Samstag, 21. Dezember 2024
Startseite / Allgemein / Wenn die Schule vor der Wirtschaft warnt

Wenn die Schule vor der Wirtschaft warnt

Bild © CC stevepb/Pixabay (Ausschnitt)

Europas Schulbücher erziehen zu Öko-Sozialdemokraten. Mangelndes Faktenwissen kompensieren viele Autoren mit ideologischem Überzeugungswillen. So hob der Veritas-Verlag die Gemeinwohl-Ökonom Felbers auf eine Ebene mit Marx (das ginge noch), aber auch mit Adam Smith und Milton Friedman – letzteren mit Doppel-n geschrieben.

Wenn Europas  Schüler im Alter von 10 Jahren in Gymnasien und Hauptschulen einsteigen, verfügen sie über Hausverstand und Bürgersinn. Sie wissen über die Wichtigkeit, manche Dinge zu besitzen, klug zu wirtschaften und für das Alter vorzusorgen. Sie wissen: Je härter man arbeitet, je klüger und disziplinierter man ist, desto mehr Erfolg hat man im späteren Leben.

Wenn sie unser System verlassen, ist von diesen Werten fast nichts übriggeblieben. Denn Europas Schulsystem ist zum Exerzierfeld linker Eliten verkommen.

Und so glauben Europas Maturanten heute, alle Menschen wären bei Geburt „gleich talentiert und ehrgeizig“. Und weil ja einige reicher als die anderen wurden, hätte der menschenverachtende Kapitalismus eben die einen begünstigt und die anderen diskriminiert.

 

Bürger ökonomisch dumm gehalten

Überall in Europa bremst der Mainstream beim Einführen wirtschaftlicher Unterrichtsfächer.

So verwundert es nicht, dass 40% der österreichischen Schüler glauben, der Einzelhändler hätte den Drucker für 149 Euro Verkaufspreis auch um denselben Preis eingekauft[1]. 52% der Deutschen halten es heute wichtiger, die soziale Gerechtigkeit auszubauen als den deutschen Wirtschaftsstandort zu fördern. Nur 26% sehen dies andersrum[2].

Ihre Präferenzen stammen aus dem Gymnasium. Leider muss im Leben aber zuerst produziert und verdient werden. Erst dann können Überschüsse verteilt werden.

 

„Wirtschaft“ bleibt Fremd- und Feindwort

Fragt man Herrn oder Frau Österreicher, wie viel Prozent Gewinn einem Handelskonzern bei einem Packerl Milch um einen Euro wohl übrigbliebe, erhält man wie aus der Pistole geschossen: „30%!“ oder „50%!“. Ob Hilfsarbeiter oder Akademiker – alle liegen sie meilenweit daneben: Die Gewinnspanne beträgt 1%. Oder 0,01 Euro. Vor Steuern, versteht sich.

Wer kann Menschen, die von ihrem System „dumm“ gehalten werden, verübeln, in die populäre Hetze gegen Konzerne einzustimmen?

 

Wirtschaft: Kalt und grausam

„Die besten Jobs, die gibt’s beim Staat!“ So hört man es im Unterricht. Private Unternehmer dächten doch nur an ihren Profit (als ob Arbeitnehmer das bei der Wahl ihres Arbeitgebers bzw. ihres Berufes nicht täten)! Der Staat hingegen schaue nicht auf seinen persönlichen Vorteil, ergo wäre er ein gerechter, guter und sinnstiftender Arbeitgeber.

Verständlich für einen Pädagogen, der gutes (Staats-)Geld für eine Leistung erhält, deren tägliche Erbringung weit weniger stark kontrolliert wird als die eines Privat-Angestellten. Und dass die Wirtschaft kalt und gierig ist (und Private das natürlich nie sind), wissen Lehrer aus den Medien. Die ihren Nachwuchs wiederum bevorzugt aus Gymnasien beziehen.

 

Globalisierung? Böse.

Der Terminus „Globalisierung“ kommt im westlichen Schulsystem v.a. im Wort „Globalisierungs-Kritik“ vor. Inhaltlich verwandt mit „Kinderarbeit“, „Raubrittertum“ und „Lungenpest“.

Fragt sich niemand, warum Zukunftsfirmen wie Microsoft, Google, Amazon, Twitter oder Ebay (mit ihren Millionen guter Jobs) immer nur in Amerika oder Asien entstehen – und nie bei uns? Ganz einfach. Schon in der Schule werden Aktien und Optionen als Spekulationsobjekte arbeitsscheuer Erben, erfolgreiche Firmenchefs als manchesterliberale Meuchelmörder angesehen.

Wie schon Marx (mit seinem deutschen Abitur) unterliegt die Mehrheit der deutschen Bevölkerung auch heute noch dem Irrtum, Banken und Lebensversicherungen wären ohne volkswirtschaftliche Bedeutung. Sie würden nur am Blutkreislauf hart schuftender Arbeiter saugen. Oder hat schon irgendjemand einmal rauchende Schlote vor einer Bankfiliale gesehen. Nein? Also.

Niemand hat Lehrern erklärt, dass es eine wichtige Aufgabe ist, das Land mit Kapital zu versorgen. Dass es die milliardenschweren Töpfe der Lebensversicherungen sind, die Hotels und Shoppingcenter (und damit viele Jobs) finanzieren – und von den Mieteinnahmen die Versicherungssummen auszahlen.

Und dass Geld sehr wohl „arbeiten“ kann.

 

„Ihr habt keine Chance!“

Dabei meinen es die meisten Lehrer gut – sie wissen es nur nicht besser. Wenn Schüler etwas falsch machen, dann zischt der Herr Professor: „In der Privatwirtschaft, da würde man dich dafür jetzt rausschmeißen!“ So stellt er es sich zumindest vor.

Denn privatwirtschaftliche Erfahrungen beschränken sich bei den meisten Pädagogen auf unerquickliche Ferialjobs. Dort musste der 27-jährige Latein-Student erkennen, dass sein „Marktwert“ in der „kalten“ Wirtschaft“ unter dem eines 15-jährigen Kellner-Lehrlings liegt.

Leider haben die Fähigkeiten von Pädagogen außerhalb des Lehrbetriebes fast keinen Wert. Diese Erkenntnis verunsichert viele, es lässt sie Arbeitsmarkt und Gesellschaft (und ihre persönliche Zukunft außerhalb der Schule) pessimistisch sehen. Und diese persönlichen Zukunftsängste geben sie an die Kinder weiter.

Darum jubelt an der Schule niemand: „Ihr Jungen habt eine tolle Zukunft vor Euch!“ Stattdessen tönt ein Felber vor Hundert Schülern: „In diesem System habt Ihre keine Chance!“, und neben den aufgehetzten Kinder applaudieren auch (fast) alle Lehrer.

 

Bürgerliche verdrängt

In keinem europäischen Land konnten sich (entideologisierte) bürgerliche Autoren ab den 1960ern gegen die erdrückende Mehrheit ideologisch hochmotivierter Linker durchsetzen. Im Gegensatz zu ihnen war den Bürgerlichen die Tatsache eines Kampfes noch nicht einmal bewusst gewesen.

In ihrer konservativ-naiven Arbeitsethik hatten sie es akzeptiert, wenn sie bei Besetzungen in Ministerien und Schulbehörden zugunsten von „68er“-Ideologen Zweitgereihte waren. Und wenn ihre Schulbuchtexte nicht angenommen bzw. sie linken Co-Autoren zugeordnet wurden, dann dachten sie, „Da war ich wohl nicht gut genug!“

Linke hätten eine Verschwörung konservativer Kreise vermutet und mit medialer Hilfe aggressiv angekämpft.

Vielleicht hätte Bürgerlichen ja etwas mehr Lautstärke gut getan. Nicht erst jetzt, wo man den Verlust des eigenen Wertekanons in Europa laut beweint.

 

 


[1] Schüler aus Gymnasien und Neuen Mittelschulen, In:  „Bildung: Keine Ahnung von der Wirtschaft“, Die Presse, 24.12.2015

[2] „Studie zu Gerechtigkeit – Deutsche halten ihr Land für ungerecht“, NTV, 23.3.2014

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren

Profil / Kriminalfall „Phantom“ aus Wels: Glücksspiel-Bande soll Gutachter geschmiert haben

Profil / Kriminalfall „Phantom“ aus Wels: Glücksspiel-Bande soll Gutachter geschmiert haben

Ermittlungen gegen eine mutmaßlich kriminelle Glücksspiel-Gruppierung: Die Hintermänner wollten Beamte besachwalten lassen, zeigten sich aus …