurdum führen.

Klimaschutz, leider ganz unverbindlich

Dipl. Ing. Günther Lichtblau Umweltbundesamt, lässt an der Umsetzung der Emissionsrichtlinien kein gutes Haar. Mangels Verbindlichkeit sind ach so schöne Pläne zum Flopp mutiert. Die Verursacher der THG müssen an die Leine genommen werden, der Bereich Verkehr ist diesbezüglich ein eklatanter Schwachpunkt, zumal der Emissionshandel was dessen Effizienz betrifft mehr als nur schwächelt. Jetzt muss es um Verursacher gehen, die nicht im Emissionshandel erfasst sind, Monitoring und Sanktionsmechanismen sollen zum Erfolg beitragen. Sektorelle Vorgaben gut und schön, was fehlt sind geeignete Ambitionen. Kyoto ist weit entfernt. Mit business as usual bleiben die Erfolge aus. Euro 4 hat die Hoffnungen enttäuscht, Euro 6 sollte ordentliche Resultate liefern. Im Schwerverkehr, so Lichtblau weiter, ist bis 2030 mit einer Entspannung zu rechnen, auch bei steigender Verkehrsleistung. Braucht es gar eine weitere Krise, um die aufkommenden Probleme zu lösen? Es fehlt der Mut, Klimaschutz politisch ernst zu nehmen und diesen in Gesetz zu führen.

Energieeffizienz sichert Wettbewerbsfähigkeit

Effizienz und erneuerbare Energie sollen helfen, die Dekarbonisierung zu realisieren. Das erfordert einen massiven Umbau des gesamten Transportbereichs, es braucht neue Schnittstellen und bessere Koordination. Smarte Lösungen sind gefragt, die soziale Verträglichkeit muss gegeben sein, Wirtschaft und Gesellschaft dürfen nicht vernachlässigt werden. Die ÖBB beispielsweise decken den Energiebedarf zu 90 % aus Wasserkraft, dazu kommen 2 % sonstige erneuerbare Energiequellen. Bescheidene 2 % an Massnahmen für Effizienz ergeben mit 4,8 Milliarden Euro eine beträchtliche Summe. Bei der Schifffahrt bietet LNG enormes Einsparungspotenzial. Die Treibstoffrechnung könnte sich halbieren, doch braucht es dafür eine gesamteuropäische Strategie, welche der Industrie in ihrer Ganzheit zugute kommt. Wie so oft fehlt es jedoch am geeigneten Framework und dem Mut der Politik, die erforderlichen Meilensteine zu setzen.

Neue Mobilitätskultur bis 2050

Die Österreichische Post AG setzt auf Selbstbeschränkung. Alternative Antriebe minimieren den CO2-Footprint, seit 2012 sorgt Grüner Strom für Vortrieb. Einmal mehr gibt`s Rüffel, diesmal für die Industrie. Die Post will sich mit dem mageren Angebot an E-Trucks einfach nicht abfinden, ein Anbieter allein ist einfach zu wenig. Der Bedarf wäre gegeben, nur die Auswahl lässt zu wünschen. Dabei hat Elektromobilität bei der Post bereits Tradition: Vor 100 Jahren wurde der Austrodaimler mit Porsche Radnabenmotoren in Betrieb genommen. Doch wie es das Schicksal wollte, war der E-Mobilität kein durchschlagender Erfolg beschert, die Stromer verschwanden von der Bildfläche. Eine andere Schwachstelle aus Sicht der Post ist im Schienenverkehr zu finden. Zuverlässigkeit und Tempo sind nur zwei Argumente gegen die Bahn, die als Partner der Post am absteigenden Ast sitzt.

Öffentlicher Verkehr und neue Schnittstellen

Ballungszentren sind Haupttummelplatz für öffentlichen Verkehr. Wien gilt als Vorreiterrolle in der Tarifgestaltung. Die Zersiedlung jedoch stellt das Verkehrskonzept vor eine Herausforderung. Die Raumplanung ist nicht immer glücklich gewählt und verursacht zusätzlichen Verkehr, das Problem ist hausgemacht. Für die Zukunft sind Mobilitätspackages angedacht. E-Bikes boomen, 2012 wurden 45.000 Stück verkauft. 35 % der Umsteiger oder vielmehr, Aufsteiger, sind klassische Lenkraddreher. Was die Kundenseite betrifft, so zählen fortan Takt, Tempo, Angebot. Den individuellen Nahverkehr mit E-Mobilität zu ergänzen kommt der Umwelt zugute.

ÖBB: Bescheidene Zuwachsrate im Personenverkehr

Neue Geschäftsmodelle und sorgfältig koordinierte Schnittstellen sollen den Mobilitätsbedarf in einer neuen Form bedienen. Überhaupt, so scheint es, steht die Schiene vor einer Renaissance. Mit der Westbahn kommt erstmals frischer Wind in die Tarifgestaltung, Konkurrenz belebt eben das Geschäft. Für  Güterverkehr unter 300 km ist die Schiene ungeeignet, zudem kostet sie den Steuerzahler reichlich Geld. Auch wenn volkswirtschaftlich sinnvoll, ist der betriebswirtschaftliche Aspekt ein Problem für sich, Stichwort Rentabilität. Für weitere Investitionen fehlt es, so tönt es seitens der ÖBB, an der erforderlichen Planungssicherheit. Die Kostenwahrheit der einzelnen Verkehrsträger ergibt vielfach neue Lösungsansätze, es gilt, Stärken gezielt zu nutzen.

Verkehrswirtschaft macht Druck

Was den Güterverkehr auf der Straße betrifft, so sind einige Änderungen zu erwarten. Die Zulassung von Lang-LKWs ist Sache der Mitgliedstaaten, 45 ft Container mischen eifrig mit, der modulare Verkehr ist jedoch an 300 km Vor- bzw. Nachlauf gebunden. Generell gibt sich die Kommission in Brüssel  auch in Sachen Aerodynamik zugänglich und flexibel, lediglich die zulässige Achslast bleibt unangetastet. Expertenteams analysieren die einzelnen Details, die Verkehrswirtschaft gibt mächtig Gas. Jetzt sind das Europäische Parlament und der Rat am Zug, um die weiteren Schritte zu klären, so Andreas Nägele, EU-Kommission, GD Verkehr.         

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