Beim ORF Vorarlberg hofft man, dass „gemeinschaftlicher Konsum“ die Bedeutung von Besitz verringern würde [1]. Tatsächlich teilen die Menschen aber, weil sie dadurch den Nutzen (aus dem Besitz von Dingen) steigern können.
Seit die Digitalisierung unserer Welt es plötzlich technisch möglich macht, Besitz (auch mit Wildfremden) zu teilen, ist Europas Linke wie elektrisiert. „Vermögen“ – wie etwa bei Taxis (Uber), Autos („Drive Now“) oder Wohnungen (wie bei Airbnb) – können dank IT nun „demokratisiert werden! Dabei haben sich Viele anfangs vor „Big Data“ noch bedroht gefühlt.
Besitz ist böse
Die meisten Linken glauben noch immer, dass der Besitz durch den Einen den automatischen Nicht-Besitz durch den anderen bedeute (Irrtum vom Nullsummenspiel). Was natürlich Unfug ist: Hat jemand ein PC-Programm erarbeitet, wurde es extra für den User produziert – niemand musste auf etwas verzichten. Im Gegenteil: Jobs und Steuern wurden erwirtschaftet.
Besitz führt zwangsläufig zu Ungleichheiten. Denn der Wohnungsbesitzer hat viel mehr als der Mieter. Da zählt es nicht, dass der Eigentümer fleißiger war und der Mieter die Zeit mit Freunden (oder sich) verbrachte. Die beiden sind nun ungleich, und das ist sozial eben unerwünscht.
Arbeiten ist uncool
Um Besitz zu erlangen, muss man hart arbeiten. Heißt im Kirchendeutsch: „Man muss dem Mammon hinterher-rennen!“ Und in dieser Zeit verwahrlosen die Kinder und wartet der Herr vergebens auf den Besuch in der Kirche.
Und schließlich ist „Besitz“ für Linke immer auch mit „Macht“ konnotiert (außer der Besitzer ist der grundgütige Staat). Schließlich könnten sich die Wohnungsbesitzer dieser Welt ja zusammentun und allen Mietern dieser Welt kündigen – dann hätte niemand mehr eine Bleibe!
Ach ja, zum Herstellen „materieller Güter“ (schon die Nazis wetterten einst gegen die armen „materiellen Güter“) braucht man natürlich Rohstoffe und Energie. Und dass beides schon übernächste Woche ausgeht, ist ja schließlich allen hier bekannt.
Grüne Share Economy?
Als die Share Economy so ab 2010 begann, über Apps in die Breite der Gesellschaft vorzustoßen, da jubelten die Grünen (in den Redaktionen): Nun beginne das Zeitalter nachhaltigen und bewussteren Konsums. Nachbarschaften würden sich jetzt eine Heckenschere teilen, zwei Dutzend Autofreaks eine Poliermaschine. Und die Utopisten stotterten erregt: Das Teilen würde (jetzt endlich) die Wirtschaft revolutionieren, denn über die Tauschgemeinschaften würden die Menschen näher zueinanderkommen.
Profite – aber fair
Doch weit gefehlt: Die Menschen teilen nicht, um weniger zu haben, sondern um Mehr (Nutzen) zu haben. Und mit dem gesparten Geld buchen sie den Billigflug nach Barcelona – alleine mit dem Partner. Und sie wollen nicht weniger, sondern mehr Geld verdienen. Und die Firmen tun dies nicht, um Menschen zusammenzubringen und der Welt Geld zu sparen – sondern, um Profite zu steigern.
Das darf öffentlich so natürlich nicht gesagt werden, und so finden sich auf Share- Websites verdächtig viele Signalwörter wie „fair“ und „teilen“, und werbewirksam unterstützt man für ein paar Hundert Euro ein Sozialprojekt, das Sozialarbeiter an- und ruhigstellt.
Viele Nachteile
Dass die Menschen ausgerechnet jetzt zu teilen beginnen, ist nicht das lange ersehnte Zeichen einer philosophischen Paradigmenwende, sondern das triviale Ergebnis technischer Entwicklungen (iPhone, Internet). Dabei hat das Teilen auch gewichtige Nachteile:
- >> Oft ist jemand, der mit einem Privaten „shart“, nicht versichert. Oder hat eine schlechte Position.
- >> Man bringt steuerzahlende Konkurrenten in Bedrängnis, weil private Anbieter steuerneutral wirtschaften und dadurch billiger sind (Uber, Airbnb).
- >> Millionen geregelte Arbeitsplätze weltweit sind in Gefahr, weil sie mit der neuen Konkurrenz (ohne Fixkosten für fremdes Personal) nicht mithalten können.
- >> Und von sozialen Mindeststandards weiß man in der Share Economy auch recht wenig. Wer bei Uber 24 Stunden Taxi fährt, der tut das halt. Wer soll ihn kontrollieren?
Wer noch immer bezweifelt, dass sich der Mensch schon wieder nicht zum Gemeinwohl-Tier umerziehen lässt, der möge die Statistik bemühen: 73 Prozent der Deutschen benutzen täglich ein Auto, aber nur zwei Prozent in Form von Fahrgemeinschaften.
Fallweises Auto-Teilen findet bei zwei weiteren Prozentlein Zustimmung. [2] Amen.