Nicht nur US-Ökonomen warnten vor der Gemeinschaftswährung, schon die Geschichte von Bretton Woods hätte Böses ahnen lassen müssen. Derweilen steigen die finanziellen und ökonomischen Kosten des Euro weiter. Und Firmen wie Heineken halten Cash-Bestände schon längst in Dollar und in Pfund.
Es ist ruhig geworden um den Euro und Griechenland – und eigentlich um die ganze Eurokrise. Das hängt aber keineswegs mit gelösten Problemen zusammen, sondern am „Jahr Eins“ der „neuen Völkerwanderung“. Sie stellte alles andere in den Schatten.
Euro-Krise schwelt weiter
Denn nichts ist gelöst. Griechenland wurde mit weiteren Milliarden aus dem „Norden“ nur weiter „befriedet“. Aber auch diese Milliarden sind verlorene Milliarden; und auch sie werden die Mentalität der Hellenen nicht zu ändern vermögen. Es wird weiterhin keine technischen Start-Ups geben, keine Gründer-Persönlichkeiten wie Bill Gates oder Werner von Siemens, und die Masse wird weiterhin danach trachten, keine Steuern zu bezahlen – aber immer auf der Ausschau nach einem Staatsjob zu sein.
Internationale Investoren werden weiter ausbleiben, zu aggressiv (und unternehmerfeindlich) ist des Volkes Stimmung in dem Urlaubsparadies. Einzige Ausnahmen: Griechische (Flug-)Häfen als Globalisierungsdividende.
Schuldenkatastrophe geht weiter
Länder wie Frankreich wachsen noch immer nicht, obwohl sie jedes Jahr immer noch höhere Schulden aufnehmen. Denn das „Keynesianische Wachstumsmodell auf Pump“ hat sich endgültig totgelaufen. Die „Grande Nation“ hat heuer – wie auch Spanien – schon 92% Schulden am BIP, und 2015 werden in Paris weitere 3,8% dazukommen, in Madrid 4,5%[1].
Österreich hat einen historisch hohen Schuldenberg von 81%, und der wird auch heuer unvermindert weiterwachen (um 2%). England ist schon mit 87% verschuldet – und wird das Jahr 2016 mit über 90% beginnen[2].
Als ob das nicht schon schrecklich genug wäre, sind die sogenannten Schattenschulden Europas auf historische Höchststände geklettert. Sieht man die üppigen Pensionszusagen der Sozialstaaten nämlich als das was sie sind, nämlich künftige Verbindlichkeiten – dann wird es wirklich eng. Dann hat Luxemburg plötzlich 1.020% Schulden am BIP, Spanien und England weit über 500%, Frankreich 388%, Griechenland 356% und Österreich noch immer 173%. Solide (wieder einmal) nur unser nördlicher Nachbar: Deutschland hat bei 77% offizieller Verbindlichkeiten nur 4% an Schattenschulden (zusammen also 81%)[3].
Pensionen auf Pump
Bis auf Schweden (und der Schweiz) gelang es keinem EU-Mitgliedsland, seine aufgeblähten Sozialstaaten so zu reformieren, dass sie nur das ausgeben, was sie vorher eingenommen haben. Kein Land (außer Schweden und die Schweiz) hat es geschafft, sein Pensionsantrittsalter auf 65 Jahre zu erhöhen – und damit den Gesamtstaat finanziell zu retten.
Die Flüchtlingsheere werden den öffentlichen Kassen zusätzlich hohe Kosten abverlangen und auch zu neuen Schulden führen – aber Europas Erwerbsquote nicht verbessern (der islamische Lebensstil ist mit „Weniger“ zufrieden, Frauen hat man lieber hinter´m Herd als hinter´m Fließband).
Starker Euro stärkt Starke
Hauptgrund ist der starke Euro. Auf der einen Seite hat er es nicht geschafft, die nationale Politik der Mitgliedsländer auf solidere Haushaltsführungen einzuschwören – das gelang ausschließlich bei unseren östlichen Neu-Ankömmlingen.
Andererseits zwingt die Einheitswährung den unterschiedlichen Mentalitäten brutal eine wertemäßige Neuorientierung auf. Wochenlange Bummelstreikes und schlampiges Zusammenpfuschen an Maschinen sind jetzt nicht mehr. Und statt Soziologie und Beamtenjob heißt es jetzt Maschinenbau und Gründerdarlehen.
Da die Ökonomien West und Südeuropas ihre nationalen Währungen nicht mehr abwerten können, müssen sie sich mit technischen Spitzenprodukten „Made in Germany“ oder „Made in Sweden“ messen – und das gelingt heute so wenig wie gestern.
Also müssen die Löhne in den „Ländern ohne Unternehmerkaste“ so weit abgesenkt werden, bis deren Produkte wenigstens billiger sind als die deutsche Konkurrenz. Außerdem zieht das dann wenigstens fremde Unternehmer an.
Aber es schafft große soziale Spannungen: in Ländern wie Portugal, Spanien oder Griechenland arbeiten Facharbeiter heute schon für 700 Euro – vor der Eurowährung hatte man ihnen vollmundig noch das Doppelte versprochen.
Und tatsächlich kann Portugal sich heuer über ein „Pipi“-Wachstum von 1,6% freuen – muss dafür aber 3% an Schulden aufnehmen. Wer des Rechnens mächtig ist, erkennt in Wahrheit aber ein Schrumpfen des gesamtstaatlichen Wohlstandes in der Höhe von 1,4%.
Bretton Woods scheiterte
Schon der Vorläufer des Euros scheiterte. Im Ort „Bretton Woods“ im US-Bundesstaat „New Hamphire“ wurde 1944 ein System fester Wechselkurse für die westliche Welt erdacht (1% Schwankungsbreite). Änderte sich der Marktwert einer Währung, war seine Notenbank gezwungen, solange Devisen an- oder zu verkaufen, bis der offizielle Kurs wieder erreicht war.
Denn obwohl Deutschlands Industrie 1945 in Schutt und Asche gelegen war, waren seine Güter nur 20 Jahre später schon innovativer als jene Amerikas. Und weil immer mehr Amerikaner mehr deutsche Produkte kauften als umgekehrt, wurden dafür mehr DM angekauft (und Dollar im Gegenzug verkauft), was den DM-Kurs zum Steigen brachte. So war die Bundesbank gezwungen, Jahr für Jahr noch mehr Steuermilliarden in den Ankauf von immer noch mehr und immer noch wertloseren Dollarnoten zu verschwenden.
1973 brach das System zusammen. Es hatte gerade einmal 29 Jahre gehalten.
Dem Euro kann man eine ähnliche Lebenserwartung prognostizieren – vorausgesetzt, die drei, vier gesunden Kernstaaten rund um Deutschland sind gewillt, sich so lange im Schatten immer höherer Finanz- und Schuldentürme zu verstecken.
Eines Tages wird der Tag der Wahrheit aber kommen. Dann werden all die Finanztürme einstürzen, und ein kleines Mädchen wird sagen: „Aber der Kaiser ist ja nackt!“
Und plötzlich wird jeder wissen, dass Europa pleite ist.
[1] Schuldenstände laut www.statista.de
[2] Budgetzuwächse laut Schätzungen EU-Kommission und Eurostat
[3] www.statista.de