Erst traf es die Solarbranche und nun die Windenergie: Gerade auch grüne Investments bergen besondere Risiken. Aber wie steht es um das Gegenteil, also um politisch angeblich unkorrekte Aktien? Rechtzeitig zum Oktoberfest haben wir uns diese Papiere näher angeschaut. Ergebnis: Die meisten dieser Aktien sind ausgesprochene Outperformer. Und dahinter stehen oft europäische Konzerne.
[[image1]]Auch bei grünen Unternehmen wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Und das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit muss nicht unbedingt auf nachhaltig solide Renditen hindeuten. Innerhalb weniger Wochen gerieten zwei ehemalige grüne Vorzeigeunternehmen in Deutschland in eine gefährliche Schieflage. SolarWorld („Bei uns wird Sonne Strom“) konnte nur mit einem schmerzlichen Kapitalschnitt vor der sofortigen Pleite gerettet werden. Wenig später meldete der Öko-Strom-Pionier Windreich Insolvenz an. Wer Anleihen dieses Unternehmens besitzt, muss nun um sein Geld zittern, denn diese Schuldverschreibungen werden nachrangig bedient. Im Klartext: Die Investoren bekommen nur, was übrigbleibt, wenn alle anderen kassiert haben. Im schlimmsten Fall also gar nichts.
Schwere Zeiten für Gutmenschen, die politisch korrekt investieren möchten. Wobei es im Übrigen einen großen Unterschied zwischen guten Menschen und Gutmenschen gibt. Gute Menschen kümmern sich um andere Menschen, engagieren sich, spenden oder gründen sogar Stiftungen. Gutmenschen hingegen begnügen sich meist damit, das Geld zu verteilen, das sie anderen zuvor abgeknöpft haben, nicht ohne sich zunächst selbst zu versorgen.
Rote Zahlen mit grünen Investments
Wenn schon grüne Investments oft rote Zahlen bescheren, bleibt die Frage, wie erfolgreich das Kontrastprogramm erscheint – also angeblich politisch unkorrekte Investments. Vor rund elf Jahren hob Dan Ahrens in Texas den Laster-Fonds (Vice Fund) ins Leben, der vor allem in Aktien investiert, die im Verständnis vieler Menschen eben nicht politisch korrekt sind (was immer man darunter verstehen mag). In den Folgejahren performte der lasterhafte Fonds vielfach besser als der S&P-500-Index.
Da mit dem Münchner Oktoberfest die weltweit größte Biergaudi unmittelbar bevorsteht, haben wir beispielhaft einige „Laster-Aktien“ unter die Lupe genommen. Ergebnis: Viele Papiere legten deutlich stärker zu als der Deutsche Aktienindex DAX. Der Spirituosenkonzern Diageo verwöhnte seine Aktionäre mit einer hochprozentigen Performance. In drei Jahren stieg der Wert dieses Papiers um über 80 Prozent (Stichtag: 13. September 2013). Sein Geld verdient das Unternehmen in erster Linie mit Whisky, darunter so bekannte Marken wie Johnnie Walker und Dimple. Aber auch Gordon’s Gin, Grand Marnier und Wodka Smirnoff gehören zum Markenportfolio des britischen Konzerns. Der zweite große europäische Spirituosenkonzern, die italienische Davide Campari Group (unter anderem Campari, Aperol, Cynar und Cinzano), sicherte seinen Aktionären in den drei zurückliegenden Jahren immerhin noch eine Rendite von knapp 51 Prozent.
Chinesen haben Durst
Während in klassischen Biertrinker-Nationen wie Deutschland der Konsum von Gerstensaft seit Jahren sinkt, haben die Chinesen längst ihre Vorliebe für Bier aus Europa entdeckt. Und so kann sich auch die Performance der weltweit führenden Großbrauereien durchaus sehen lassen. Der Aktienkurs des belgisch-brasilianischen Bierkonzerns Anheuser Busch InBev stieg in drei Jahren um rund 68,5 Prozent. Zu den bekanntesten Marken dieser mit Hauptsitz im belgischen Löwen ansässigen Gruppe gehören unter anderem Stella Artois, Budweiser, Beck’s und Löwenbräu.
Die Aktien des stärksten Konkurrenten SAB Miller performten in den vergangenen drei Jahren mit über 58 Prozent. Bekannte Marken dieses Brauereikonzerns sind zum Beispiel Pilsener Urquell und das niederländische Grolsch, das mittlerweile sogar in Afrika vertrieben wird. Doch längst nicht alle Hersteller alkoholischer Getränke berauschen ihre Investoren mit einer überschäumenden Rendite. Der niederländische Heineken-Konzern – die drittgrößte Brauereigruppe nach Anheuser Busch Inbev und SAB Miller – performte in den letzten drei Jahren nur mit bescheidenen 13,12 Prozent. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum stieg der DAX um 35,9 Prozent und der amerikanische Dow Jones Index um 45,8 Prozent. In den vergangenen drei Monaten büßte die Heineken-Aktie sogar über 15 Prozent ein.
Die weitverbreitete Meinung, wonach man mit Tabak kein Geld mehr verdienen kann, ist wohl vorrangig auf die Beobachtung zurückzuführen, dass zumindest in den Staaten Westeuropas immer weniger gequalmt wird. Dennoch hat die Aktie von Philip Morris in den zurückliegenden drei Jahren um beinahe 55 Prozent zugelegt und somit sowohl den DAX als auch den Dow Jones-Index deutlich outperformt. Das Papier des Konkurrenten British American Tobacco (BAT) wartete im selben Zeitraum mit einer durchschnittlichen Performance von 35,3 Prozent auf.
Staat als Spielverderber
Im amerikanischen Laster-Fonds waren schon recht früh die Aktien des Rüstungsgiganten General Dynamics vertreten. Die muss man freilich nicht unbedingt haben – nicht nur aus weltanschaulichen Gründen, sondern auch wegen einer unterdurchschnittlichen Wertentwicklung. Die Drei-Jahres-Performance dieses US-Konzerns lag bei knapp 34 Prozent und damit deutlich unter dem Dow Jones-Plus. Spektakulär mutet hingegen die Aktienkursentwicklung der Galaxy Entertainment Group an, die unter anderem Casinos und Hotels in Macao betreibt. Innerhalb von drei Jahren verteuerten sich deren Anteilsscheine um knapp 690 Prozent.
Wer allerdings in solche Aktien investieren möchte, sollte bedenken, dass hier der staatliche Einfluss und administrative Beschränkungen sehr groß sind. Das reicht von Verkaufsverboten für alkoholische Getränke zu bestimmten Zeiten bis hin zu Werbeverboten und Verbrauchssteuererhöhungen. Ansonsten aber gilt: Kann denn Rendite Sünde sein?