Intelligent, effizient und möglichst emissionsfrei. Das sind die Anforderungen an den Verkehr der Zukunft. Urbanisierung und demographischer Wandel liefern weitere Argumente für die Mobilitätswende. Um die Emissionsziele zu erreichen müssen die mit dem PKW zurückgelegten Kilometer um rund ein Drittel reduziert werden.
[[image1]]Europa steht vor der Mobilitätswende. Auf Peak Oil folgt Peak Auto. Das ist das Ergebnis einer aktuellen VCÖ-Studie. Der Trend geht von besitzen zu nutzen. Mobilität wird vielfältiger, der Verkehrsbereich steht vor den größten Umbrüchen und Änderungen seit der Massenmotorisierung, so VCÖ-Sprecher Mag. Christian Gratzer bei der Präsentation der aktuellen Studie „Mobilität und Transport 2025+. Es geht um Wohlstand und Komfort, Gesundheit und Lebensqualität und nicht zuletzt um den Wirtschaftsstandort Österreich. Das Thema Effizienz rückt in den Vordergrund. Was wird sich ändern?
Urbanisierung begünstigt Mobilitätswandel
Der Bevölkerungszuwachs in Städten sowie die stark zunehmende Zahl älterer Verkehrsteilnehmer begünstigen aus Sicht der Experten das Mobilitätsverhalten. Bis 2030 ist mit einem Zuwachs von einer halben Million Menschen in den österreichischen Ballungszentren zu rechnen. Die Anforderungen an das Verkehrssystem sind dementsprechend. Öffentlicher Verkehr in Verbindung mit Carsharing und E-Mobilität sind nur ein Teil der Überlegungen. Dazu kommt eine intelligente Siedlungs- und Raumordnungspolitik. Bestehende Straßennetze müssen optimal ausgenutzt werden, da aufgrund der erforderlichen Sanierungsarbeiten vermutlich kaum Budget für einen weiteren Neubau von Straßen vorhanden sein wird. Zudem braucht es ausreichend Park & Ride Anlagen, wobei der Aspekt der Leistbarkeit für die Verkehrsteilnehmer gegeben sein muss, anders wird der erhoffte Verkehrsmix kaum realisierbar sein.
Über 1,4 Millionen Verkehrsteilnehmer über 75 Jahre
Laut VCÖ-Studie scheint dieser Wert 2040 real zu werden. Die Anforderungen an den Alltagsverkehr sind entsprechend zu berücksichtigen. Barrierefreiheit ist nur ein Aspekt, dazu kommt eine weitreichende Entschleunigung der Dinge. Eine niedere Durchschnittsgeschwindigkeit ist angebracht, um die Bedürfnisse dieser Gruppe zu erfüllen, es braucht ausreichend Gehwege und geeignete Schnittstellen einzelner Verkehrsmittel, was aufgrund der zunehmenden Digitalisierung kein Problem sein sollte. Immerhin, ein Carsharing PKW ersetzt 15 private Fahrzeuge. Auffällig ist, dass besonders die jüngere Generation vom Besitzdenken zur reinen Nützlichkeitsüberlegung tendiert. Das könnte jedoch auch eine Kostenfrage sein, die von latenten Parkplatzsorgen begleitet wird.
Carsharing, E-Mobilität und intelligente Raumordnung
Um die Energie- und Klimaziele der EU zu erreichen, braucht es bis 2050 rund 60 % weniger Emissionen aus dem Verkehrssektor. Bis 2030 ist eine nahezu emissionsfreie innerstädtische Verkehrslogistik vorgesehen, alleine für Wien bedeutet das 320 000 Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb weniger auf den Straßen. Die mit dem Pkw zurückgelegten Kilometer müssen ein Drittel reduziert werden, ohne dabei radikale Schritte setzen zu müssen. Öffentlicher Verkehr gemeinsam mit einem neuen Nutzungsmix verlangen Flexibilität und Anpassung, bieten jedoch auch Platz für gänzlich neue Geschäftsmodelle.
Mobilitätswende verlangt Flexibilität
Mehr denn je wird es ganz natürlich sein, das Fortbewegungsmittel je nach Bedarf zu wechseln. Mit dem E-Car zum Bahnhof und zuletzt ein paar Haltestellen mit dem öffentlichen Nahverkehr oder E-Bike gibt dem neuen Mobilitätsalltag den gewissen Kick, vorausgesetzt, die intermodalen Schnittstellen sind gegeben. Carsharing gewinnt auch im ländlichen Raum an Stellenwert, um die Mobilitätskosten merklich zu reduzieren. Während in Asien und Südamerika die Fahrzeugdichte aufgrund des enormen Nachholbedarfs noch im Zunehmen ist, erkennen die heimischen Experten hierzulande eine Trendwende, Peak Auto ist erreicht, der Motorisierungsgrad im innerstädtischen Raum ist rückläufig. E-Mobilität hat, zumindest rein theoretisch, im urbanen Raum generell gute Perspektiven, was jedoch wiederum ausreichend Ladestationen voraussetzt.
Politik der kleinen Schritte
Es braucht ein ganzes Bündel an Massnahmen, um die Emissionen im Verkehrsbereich zu minimieren. Verkehrsplanung und Raumordnung sind nur ein Aspekt im neuen Mobilitätskonzept. Während öffentliche Verkehrsmittel im städtischen Bereich vielfach an ihre Kapazitätsgrenzen stossen, ist in ländlichen Regionen Handlungsbedarf zu erkennen. Experten fordern einen integrierten Taktfahrplan nach Schweizer Vorbild, wobei die Bezirkshauptstädte an das Verkehrsnetz angeschlossen sind. Das Verursacherprinzip soll umgesetzt werden, was wiederum der Wettbewerbsfähigkeit zugute kommt. Ökologisch kontraproduktive Subventionen müssen ein Ende haben, was vermutlich einen Aufschrei der Lobbyisten verursachen wird, die Experten jedoch wenig bis gar nicht berührt.
Mobilität ist mit Kosten verbunden. Das ist ein soziales Problem mit auffallend weiter Verbreitung. Die Experten des VCÖ haben auch daran gedacht und schlagen vor, Gehen und Radfahren als energieeffiziente, gesunde und zugleich kostengünstige Alternative der Fortbewegung gezielt zu forcieren.
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