Donald Trump wird sich noch viele Fehltritte leisten dürfen. Denn seine Fans wollen, dass er Washington aufmischt. Deshalb haben sie ihn auch gewählt. Und wen kümmert da schon die Reaktion der Welt. Eine politische Analyse gibt Aufschluss.
Denn sie wussten sehr wohl was sie taten. Es sind nicht die üblichen Wähler der Republikanischen Partei sondern es sind seine millionenfachen Fans, die dem US-Präsidenten Donald Trump den Rücken stärken und in seinem politischen Handeln bestärken. Das wird auch zur Folge haben, dass sie Trump selbst dann noch Gefolgschaft leisten, wenn er mit seiner Politik international aneckt, national auf Widerstand stößt, ja er sogar in Konflikt mit Abgeordneten seiner eigene Partei gerät. Das ist eine Schlussfolgerung einer Analyse, die der britische Konservative und Meinungsforscher Lord Ashcroft bei einer Vorstandssitzung der Internationalen Demokratischen Union (IDU) präsentierte. Dieser weltweiten Dachorganisation der Zentrumsparteien gehören nicht nur Parteien wie die CDU, CSU und ÖVP sondern auch die Republikanische Partei an.
Ashcrofts Analyse beruht auf einer Untersuchung so genannter Focus Groups in jenen Swing States, die die Wahl entschieden haben: Wisconsin, North Carolina, Virginia, Pennsylvania, Arizona, Florida und Ohio. Und sie gibt auch gleich zu Beginn Antwort auf die Frage, warum die US-Umfragen in den Swing States so falsch gelegen: Die Demoskopen haben weiße Wähler ohne College-Abschluss nicht genug berücksichtigt oder deren Entschlossenheit, zur Wahl zu gehen, schlichtweg unterschätzt.
Parallelen zu Europas Rechtspopulisten
Eine große Rolle spielte auch die weitverbreitete Fehleinschätzung, Trump-Wähler seien allesamt politische Naivlinge, die sich leicht betrügen und hinters Licht führen lassen. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall, die Wähler haben die Kandidaten und deren Fehler sehr klar gesehen und sind „mit weit offenen Augen“ in die Wahlkabinen marschiert. Trumps charakterliche Schwächen waren seinen persönlichen Wählern und damit Fans nur zu bekannt. Aber seine Fehler zeigten ihnen nur, dass er eben kein herkömmlicher Politiker war und auch gar nicht versuchte, sich wie einer zu benehmen. Das wiederum war den Wählern nur recht. Hier lassen sich sogar gewisse Rückschlüsse zum Votum für viele rechtspopulistischen Politiker und deren Parteien in Europa ziehen. Was sich ja auch bereits in deren Anbiedern an Trump zeigt.
Was das Agieren des neuen US-Präsidenten für eine breite Weltöffentlichkeit so problematisch macht, war für seine Wähler nicht maßgebend. Seine politischen Ziele wurden als eher unscharf erkannt, dafür aber waren sie sich sicher, dass er ihre Prioritäten teilt und eine neue Richtung einschlagen werde. Mehr noch, Trumps Weigerung, sich politisch korrekt zu verhalten, empfanden die Wähler als frischen Luftzug. Und somit steht er für den Wandel, den seine Wähler unbedingt wollten.
Clintons Stärken waren ihre eigentlichen Fehler
Die Stärken von Hillary Clinton waren in den Augen der Trump-Wähler regelrechte Schwächen, ja sogar Fehler: Sie hatte politische Erfahrung, eben „weil sie die ultimative Washington-Insiderin war, die Verkörperung des politischen Establishments, das so viele Leute loswerden wollten“, so Ashcroft. Wenn Clinton wohlvorbereitet sprach, erschien sie den Trump-Wählern als programmiert und unaufrichtig. Sie entsprach damit nur dem Bild einer „typischen Politikerin“. Ausschlaggebend war letzten Endes der weit verbreitete Wunsch nach einem politischen Wandel. Und das ohne Rücksicht auf Verluste des Ansehens, der Glaubwürdigkeit, der Verlässlichkeit draußen in der Welt.
Die Aussage eines Wählers bringt es auf den Punkt: „Lasst es uns einfach riskieren. Wir werden viel Mist hinnehmen müssen, aber vielleicht kriegen wir ja mit Trump ein paar Dinge geregelt“. Damit aber stellt sich die Frage, wie geht es nun nach der Wahl weiter mit Amerika. Und auch darauf will Ashcroft mit seiner Analyse eine Antwort liefern. Die Basis der republikanischen Wähler gliedert sich in drei Gruppen: erstens in einen republikanischen Mainstream aus orthodoxen Mitterechts-Konservativen, zweitens in sehr konservative Wähler, die auch als „Fox-News-Aktivisten“ bezeichnet werden sowie drittens in eine weniger gebildete und wirtschaftlich schwache Bevölkerungsschicht, die sich bislang eher nicht politisch engagiert hatte.
Skandale werden Trump nicht nachgetragen
Was diese drei Segmente verbindet, das ist unter anderem der Zorn auf Washingtons bisherige Politik. Wäre es nur nach der Partei gegangen, dann hätte Clinton das Rennen gemacht. So aber erzielte Trump mehr Wählerwirkung als die Republikanische Partei. Und das wiederum verleiht Trump jene Kraft, die ihn unberechenbar macht. Es sind seine persönlichen Wähler und Fans mit denen er punkten kann, wenn es einmal darauf ankommt. Die republikanischen Unterhausabgeordneten und Senatoren sind im Zweifelsfall nur Teil des abgestraften politischen Establishments. Daher so Ashcroft: Wenn es zu einem Thema zum Konflikt zwischen dem Präsidenten und den Republikanern im Kongress kommt, dann werden sich die republikanischen Wähler auf Trumps Seite schlagen. Daher werden auch irgendwelche Skandale Präsident Trump nicht so schnell etwas anhaben und seine Wähler gegen ihn aufbringen können: „Er ist ihr Mann, und solange sie glauben, dass er auf ihrer Seite ist, werden sie zu ihm halten.“