Montag, 4. November 2024
Startseite / Allgemein / Raimundas Karoblis: Machen wir aus einer Pflicht eine Möglichkeit

Raimundas Karoblis: Machen wir aus einer Pflicht eine Möglichkeit

Botschafter Raimundas Karoblis ist seit 2010 ständiger Vertreter Litauens in der Europäischen Union. Er vertritt Litauen im Ausschuss der Ständigen Vertreter der Europäischen Union. Seit 1. Juli ist der Botschafter Leiter der 28-Länder-Arbeitsgruppe.

[[image1]]„Man wird nach Kompromissen suchen – und nicht nur im Sitzungsraum. Dies wird nur die Spitze des Eisbergs sein, der Anfang und das Ende der Diskussion. Es wird eine ständige Arbeit mit den Kollegen, mit anderen Ländern, die empfindliche Stellen haben, die ihre eigenen Lösungen bieten, sein. Die Hauptaufgabe dabei ist eine goldene Mitte zu finden, die für alle oder für die Mehrheit der Mitgliedstaaten annehmbar ist“, sagt der Botschafter.

Der Ausschuss der Ständigen Vertreter tagt in der Regel zweimal pro Woche und erörtert politische Themen. Die Sitzungen dauern häufig den ganzen Tag und umfassen eine Reihe von Bereichen. Die Botschafter helfen bei der Vorbereitung auf Ministertreffen, bei den Verhandlungsfragen streben sie nach weiteren Fortschritten in ihrem Kreise, damit die Minister sich nur um die wichtigsten politischen Themen zu kümmern haben. R. Karoblis sagt, dass er und die Minister während der litauischen Präsidentschaft komplizierte Themen behandeln werden.

„In den meisten Fällen gelingt es eine Einigung zu erzielen – manchmal leichter, manchmal schwieriger. Die Fragen, die wir während unserer Präsidentschaft erörtern werden, sind schwierig – Regeln der Verwendung des mehrjährigen Haushalts der Europäischen Union bzw. das Geld, sein Verwendung, Bankenregulierung. Wir müssen verhandeln und eine Lösung finden“, sagt R. Karoblis.

Fragen im Bereich des EU-Binnenmarktes

Langwierige Verhandlungen sind dem Botschafter nicht neu. Er sagt, dass er sich an komplizierte Sitzungen gewöhnt hat, als er rund drei Jahre vor seiner Ernennung zum Stellvertreter des Ständigen Vertreters von Litauen als Vertreter Litauens im COREPER I (auch AStV I genannt) gearbeitet hat, der sich hauptsächlich mit der Behandlung von Fragen im Bereich des EU-Binnenmarktes befasst.

„Wenn die Frage für das Land von großer Bedeutung ist, wenn es um Geld und andere wichtige materielle und immaterielle Dinge geht, arbeitet man Tag und Nacht, um Ergebnisse zu liefern“, erklärt R. Karoblis.

Eine Brüsseler Zeitung hat kürzlich den Botschafter als offen, ehrlich und fleißig beschrieben. R. Karoblis ist im Bezirk Pasvalys geboren und gibt zu, dass er in seiner Kindheit bodenständige Träume hatte. Er wollte entweder wie sein Vater Förster oder wie seine Mutter Jurist werden. Er hat den Beruf des Juristen gewählt und mit dem litauischen Institut für freien Markt, mit Unternehmen gearbeitet, später hatte er an die Karriere eines Rechtsanwalts oder Richters gedacht.

„Unerwartet bekam ich das Angebot vom Außenministerium im Bereich des internationalen Handels zu arbeiten, zumindest vorübergehend, als Versuch. Dieser Versuch ist zu einem Dutzend Jahre geworden“, sagt der Botschafter.

Die meiste Zeit war er im internationalen Handel tätig – leitete Abteilungen der Wirtschafts- und Außenhandelspolitik, später wurde zum Ständigen Vertreter Litauens in der Welthandelsorganisation, arbeitete als Vorsitzender des Technischen Ausschusses für den Zollwert, später vertrat er Litauen als Vollmitglied des Ausschusses für internationalen Handel.

Litauen als glaubwürdiges EU-Mitglied zeigen

„Ich wünsche meinen Kollegen in diesem anstrengenden Halbjahr ihre zu Hause gebliebenen Verwandten nicht zu vergessenen“, sagt er, und fügt scherzhaft hinzu, dass er nach der Jahreshälfte der Präsidentschaft gut ausschlafen möchte.
Das Ziel der intensiven Arbeit – Litauen als glaubwürdiges EU-Mitglied zu zeigen, das den Vorsitz im Ministerrat so gut wie andere Staaten führen kann.

„Wir bekommen eine Menge aus der EU – von unseren Sicherheitsgarantien und der Teilnahme am Binnenmarkt bis zu den Strukturfonds und Geld, wovon viele Familien Gebrauch machen können. Es kommt eine Zeit, wenn man nicht mehr nur nehmen, sondern auch geben muss, und eine der Pflichten ist die Präsidentschaft“, sagt der Botschafter.
Allerdings betont er, dass die Präsidentschaft für Litauen auch eine gute Gelegenheit ist, sich zu präsentieren.
„Wir können davon profitieren, indem wir unsere Kultur vorstellen, Investitionen anziehen, unsere wirtschaftlichen Beziehungen stärken.“
Laut dem Botschafter werden die Leistungen des Vorsitzes, neue Bekanntschaften und neu erworbenes Wissen für die Vertretung der Interessen Litauens in der Zukunft von Nutzen sein.

„Litauen bekommt von der EU-Mitgliedschaft eine Reihe von Vorteilen, und die Meinung der Menschen über die EU ist durchaus positiv – aber zu wissen, was wir genau tun, ist wichtig. Ich denke, dass die Präsidentschaft eine großartige Gelegenheit bietet, den Bürgern klarer zu zeigen, welche Arbeit geleistet wird“, fügt der Botschafter hinzu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren

Agrarsubventionen: Die kleinen Bauern sind die Tescheks

Es gibt ein uralte  Klischeevorstellung, die da lautet: Österreichs Bauern - nein, sogar Europas  Landwirte, werden von der Europäischen Union und sonst wo großzügig mit Subventionen überhäuft, was im Vergleich zu anderen Berufsgruppen ungerecht sei.