Dienstag, 3. Dezember 2024
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Monetarismus, Fiskalismus: Mario Draghi setzt auf gescheiterte Ideologien

Die Geschichte lehrt uns immer wieder: Finanzkrisen sind nicht das Produkt ungeregelter Märkte, sondern das gescheiterter Sozial- oder Geldpolitiker. Ob staatliche Schulden- oder staatliche Geldexzesse – mit der Manipulation der Geldversorgung kollabiert irgendwann auch die Güternachfrage.

Was haben sich Monetaristen und Fiskalisten in den letzten 90 Jahren doch gestritten. Beharrten Fiskalisten seit John Maynard Keynes verbissen darauf, der Staat (Fiskus) müsse immer höhere Schulden aufnehmen, um die niedrige Nachfrage der Haushalte zu kompensieren. So hielten neoliberale Monetaristen (mit Milton Friedman) dem entgegen: Der Staat solle bloß die Finger von Staatsschulden lassen. Es reiche, shoppingfaule Konsumenten mit frisch gedruckten Geldscheinen in Form billiger Privatkredite zu höherem Konsum zu verlocken.
Beide Systeme sind gescheitert. Und doch setzt Mario Draghi nun auf die beide Finanz-„Loser“ des 20. Jahrhunderts.

US-Finanzkrise: Monetarismus gescheitert

Der unter Ronald Reagan an die Macht gekommene (und vom Demokraten Clinton zweifach bestätigte) Republikaner Alan Greenspan hatte als Präsident der US-Notenbank Fed die Zinsen ab 1990  schrittweise von 8 Prozent auf historische ein Prozent gesenkt.
Bei 1 Prozent Aufschlag durch die Geschäftsbank finanzierten Amerikaner nun um 2 Prozent pro Jahr – bei drei Prozent Inflation. Die spottbilligen Kredite (ver)führten fast zwangsläufig zum scharfen Anstieg kreditfinanzierter Konsumausgaben (wie Kameras, Computer oder Autos). Welche allerdings von Ländern wie China und Japan produziert wurden – die USA mutierten zur Import-Weltmacht.

Staat fördert Spekulanten

Sein Menschengedenken weiß man: Was der Mensch als zu billig empfindet, verschwendet er. Das gilt für Lebensmittel und Benzin – aber auch für Geld. Als Bürger Mitte der 1990er „alles hatten“, begannen sie (wie Firmen und Bankkonzerne), in Aktien und Immobilien zu investieren. Wenn Geld 2% „kostete“, eine damit finanzierte Aktie oder ein Appartement aber 5% erbrachten, dann erzielte man 3% Profit pro Jahr aus „sich selbst heraus“ – ohne eigenen Kapitaleinsatz.
Die staatlich ausgelöste Gier nach Finanzrenditen auf Pump brachte das über Jahrzehnte gewachsene staatliche Wohnbau-System an seine Grenzen. In Wertpapiere wie „Asset Backed Securities“ („ABS“), die von staatlichen bzw. staatsnahen Bausparkassen (wie Fanny Mae und Freddy Mac) emittiert wurden, fluteten nun Tausende Milliarden frisch gedruckter (und gepumpter) Dollars.
Und man staune: Die meisten toxischen US-„Wert“-Papiere hatten staatliche Emittenten! – Und staatliche Käufer: Europas naive Landesbanken.

Hohe Zinsen gegen US-Finanzkrise

Hätte die US-Notenbank die Zinsen bei 4% belassen, dann hätten Kredite wenigstens 5% gekostet. Solch „teures“ Geld in Anlegerwohnungen oder Wertpapiere mit 5% Rendite zu stecken, hätte kaufmännisch keinen Sinn gemacht. Immobilien- und Aktienwerte wären damit im Keller geblieben – ebenso wie Geldmenge und Inflation.
Es wären keine faulen „ABS“ entstanden. Die USA hätten weniger importiert, Europäer und Asiaten etwas weniger produziert und exportiert. Und es hätte keine Krise gegeben. Man wäre langsamer, dafür aber nachhaltiger gewachsen.

Europa: Fiskalismus fördert Verschwendung

Jahrzehntelange hatte man uns Europäern das keynesianische Perpetuum Mobile der wundersamen Wohlstandsmehrung durch weniger Arbeit und mehr Schulden gepredigt: Kluge Investitionen seitens des Staates und seiner hochmotivierten Beamtenschaft in die öffentliche Infrastruktur (mittels Kredite) sollten die Shoppingfaulheit seiner Bürger kompensieren.
Tatsächlich waren kreditfinanzierte Eisenbahntunnels oder Flughäfen in menschenleeren Gegenden dann aber oft nur Strohfeuer für ein paar Jahre. Oder sie hatten die private Konkurrenz unterboten, ruiniert und Jobs vernichtet. Und weil Staaten nicht tilgen, verdoppeln und verdreifachen die Zinszahlungen  in den Jahrzehnten danach die Projektkosten und nagen an den Realeinkommen.
Und Europas Sozial-Politiker hatten sich sehr schnell daran gewöhnt, knapp vor Wahlen Geldgeschenke zu versprechen – welche nach der Wahl mit Krediten finanziert wurden. Kreiskys Heiratsbeihilfe schaffte den Wahlsieg von 1971, Faymanns Gratis-Zahnspange den von 2013.

Totgelaufen

Sowohl das Setzen auf die Geldschwemme als auch das auf immer höhere Schuldenberge haben sich irgendwann totgelaufen: Gratis-Banknoten – die Europäische Zentralbank „verschenkt“ frisch gedruckte Euros mittlerweile an Geschäftsbanken – gehen schnurstracks in die Spekulation mit Aktien und Immobilien. Und die billigen Refinanzierungskosten für Staatsanleihen verhindern die so dringend benötigten Arbeitsmarktreformen in Europa.

Draghi kombiniert Monetarismus und Fiskalismus

Beim Ankauf europäischer Anleihen in Höhe von 1.140 Milliarden Euro vereint Mario Draghi beide gescheiterten Systeme: Zwar verfügen Banken, welche Anleihen an die EZB verkaufen, dann über flüssige Mittel. Weil das verkrustete Europa aber keine Wachstumsperspektiven verspricht, geht es nicht in die Realwirtschaft – sondern direkt in die Spekulation mit Aktien und Immobilien. Der Rekordrausch des deutschen Börsenbarometers DAX ist dafür schriller Zeuge.
Andererseits wissen die Staaten (und deren Sozialpolitiker), dass sie ihre Wahlen – Pardon, ihre Sozialhaushalte – immer noch skrupelloser mit immer noch billigeren Anleihen finanzieren können. Bezahlt mit Geld, das dafür im Hauptquartier der EZB in Frankfurt gedruckt wird.

Deutsche Bundesbank: Hausverstand und keine Tricks

Wenn sich immer mehr Deutsche sehnsüchtig nach ihrer harten DM zurücksehnen, dann sehnen sie sich nach ihrer alten Bundesbank. Kein Wunder. Die Statuten der Bundesbank erlaubten es Politikern nur so viel Geld neu zu drucken, wie die Volkswirtschaft an Werten mehr geschaffen hatte. Das gefiel nicht allen, weil Kredite damit teuer waren und die Exportwirtschaft unter einer harten DM litt. Doch schaffte man es gerade damit an die Spitze.
Was in Europa heute aber am meisten fehlt, sind Politiker wie Deutschlands Konrad Adenauer oder Österreichs Josef Klaus mit ihrer simplen Logik: Man kann nur ausgeben, was man vorher verdient hat. Das zu verstehen, bedarf weder ideologischer Richtungsdiskussionen noch komplexer Finanzmodelle, sondern einfach nur simplen Hausverstand.

 

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