Montag, 30. Dezember 2024
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Trump-Effekt: Geht der Dollar durch die Decke?

Bild © Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America (Donald Trump) CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons (Ausschnitt)

Entgegen vieler ökonomischer Prinzipien sank der Dollar mit der Amtsübernahme des neuen US-Präsidenten. Jetzt kehrt Normalität ein – und der Greenback setzt zu seinem Höhenflug an.

Vielleicht war es das mediale Querfeuer, das Donald Trumps Wahlsieg am 8.11.2016 begleitet hatte. Denn am folgenden Handelstag explodierten weltweit die Aktienkurse – der Dollarkurs jedoch begann zu sinken. Warum wir jetzt neuen Dollarrekorden entgegensehen könnten – und wie man davon profitiert.

Schau nach bei Reagan

Der 40. Präsident Amerikas (1981-1989) könnte als Blaupause dienen (nicht nur was die medialen Schmutzkübelkampagnen gegen ihn betraf). Ronald Reagan senkte Steuern und Zölle und die Masseneinkommen explodierten. Die Folge: Auf der einen Seite Budgetdefizite, Schuldenrekorde und der Beginn historischer Handelsbilanzdefizite (durch importierte Konsumgüter aus Asien). Auf der anderen Seite Börsen- und Dollarrekorde.

Als Reagan das Amt von Jimmy Carter übernommen hatte, mussten für einen Dollar nur 1,79 DM bezahlt werden. Nach nur fünf Jahren „Reagonomics“ waren es fast doppelt so viel; 3,47 DM. Amerikas Bürger waren stolz auf ihr Land und ihren Präsidenten[1]. Doch der starke Dollar kostete der US- Exportindustrie Millionen Jobs (und so lautete das Feindbild damals „Japan“ – im Gegenzug zu „China“ heute). Nur mit großer Mühe konnte der Greenback Ende der 80iger wieder auf verträgliche Stärke gedrückt werden.

Steigende Zinsen – steigende Währung

Reagan finanzierte seinen Wirtschaftsboom auf Pump, und das könnte auch bei Trump passieren („Steuerreform“). Um das notwendige Geld dafür in die USA zu locken, ist die FED (Federal Reserve Bank[2]) gezwungen, die Zinsen weiter anzuheben. Schon jetzt liegen sie zwischen 1,5 und 1,75%, und das geldpolitische Komitee der Fed denkt noch heuer weitere drei Schritte an. Hier in Europa liegt der Zins für Zentralbankgeld bei noch immer niedrigen 0% – in Amerika dann bei guten 3%.

Das würde die Anleihemärkte (die sich ja immer am Zinsniveau orientieren) auf den Kopf stellen. Heute werden Inhaber deutscher 10jähriger Bonds mit 0,39% im Jahr abgespeist (Österreich 0,7%), im Reiche Trumps sind es schon 2,93%[3]. Goldman Sachs spricht von 3,5% in naher Zukunft[4].

Spricht sich erst herum, dass der Dollar eigentlich nur steigen kann – dann springen alle auf den Zug; profitieren also von über 2% Renditevorsprung UND steigenden Dollarkursen.

Weniger Steuern, höhere Kurse

Börsen lieben Steuersenkungen (genauso wie niedrige Staatsbank-Zinsen). Denn wenn die Bürger plötzlich mehr am Konto haben, geben sie einen bestimmten Teil zwar für volkswirtschaftlich erwünschte Konsumausgaben aus (neues Auto oder Haus im Grünen), ein bestimmter Teil fließt aber immer in die Zukunftsvorsorge, sprich in Aktien oder Anleihen.

Zusätzlich verbessert Trumps Unternehmenssteuer-Senkung (ab dem zweiten Quartal) die KGVs[5] von „Corporate America“. Die Kurse könnten also weiter steigen. Eigentlich haben das die Börsen schon vorweggenommen, doch das Ende der Fahnenstange muss deshalb noch lange nicht erreicht sein.

Warren Buffet glaubt an US-Bonds

Wer amerikanische Aktien oder Anleihen kauft, braucht dafür Dollar, Er verkauft also die eigene Währung (etwa Euro), was deren Kurs (durch das höhere Angebot) sinken lässt, und treibt den Kurs des Dollars in die Höhe (durch die Nachfrage).

Spektakulärer Schachzug von Investorenlegende Warren Buffet: Sein Investmentfond Berkshire Hathaway steckte kürzlich unglaubliche 100 Mrd. Dollar in US-Treasuries[6].

Wobei wir aber auch schon bei den Risken wären. Denn der Wirtschaftsboom saugt Millionen Arbeitslose von der Straße, in weiten Teilen der USA herrscht Vollbeschäftigung.  Im Jänner waren die US-Stundenlöhne so stark gestiegen wie seit 2009 nicht mehr[7]. Und wenn Trumps Plan aufgeht und multinationale Konzerne Jobs zu „Uncle Sam“ zurückverlagern, dann könnten die Reallöhne durch die Decke gehen und die Inflation zurückkommen.

Das könnte die Fed sogar zu vier Zinsschritten noch 2018 motivieren.

Patriotismus macht stark

Im Endeffekt geht es um die Frage: Wird der Wirtschaftsboom so stark sein, dass er die Zinsschritte (und die dadurch verteuerten Kredite) übertüncht – oder würgt die Last des Zinsenmonsters den Motor ab. Alan Greenspan war berüchtigt für (zu) schnelle und (zu) extreme Zinsschritte, mit Jerome Powell als Fed-Chef dürfte Trump eher auf einen besonnen Mann gesetzt haben.

Allerdings ist Wirtschaft immer auch Psychologie. Wenn die Amerikaner – wie seinerzeit bei Reagan – auf Patriotismus umschwenken und ihre steigenden Realeinkommen ins Shopping Center tragen, dann stehen die Signale einheitlich auf Grün: Steigende Staatsschulden (mit steigenden Zinsen) und hartem Dollar.

 

Zusammengefasst: Wer glaubt, (Wirtschafts-)Geschichte würde sich wiederholen, ist mit US-Treasuries gut bedient[8]. Wessen Nervenkleid nicht stark genug ist, ist mit „Betongold“ hier in „Good old Europe“ aber auch nicht schlecht dran.

 

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[1] „Dollar: Eine Bruchlandung ohne Beispiel“, Der Spiegel, 9.11.1987

[2] die staatliche, US-amerikanische Zentralbank

[3] „Renditen 10-jähriger Staatsanleihen“, www.boerse.de, Stand 25.5.2018

[4] „Rendite von US-Staatsanleihen steigt auf bis zu 3,5 Prozent“, Handelsblatt, 14.2.2018

[5] KGV als Abkürzung für „Kurs-Gewinn-Verhältnis“. Es errechnet sich aus der Division des Börsenkurses einer Aktie durch den Gewinn je Aktie und ist eine Kennzahl für die „Billigkeit“ einer Aktie. Beispiel. Kurs Aktie X € 100, Gewinn je Aktie € 8. 100:8=12,5. Steigt der Gewinn auf € 10, verbessert sich das KGV auf 10 (100:10=10), die Aktie wird also „billiger“ im Sinn von attraktiver.

[6] „US-Anleihen: Wer traut Amerika?“, Capital, 13.4.2018

[7] „Rendite von US-Staatsanleihen steigt auf bis zu 3,5 Prozent“, Das Handelsblatt, 14.2.2018

[8] Treasuries, amerikanisch für US-Staatsanleihen. In England ist der Finanzminister ein Schatzkanzler und der heißt „Minister of Treasury“.

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