Laut einer aktuellen Onlinemeldung von Addendum.org bezog die Wirtschaftskammer Wien zu Ostern ein von der Signa Gruppe entwickeltes Bürogebäude am Wiener Praterstern. Der mehr als 100 Millionen Euro schwere Deal wirft einige Fragen auf.
Am 21. Dezember unterzeichnete Walter Ruck, der Präsident der Wirtschaftskammer Wien, mit René Benkos Signa-Gruppe einen Deal in dreistelliger Millionenhöhe. Im Frühjahr 2019 sollte die Wiener Kammer in den von Signa entwickelten Campus am Wiener Praterstern übersiedeln, im Gegenzug sollten unter anderem zwei nicht mehr benötigte Wirtschaftskammer-Objekte in den Fundus der Immobiliengruppe wandern.
Ebendiese beiden Objekte – Gewerbehaus und Palais Festetics – sorgten bereits vor Wochen für mediale Aufregung. Die spannende Frage lautet, warum das Gewerbehaus im dritten Wiener Bezirk von der Wirtschaftskammer im Zuge des Deals für gut 17 Millionen Euro an Benkos Signa ging, um flugs an den Immobilienunternehmer Hallmann weitergereicht zu werden, um prompt bei einem weiteren Immobilienunternehmer zu landen – für letztlich 31,3 Millionen Euro. Seither muss sich auch die Wirtschaftskammer Wien die Frage gefallen lassen, ob das Objekt zu günstig verkauft wurde.
Maklergebühr und Provision
Addendum hat dazu zwei auffällige Aspekte vertiefend recherchiert: Zum einen die Rolle des Immobiliendienstleisters ÖRAG, der im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien die Verkehrswertgutachten erstellte. Diese belaufen sich auf gut 17 (Gewerbehaus) bzw. gut 18 Millionen Euro (Palais Festetics). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die ÖRAG wenige Wochen nach Gutachtenerstellung, nämlich im Jänner 2018, an die Signa herangetreten sein will, um einen potenziellen Käufer für das Palais Festetics zu vermitteln: die Hallmann Gruppe.
Interessant ist weiters, dass der Immo-Riese Signa dafür eine „branchenübliche Maklergebühr“ bezahlte – und der Immo-Riese Hallmann eine Provision. Der Deal rund um das Gewerbehaus, das eine ziemlich orbitante Preissteigerung durchmachen sollte, sei aber dann ohne Vermittler, also direkt zwischen Signa und Hallmann abgewickelt worden.
WKW-Beraterin in Benko-Stiftung
Ist es branchenüblich, dass ein Immobilienbewerter gleich im Anschluss der Gutachtenserstellung einen Käufer für den Käufer sucht? Die ÖRAG teilt dazu mit, dass die Geschäftsbereiche Immobilienbewertung und Immobilienvermittlung operativ strikt voneinander getrennt seien. Man habe unternehmensintern gleichsam „chinesische Mauern“ hochgezogen und somit alles richtig gemacht. Innerhalb der Wirtschaftskammer wird die Rolle der ÖRAG neuerdings jedoch hinterfragt.
Ein zweiter spannender Punkt bei diesem gut 100-Millionen-Euro schweren Wirtschaftskammer-Wien-Geschäft mit der Signa Gruppe betrifft die Rolle einer Expertin, die im Spätherbst 2017 ebenfalls auf Seiten der Wirtschaftskammer Beratungsleistungen erbrachte: Karin Fuhrmann, Partnerin der Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft tpa Horwath. Fuhrmann sitzt seit Jahren im Vorstand einer Privatstiftung. In jener von Signa-Gründer Rene Benko.
Update: Die Wirtschaftskammer lässt zwischenzeitlich mitteilen, dass das neue Bürogebäude am Austria-Campus ein guter Deal gewesen sei. Mittlerweile würden andere dort höhere Quadratmeterpreise bezahlen.
Quelle:
- Ein Geschäft und viele Zufälle, Addendum.org, 05.06.2019